Die Raiffeisen-Landesbank Steiermark steigerte im ersten Halbjahr 2022 das Betriebsergebnis um 65 Prozent auf 175,5 Mio. Euro vor allem dank dem starken Beitrag der Raiffeisen Bank International (165,87 Mio. Euro). Zudem legte der Zinsüberschuss um 13,8 Prozent auf 63,14 Mio. Euro und der Provisionsüberschuss um 3,5 Prozent auf 21,87 Mio. Euro zu. Unterm Strich sorgte vor allem die RBI-Abwertung infolge des Ukraine-Russland-Krieges in Höhe von über 391 Mio. Euro allerdings für einen Gesamtverlust von fast 134,73 Mio. Euro (1HJ 2021: 104.92 Mio. Euro). Und auch die Bilanzsumme ging um 3,9 Prozent auf 17,79 Mrd. Euro leicht zurück. „Selbstverständlich spüren auch wir die wirtschaftlichen Folgen des Kriegs in der Ukraine und die globalen Marktturbulenzen. Wir haben in vielen Jahren davor durch eine umsichtige Geschäftspolitik entsprechende finanzielle Puffer aufgebaut, die unseren Kunden nun zugutekommen. Dadurch bleiben wir auch in bewegten Zeiten ein stabilisierender Faktor für den heimischen Wirtschaftsstandort“, betonte Generaldirektor Martin Schaller. Der Rückgang der Bilanzsumme sei im geplanten Ausmaß erfolgt und liege vor allem im Interbankbereich.
Hohe Kreditqualität
Im Kundengeschäft gab es im ersten Halbjahr zum wiederholten Male Zuwächse sowohl bei den Ausleihungen als auch bei den Einlagen, strich Schaller hervor. So legte das Kunden-Kreditvolumen in den ersten sechs Monaten um mehr als 5 Prozent auf knapp 8 Mrd. Euro zu. Erfreut sei man über die weiterhin hohe Kreditqualität, denn der Anteil der notleidenden Kredit (NPL-Ratio) sei mit 1,68 Prozent weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau. „Aktuell sehen wir derzeit keine erhöhten Kreditausfälle. Aber wir müssen bei einem Anhalten der aktuellen Rahmenbedingungen davon ausgehen, dass diese in den nächsten Monaten noch ansteigen könnten und haben sowohl Monitoring als auch die Frequenz der Beratungsgespräche mit unseren Firmenkunden erhöht“, berichtete der Generaldirektor. Im Fokus stehen die gemeinsame Vorbereitung auf verschiedenste Szenarien wie Liquiditätsbedarf, Lieferkettenproblematik, steigende Energiekosten sowie der Themenkomplex Nachhaltigkeit.
Mit Blick auf die eingeläutete Zinswende und das zweite Halbjahr zeigt sich Schaller vorsichtig. Es sei noch abzuwarten, ob die Zinswende auch zu einem Treiber für den Zinsüberschuss werde, denn dafür wären auch eine entsprechende Konjunktur und die damit verbundene Investitionsbereitschaft der Unternehmen und Haushalte notwendig. Zudem wirke sich ein Zinsanstieg nicht nur ertragsseitig, sondern auch entsprechend auf der Aufwandsseite aus.
Zuwächse gab es aber auch bei den Kundeneinlagen mit einem Plus von 3,3 Prozent auf 3,78 Mrd. Euro. „Wenn die EZB tatsächlich kräftige Zinsschritte nach oben setzt, gehen wir auch im Einlagenbereich von einer steigenden Dynamik aus“, betonte Schaller. Zu berücksichtigen sei aber, dass die Leitzinsen vom Negativniveau gerade über den Nullbereich gekommen seien, also von einem sehr niedrigen Level starten. Daher: „Wir erwarten aber keinen Anstieg bei den Sparvolumen, da viele Menschen wohl auf ihre Reserven zurückgreifen werden“, prognostiziert der Generaldirektor.
Ausbau der Kapitalquote
Bei der Kapitalisierung sorgte der Halbjahresverlust neben regulatorischen Gründen für eine Reduktion der Kernkapitalquote der RLB Steiermark um 2,4 Prozentpunkte auf 15,5 Prozent bei. „Wir erwarten auf Jahressicht wieder einen deutlichen Anstieg in der Quote im Vergleich zum Halbjahr. Nicht unerwähnt soll auch bleiben, dass unsere Kernkapitalquote deutlich über dem gesetzlichen Erfordernis liegt. Unser Ziel ist es, diesen Kapitalpolster natürlich zu halten und auszubauen“, betont Schaller. Dazu habe man bereits Maßnahmen eingeleitet, etwa eine Verbriefungstransaktion mit der Europäischen Investitionsbank bzw. dem Europäischen Investitionsfonds oder eine Vereinfachung der Eigentümerstruktur.
„Das verstärkt unsere aktive Rolle als Finanzierer der heimischen Wirtschaft“, betonte Schaller. Denn Banken haben die Funktion, in Krisenzeiten diverse Marktbewegungen zu kompensieren und auszugleichen. Strategisch sieht sich die RLB Steiermark trotz der zahlreichen Gegenwinde aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten bestens ausgerichtet und auf die Gegebenheiten vorbereitet. „So schätzen Kunden in bewegten Zeiten – neben den digitalen Services – vor allem die persönliche Beratung vor Ort. Mit dem Modell der ,Digitalen Regionalbank‘ erfüllen wir dieses Kundenbedürfnis ausgesprochen gut. Und mit den weiteren strategischen Eckpfeilern in Richtung Innovation und Nachhaltigkeit haben wir schon vor einiger Zeit wichtige und richtige Richtungsentscheidungen getroffen, um die bevorstehende Transformation der Wirtschaft zu begleiten“, betonte der Generaldirektor.