Raiffeisen-Powerday 2025: Lehrlinge aus Agrarunternehmen erstmals vernetzt

Der 1. Powerday für Lehrlinge brachte junge Menschen aus den Agrar-Beteiligungsunternehmen des Raiffeisen-Sektors zusammen.

Karriere mit Lehre ist nicht nur ein klingender Reim, sondern bringt auf den Punkt, warum die duale Ausbildung seit Jahrzehnten zu den stabilsten und zugleich vielfältigsten Bildungswegen in Österreich zählt: Sie verbindet fundiertes Fachwissen mit praktischer Erfahrung und bietet Jugendlichen damit berufliche Perspektiven, die weit über den ersten Jobeinstieg hinausreichen.

Auch innerhalb der Raiffeisen-Welt ist die Lehre ein tragender Bestandteil der Nachwuchsentwicklung. Und das nicht nur innerhalb der Bank: Auch die Agrar-Beteiligungsunternehmen von Raiffeisen bieten ein breites Spektrum an Ausbildungsberufen, in denen junge Menschen ihre Talente entfalten und sich Schritt für Schritt zu Fachkräften von morgen entwickeln können – vom Lebensmittelbereich über Logistik und Produktion bis hin zur IT oder zum Marketing.

Um die Lehrlinge aus den diversen Agrarbeteiligungen des Raiffeisensektors zusammenzubringen, fand Anfang Dezember der 1. Raiffeisen Powerday für Lehrlinge statt. Organisiert vom Raiffeisen Campus und der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich kamen rund 100 Lehrlinge aus Unternehmen wie Agrana, NÖM, Vivatis, Karnerta und Efko in Linz zusammen. Die Veranstaltung bot ihnen die Gelegenheit, sich zu vernetzen, Einblicke in die größere Raiffeisen-Familie zu gewinnen und zu erleben, wie bedeutend ihre Ausbildung im Kontext der gesamten Wertschöpfungskette ist. Oder wie es RLB-OÖ-Beteiligungsvorstand Gerald Aichhorn formulierte: „Ihr sollt sehen und spüren, dass ihr Teil von etwas Größerem seid.“

Gerald Aichhorn beim Powerday für Lehrlinge
Gerald Aichhorn ermutigte die Lehrlinge, ihr Potenzial auszuschöpfen. © Joseph Krpelan

Möglichkeit zu wachsen

In seiner Eröffnungsrede blickte Aichhorn auf die lange Geschichte der Beteiligungen der RLB OÖ zurück. Die erste, nämlich an Efko, stammt aus dem Jahr 1976 – „das ist relativ genauso lang her, wie ich auf der Welt bin“, merkte er schmunzelnd an. Sie zeige auch, welche Wurzeln Raiffeisen habe: „Nämlich aus dem Segment der Ware, der Lebensmittel und deren Bedeutung für die Menschen.“ Heute hat die RLB OÖ rund 400 Beteiligungen, die zusammen rund 1,7 Mrd. Euro Umsatz erwirtschaften und Menschen in Österreich und anderen Ländern mit Lebensmitteln versorgen.

Gerade deshalb komme den Lehrlingen eine zentrale Rolle zu. Sie seien nicht bloß Teil eines produzierenden Unternehmens, sondern trügen zu etwas bei, das „tagtäglich Relevanz“ habe. Engagement, Fleiß und Wille seien jene Eigenschaften, die Raiffeisen seinen jungen Talenten vermitteln wolle. „Ihr habt die Möglichkeit, euch zu entwickeln, zu wachsen und in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen“, betonte Aichhorn – ob im Vertrieb, im Einkauf oder vielleicht sogar einmal in der Führung eines Betriebs.

Die Moderatoren Martina Weissenbök (links) und Angelika Senk (rechts) im Gespräch mit Robert Pichler, Bettina Kastner und Georg Kammerer
Die Moderatoren Martina Weissenbök (links) und Angelika Senk (rechts) im Gespräch mit Robert Pichler, Bettina Kastner und Georg Kammerer © Joseph Krpelan

Lehre als beste Basis

Im anschließenden Podiumstalk gaben Bettina Kastner und Robert Pichler vom Österreichischen Raiffeisenverband sowie Georg Kammerer von NÖM einen Einblick in ihre Arbeit. Kastner, im ÖRV zuständig für Personal, Kollektivverträge und interne Organisation, schilderte, dass Lehrlinge in den Kollektivvertragsverhandlungen ein „ganz wichtiger Part“
seien – von Lehrlingseinkommen über Internatskosten bis hin zu Ausbildungsschwerpunkten. Bevor sie selbst Kollektivverträge im Agrarbereich übernahm, habe sie Produktionsabläufe vor Ort kennengelernt – „ich bin im Silo herumgeklettert“ –, um die Arbeitsrealitäten der Betriebe zu verstehen: „Worüber ich verhandle, muss ich auch Bescheid wissen.“ Diese Nähe zur Praxis präge auch die jüngste Initiative einer gemeinsamen Lehrlingsoffensive, aus der der Powerday hervorgegangen ist. „Eine abgeschlossene Lehre ist die beste Basis für vielfältige Karrierewege bei unseren Raiffeisen-Organisationen“, betonte Kastner.

