Sie haben im Juli 2025 eine strategische Kooperation gestartet. Was verbindet Raiffeisen-Leasing und BYD – und was macht den jeweils anderen zum idealen Partner?
Danijel Dzihic: Wir als chinesischer Technologiekonzern verfolgen mit der Kooperation zwei Ziele: Zum einen wollen wir Elektromobilität einfach und leistbar machen und zum anderen unsere Marke in Europa und Österreich positionieren. Um eine Volumensmarke in Österreich zu werden, gehört natürlich Leasing als wichtiger Bestandteil dazu. Dafür gibt es keinen besseren Partner als Raiffeisen-Leasing: Erstens ist Raiffeisen-Leasing ein Pionier beim Thema Elektromobilität in Österreich. Zweitens gibt es keinen anderen österreichischen Universal-Leasing-Anbieter, der so für Österreich steht und so hohes Vertrauen in Österreich genießt wie Raiffeisen-Leasing. Für uns ist das ein perfektes Match, das uns hilft, entsprechend nachhaltig in Europa und Österreich erfolgreich zu sein.
Alexander Schmidecker: Als einziger nationaler, herstellerunabhängiger Universal-Leasing-Anbieter bieten wir für Retailkunden maßgeschneiderte Finanzierungsoptionen und ergänzen unser Angebot mit Flottenmanagementlösungen für Firmenkunden. Damit sind wir ein natürlicher Ansprechpartner für BYD. Dazu kommt unsere Strahlkraft in Richtung Raiffeisen Bank International und ihrem Netzwerk in Osteuropa, sodass auch dort diese Kooperation erfolgreich weitergeführt werden könnte.
Woran werden Sie den Erfolg der Kooperation messen – und welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Dzihic: Die Ambition des Konzerns ist sehr hoch. Weil BYD in einem ultraschnellen Tempo zur weltweiten Nummer eins bei elektrifizierten Fahrzeugen geworden ist, wollen wir hier auch in Österreich führend sein. Schon die ersten paar Monate der Kooperation haben gezeigt, dass die Zahlen für uns sprechen.
Schmidecker: Der Erfolg gibt uns recht. Ich gehe davon aus, dass wir bis Ende des Jahres die 2.000er-Marke bei den Finanzierungen knacken sollten. Das ist wirklich viel – und gibt uns eine schöne Perspektive für ein volles Jahr 2026. Unser Ziel ist es, jeden zweiten zugelassenen BYD in Österreich zu finanzieren. Egal ob im privaten oder im gewerblichen Bereich.
Bis Ende September 2025 wurden in Österreich 46.151 rein elektrisch betriebene Autos neu zugelassen. Das sind 21,5 Prozent aller Neuzulassungen und gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 41,4 Prozent. Benziner verzeichnen ein Minus von 6,2 Prozent und Diesel-Pkw einen Rückgang von 26,5 Prozent. Der Elektro-Anteil am gesamten Pkw-Bestand beträgt allerdings nur 4,6 Prozent. Trotzdem ein Grund zur Freude?
Dzihic: Definitiv. Mittlerweile geht die Elektromobilität in Richtung Masse, weil jetzt alle Anbieter sehr stark die Leistbarkeit pushen. Leistbare E-Mobilität zum Preis eines Verbrenners mit Vollausstattung ist eine Grundvoraussetzung der Kunden und somit der Schlüsselfaktor zum Erfolg. Alle anderen Ansprüche wie Reichweite, Ladegeschwindigkeit und -infrastruktur wurden bravourös gekontert. Gerade in Österreich sind wir vorbildlich, was die Anzahl der Ladepunkte betrifft. Wir sind jetzt wirklich an diesem Tipping-Point, wo E-Mobilität massentauglich wird.
Schmidecker: Um E-Mobilität für eine breitere Zielgruppe zugänglich zu machen, spielt Leasing eine zentrale Rolle. Viele potenzielle Nutzer zögern aufgrund der hohen Anschaffungskosten, doch mit Leasing können wir diese Barriere abbauen und die Kosten in plan- und leistbare monatliche Raten umwandeln.
Wenn alle Hürden aus dem Weg geräumt wurden, warum werden noch immer Verbrenner gekauft?
