Die persönliche Nähe, der Informationsaustausch und die gemeinsame Abstimmung sind für Raiffeisen Oberösterreich kennzeichnend oder gar die Basis des Erfolges unserer letzten Jahre“, sagt Volkmar Angermeier, Aufsichtsratsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, bei der Eröffnung der „Marktimpulse 2021“. Mit der Großveranstaltung im Linzer Design Center, bei der rund 1.000 Vertreter aus der gesamten Raiffeisenbankengruppe Oberösterreich zusammenkommen, will man sich auf die strategischen Schwerpunkte für das kommende Jahr einstimmen.
„Ein Impuls hat immer etwas mit Schwung und Energie zu tun“, weiß Angermeier und bekräftigt: „Dieser Schwung und diese Energie soll heute von uns ausgehen. Wir wollen etwas anstoßen, etwas bewegen und auch etwas bewirken – und nicht nur für uns als Raiffeisen, sondern für unsere Kunden und damit die gesamte Wirtschaft in unserem Land.“ Damit das gelingt und die Impulse auch ankommen, habe man mit dem Strategiekonzept „Raiffeisenbankengruppe OÖ 2025“ letztes Jahr die richtige Basis geschaffen. Der oberste Leitsatz dabei lautet: „Vom Kunden her denken.“
„Da hat Raiffeisen einen Riesensprung nach vorne gemacht“, freut sich RLB-Generaldirektor Heinrich Schaller über die Ergebnisse einer KPMG-Umfrage im Krisenjahr 2020, bei der Raiffeisen von den Kunden als beste Bankengruppe ausgezeichnet wurde. Gründe für eine „derart gute Note“ sieht Schaller einerseits in der Nähe zum Kunden: „Sie schätzen es, wenn jemand vor Ort ist, der ihre Probleme löst und ihre Fragen beantwortet.“ Auf der anderen Seite biete man ein „hervorragendes Instrument fürs Onlinebanking“. Nicht ohne Grund sei „Mein Elba“ die am meisten heruntergeladene Banking-App Österreichs.
Dass die regionale Verwurzelung, die Präsenz vor Ort als besonderes Asset von Raiffeisen, keinesfalls im Widerspruch mit der voranschreitenden Digitalisierung steht, unterstreicht auch Angermeier. Digitale Geschäftsfelder werden das Leistungsportfolio erweitern und neuen Mehrwert für die Kunden schaffen. „Es ist enorm wichtig, dass wir die Veränderungen am Markt nicht passiv zur Kenntnis nehmen, sondern dass wir sie aktiv mitgestalten“, mahnt der Aufsichtsratsvorsitzende. Man dürfe sich von den aktuellen, hervorragenden Ergebnissen nicht blenden lassen, „denn die Zukunft wird uns viel abverlangen“. Es brauche solidarische Disziplin und eine „wirklich notwendige“ Veränderungsbereitschaft, um den Wandel erfolgreich mitgehen zu können.
Gestützt wird der künftige Weg von einer Neudefinition des Raiffeisen-Markenwertes, wie Generaldirektor-Stellvertreterin Michaela Keplinger-Mitterlehner präsentiert. Die bekannte und gute Marke Raiffeisen soll modern aufgeladen werden, um sie für die nächste Generation auf ein neues Niveau zu heben: „Auf Bundesebene geht der Fokus ganz stark in Richtung Nachhaltigkeit – aus der Region, für die Region. Genauso soll das ‚Wir‘ immer im Vordergrund stehen“, erläutert Keplinger-Mitterlehner. Zudem möchte man weg von der Testimonialwerbung – der Werbung mit bekannten Persönlichkeiten – und sich stärker auf die Kernwerte konzentrieren.
Im Vertrieb erwartet man sich dadurch eine „noch punktgenauere und stärkere“ Ansprache der Bestandskunden sowie bessere Chancen, neue Kundenschichten erschließen zu können. Die Kundenberater werden dabei von neu entwickelten Tools zur Betreuung und Analyse der Kunden unterstützt.
Keplinger-Mitterlehner sei sich der enormen Herausforderung bewusst, weiß aber auch: „Digitalisierung passiert nicht einfach, sondern muss angewandt, gelebt und vor allem auch geführt werden. Es ist eine große Führungsaufgabe die Kollegen zu motivieren und zu coachen, dass all diese Instrumente auch verwendet werden.“ Entsprechend dem neuen Slogan – „Wir macht’s möglich“ – kann man aber optimistisch sein.
Quo vadis?
Für positiven Schwung bei der Strategieumsetzung sorgt auch die aktuelle Marktlage. Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie kam der Aufschwung viel schneller als von allen erwartet, wie Wirtschaftsforscher Christoph Badelt festhält. Für das heurige Jahr rechnet man damit, dass „wir ein Wachstum von über 4 Prozent erreichen werden – und im nächsten Jahr vielleicht irgendwo zwischen 4,5 und 5 Prozent“. Nichtsdestotrotz bleiben noch eine Reihe von Unsicherheiten wie zum Beispiel Lieferengpässe oder die Auswirkungen der vierten Corona-Welle, bremst Badelt.
Die derzeit hohe Inflation sei von einer Summe an Sondereffekten geprägt, wie den steigenden Treibstoff- und Energiepreisen oder den bereits genannten Lieferengpässen. „Diese beiden Faktoren sollten aber bis Mitte nächsten Jahres wieder vorbei sein“, prognostiziert Badelt.
Dem Szenario würden auch die Finanzmärkte trauen, sagt Teodoro D. Cocca, Professor für Asset Management an der Johannes Kepler Universität Linz. Geht es ums Anlageverhalten, sei festzustellen, „dass in einer Krise die Neigung in Richtung eher riskantere Anlageklassen zunimmt“. Das würde man am ersten Blick vielleicht nicht erwarten, lasse sich aber ökonomisch relativ rational begründen, so Cocca: „Es gibt kaum Alternativen. Die Niedrigzinsphase treibt Investoren in Richtung Risiko, denn nur dort findet man noch Rendite.“
Die steigende Nachfrage haben auch die Raiffeisenbanken gespürt: „Wir sind sehr bemüht, unsere Kunden in Richtung Wertpapierveranlagung zu führen. Das ist uns im letzten Jahr super gelungen und der Trend geht noch weiter“, resümiert Schaller.