Als Leiter der Agrarabteilung im ÖRV erläuterte Pichler die Funktion seiner Organisation als Dachverband und Interessenvertretung der Raiffeisen-Unternehmen. Der ÖRV sei im ständigen Austausch mit politischen Entscheidungsträgern, Ministerien, Kammern und europäischen Institutionen, um die Rahmenbedingungen aktiv mitzugestalten. „Unsere Unternehmen sorgen dafür, dass wir jeden Tag etwas Gutes zum Essen und Trinken haben. Damit das gelingt, braucht es gute Mitarbeiter.“

Für Kammerer, Lehrlingsverantwortlicher bei NÖM, steht neben dem Wissenstransfer die Vermittlung von Werten im Fokus. Der oft zitierte Spruch „Den Lehrlingen gehört die Zukunft“ stimme tatsächlich – und gerade deshalb müssten Unternehmen ihre jungen Mitarbeiter nicht nur fachlich, sondern auch menschlich unterstützen. Kammerer sprach offen über Höhen und Tiefen in der Ausbildung: „Natürlich geht es einem manchmal schlecht und man denkt, es zahlt sich nicht aus. Aber genau dann ist es wichtig, weiterzumachen.“

Andreas Onea beim Powerday für Lehrlinge
Andreas Onea ließ sich von seiner Behinderung nie ausbremsen und kämpfte sich zu zahlreichen sportlichen Erfolgen. © Joseph Krpelan

Ziele konsequent verfolgen

Als Paradebeispiel für diese Einstellung betrat Andreas Onea die Bühne. Der Paralympics-Medaillengewinner und ORF-Moderator erzählte mit Offenheit und Humor seine inspirierende Lebensgeschichte. Im Alter von sechs Jahren war er mit seiner Familie in einen Autounfall verwickelt, den er nur mit viel Glück überlebte, aber seinen linken Arm verlor. Damals habe er durch die Liebe und mentale Stärke seiner Eltern etwas Entscheidendes gelernt – dass es im Leben immer zwei Optionen gebe: „Schaue ich auf das, was schiefgelaufen ist, oder richte ich den Blick auf das, was doch noch gut ist?“

Diese Haltung zieht sich seither als roter Faden durch Oneas Leben. Er berichtete von Mobbing in der Schule, von Rückschlägen im Schwimmsport, von Disqualifikationen, weil die Regeln seine Behinderung nicht berücksichtigten, und von Momenten, in denen er knapp an seinen Träumen scheiterte. Doch jedes Mal sei es darum gegangen, nicht aufzugeben, sondern eine Lösung zu finden. So arbeitete er jahrelang – gegen alle Prognosen – an seinem großen Ziel: eine Paralympics-Medaille zu gewinnen. Als er 2016 in Rio Bronze holte, erfüllte sich dieser Traum nach fast einem Jahrzehnt konsequenter Arbeit.

Oneas Message an die Lehrlinge: Erfolg entsteht, wenn man trotz Widerständen weitergeht. „Es gibt Teile unserer Jobs, die uns nicht immer Spaß machen – bei mir als Sportler ist es das Training. Aber es ist so wichtig, in solchen Momenten nicht aufzugeben.“

Am Nachmittag standen drei vertiefende Workshops am Programm. Michael Müller von Raiffeisen Informatik führte in die Grundlagen der IT-Security ein und zeigte, wie man sich vor Cybercrime schützen kann. Manuel Schleifer von Raiffeisen Research gab einen Überblick über Blockchain und Bitcoin und erläuterte Chancen und Risiken von Kryptowährungen. Der bekannte Influencer Sam Sational widmete sich dem Thema Selbstbild und Mindset und gab den Teilnehmern Impulse für einen selbstbewussteren Umgang mit persönlichen Herausforderungen mit.

Zum Abschluss des 1. Raiffeisen Powerday für Lehrlinge richtete Moderatorin Martina Weissenbök noch einmal den Blick auf das große Ganze: „Den Talenten von morgen möchten wir heute schon neue Samen einpflanzen, damit sie einmal anders über Dinge nachdenken, motiviert durchs Leben gehen und Raiffeisen als große gemeinsame Organisation begreifen.“

AusgabeRZ50-2025

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