Dzihic: Das Tempo ist da. Jede fünfte Neuzulassung ist bereits ein E-Auto. Natürlich braucht es eine gewisse Zeit. Für manche ist der Sprung vom Verbrenner auf rein elektrisch einfach zu groß. Deswegen werden auch Hybrid-Fahrzeuge gerade wieder interessanter. Mit dieser Zwischenstufe kann man die österreichischen Phantomschmerzen, die jährliche Urlaubsfahrt mit der Batterie nicht zu schaffen, bewältigen. Prinzipiell fehlt es an Aufklärung. Die meisten sind noch nie in einem Elektroauto gesessen. Deshalb suchen wir auch die Nähe zu den Leuten und wollen, dass sie die Autos ausprobieren. Das bewirkt Wunder.
Schmidecker: Vor allem im Firmenkunden- und im Flottenbereich ist die Elektromobilität sehr stark nachgefragt. 63 Prozent unserer neu eingeflotteten Fahrzeuge sind rein elektrisch. Da hat die Sachbezugsbefreiung für Elektro-Dienstfahrzeuge einen wesentlichen Boost erzeugt. Aber keiner unserer Kunden nennt das als Hauptargument für E-Mobilität, vielmehr ist es das Full-Service-Paket, dass man sich um nichts kümmern muss und alles unkompliziert nach unserem Motto leasing.einfach.machen funktioniert.
Wie gehen Sie mit der Sorge um den Restwert von E-Autos um?
Dzihic: Da gehen wir bei BYD einfach einen anderen Weg. Wir haben eine Batterie, die für Langlebigkeit steht, keine klassische NMC-Batterie, sondern eine Lithium-Eisenphosphat-Batterie. Da garantiert BYD 5.000 Ladezyklen. Da reden wir von Millionen Kilometern. Zudem ist sie auch nachhaltiger, weil kein Nickel, Kobalt etc. drin ist. Zweiter Punkt ist die Software. Diese Fahrzeuge können over-the-air permanent besser gemacht werden, was sicher eine positive Auswirkung auf den Restwert hat. Und drittens, das ist der Gamechanger für die Elektromobilität, unsere Autos sind alle bidirektional, das heißt, der Strom fließt in beide Richtungen und aktuell bereiten wir alles vor, damit sie als rollende Stromspeicher genutzt werden können.
Schmidecker: Restwerte spielen naturgemäß für uns eine große Rolle. Wir glauben, dass sich für Fahrzeuge mit einer entsprechenden Qualität und regelmäßigen Updates ein spannender Sekundärmarkt auftun wird. Vor allem für diejenigen, die mit einem günstigen gebrauchten E-Auto ihre ersten Erfahrungen machen wollen. Die Produktpalette von Raiffeisen-Leasing reicht ja – auch für BYD-Fahrzeuge – vom klassischen Finanzierungsleasing über RestwertleasingPLUS, bei dem der Kunde am Ende der Leasingdauer die Wahl einer Weiternutzung oder Rückgabe an uns hat, bis hin zum Flottenmanagement inklusive aller Service- und Reifenkosten.
Was bedeuten steigende Strompreise für die Zukunft der Elektromobilität?
Dzihic: Gerade in Österreich – vor allem im ländlichen Raum – wurde in den letzten Jahren extrem viel in PV-Anlagen investiert. Wenn man den eigenen grünen Strom mit dem Auto tankt und auch noch speichern kann, die deutlich günstigeren Servicekosten miteinrechnet, dann fallen die „Total Cost of Ownership“, also die Gesamtkosten der Anschaffung, auch bei höheren Strompreisen immer noch zugunsten der Elektromobilität aus.
Schmidecker: Man kann nach oben und unten diskutieren, nach wie vielen Kilometern ein Elektroauto beim CO2-Fußabdruck den Break-even erreicht. Aber, dass hier ein Diesel- oder Benzinfahrzeug das Rennen gewinnen wird, wage ich zu bezweifeln.
Wo steht die E-Mobilität in Österreich in fünf Jahren – und welche Rolle wollen Raiffeisen-Leasing und BYD dann spielen?
Dzihic: Also in fünf Jahren könnte der nächste Tipping-Point erreicht sein und die Zulassungen mehr als 50 Prozent ausmachen. Und wir wollen natürlich – gemeinsam mit Raiffeisen-Leasing – die Nummer eins sein. Das ist unser Anspruch und daran werden wir gemeinsam arbeiten.
Schmidecker: In fünf Jahren werden Sie uns möglicherweise fragen, wie wir mit den Restwerten für reine Diesel- und Benzinfahrzeugen umgehen, weil die Elektromobilität das neue Normal sein wird. Und wir haben vor, diesen Weg gemeinsam mit BYD „faster than fast“ und auf Augenhöhe weiter zu beschreiten.








