Die Raiffeisenbanken Althofen-Guttaring, Gurktal, Hüttenberg-Wieting und Längsee-Hochosterwitz verschmelzen am 15. Oktober 2022 zur Raiffeisenbank Mittelkärnten. Diese wird in Zukunft mit einer Bilanzsumme von knapp über 300 Mio. Euro und rund 50 Mitarbeitern an acht Standorten zur sechstgrößten der 33 Kärntner Raiffeisenbanken. Die bisherige Zentrale der RB Althofen-Guttaring soll modernisiert und zum neuen Kompetenzzentrum der Raiffeisenbank Mittelkärnten werden.
Ab Mitte Oktober wird Roland Krall als Vorstandsvorsitzender den Markt verantworten, Vorstandskollege Herbert Marktl für den Bereich „Neue Geschäftsfelder“ zuständig sein und Nikolaus Primessnig die Marktfolge leiten. Vorsitzende im Aufsichtsrat der zukünftigen Raiffeisenbank Mittelkärnten wird mit Edith Jandl die bisherige Aufsichtsratsvorsitzende der Raiffeisen Regionalbank Längsee-Hochosterwitz und seit April auch Obfrau der Raiffeisenbank Althofen-Guttaring.
Wenn vier Banken fusionieren, klingt das nach viel Veränderung …
Roland Krall: Als Geschäftsleiter ist es unsere Verantwortung, um nicht zu sagen unsere Pflicht, uns über die Zukunft und strategische Ausrichtung unserer Raiffeisenbank Mittelkärnten Gedanken zu machen. Und genau das haben wir getan. Natürlich ist das mit viel Neuem verbunden, mit viel Veränderung, aber gerade das bietet uns ja auch große Chancen in der Zukunft. Und bis jetzt haben wir das als Team gemeinsam gut gemeistert.
Auf welche gemeinsamen Werte konnten sich die vier Raiffeisenbanken verständigen?
Herbert Marktl: Bei all der Veränderung vergessen wir nicht auf unseren Ursprung. Wir gestalten Zukunft, leben die genossenschaftlichen Werte und tragen Verantwortung unter der Marke Raiffeisen. Und das, um Mehrwert für unsere Kunden zu schaffen und die Region zu stärken. Das leben wir konkret mit unseren sechs zentralen Raiffeisen-Markenwerten: Kompetenz, Nachhaltigkeit, Nähe, Füreinander, Regionalität und Zukunft gestalten.
Was macht die Fusion notwendig?
Nikolaus Primessing: Die Bankenwelt verändert sich rasant und macht auch bei uns in Kärnten nicht Halt. Das Tempo Richtung größerer Einheiten beschleunigt sich massiv – Kostendruck, Bürokratismus und die Arbeitsbelastung nehmen zu. Um zum Beispiel konkret dem Kostendruck entgegenzuwirken, haben wir schon als kleinere Einheiten frühzeitig erkannt, dass wir mit dieser Verschmelzung die Weichen für ein effizientes Arbeiten stellen. Nur so können wir unseren Mitgliedern und Kunden eine Bank bieten, die modern ist und den aktuellen Bedürfnissen am Markt entspricht. Das verlangt Voraussicht und mutige Entscheidungen – diese haben wir getroffen und umgesetzt.
Welche Kompromisse müssen aufgrund der Fusion eingegangen werden?
Marktl: Natürlich müssen wir alle altbewährte und bekannte Pfade verlassen und uns auf Neues einlassen. Wir waren jetzt vier gut funktionierende kleinere Familien, die nun zu einer großen Familie zusammengewachsen sind. Ich persönlich sehe das als ganz große Chance für uns alle und würde es so beschreiben: ‚Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.‘ Und ich gebe das Feuer weiter und brenne für unsere Raiffeisenbank Mittelkärnten.
„Wir wollen ein Vorzeigeprojekt werden – offen, mutig und entschlossen.“
Aufsichtsratsvorsitzende Edith Jandl
Was ändert sich in Zukunft für Ihre Kunden?
Krall: Durch die Fusion können wir noch kundenorientierter auftreten. Vom Privatkunden über den Firmenkunden und Landwirt bis hin zum Jugendlichen sprechen wir alle Kundengruppen an. Die persönliche Beratung durch unsere Kundenberater ist nach wie vor unsere Kerndienstleistung. Wir können unseren Kunden künftig aber auch noch zusätzliche und gezieltere Dienstleistungen anbieten, und das mit noch mehr Qualität – vor allem auch im digitalen Bereich.
Welche konkreten Vorteile können sich die Kunden daher von der Fusion erwarten?
Marktl: Zukunft gestalten heißt für uns, dass nur der langfristige Erfolg unserer Kunden auch unser Erfolg ist. Wir wollen gut und erfolgreich arbeiten. Mit neuen Ideen, mit Weitblick und mit Kompetenz. Das bringt Vorteile, aber es funktioniert nur dann, wenn wir als starke regionale Bank auftreten, was wir durch die Fusion jetzt noch besser können.
Wie werden die internen Prozesse gebündelt und hat das Personalkürzungen zur Folge?
Primessnig: Wir können uns durch die Fusion auch auf neue Geschäftsfelder und Aufgaben konzentrieren, die wir bisher aufgrund unserer Größe nicht umsetzen konnten, wie zum Beispiel Immobilienprojekte, Siedlungsentwicklung, Crowdlending- und -investing oder auch neue und innovative Assistance-Dienstleistungen. Wir können künftig auch die Vertriebssteuerung und das Marketing selbst in unserem Haus umsetzen. Auch diese Möglichkeiten waren für uns ein wichtiger Aspekt für die Entscheidung zur Fusion. Und nein, es hat keine Personalkürzungen zur Folge. Im Gegenteil: Durch die neuen Geschäftsfelder können wir unser Team durch wertvolle und qualifizierte Mitarbeiter aufstocken.
Wie wirkt sich die Fusion auf die Standorte und die Anzahl der Bankstellen aus?
Primessnig: Aktuell bleiben alle Standorte und auch die Anzahl der Bankstellen bestehen. Zudem haben wir in Althofen bereits kräftig investiert – binnen kürzester Zeit wurde in zentraler Lage eine modernst ausgestattete Bankstelle errichtet. Seit Juli ist die SB-Zone geöffnet, ab Oktober folgen der Schalterbereich und die Beratung. Althofen ist das regionale Zentrum der neuen Raiffeisenbank Mittelkärnten und somit auch unser Hauptstandort. Wir planen hier ein innovatives Kompetenzzentrum für die Kunden der gesamten Region. Mit dem Umbau möchten wir gleich nach der technischen Fusion im Oktober beginnen.
Was ändert sich künftig für Ihre Mitarbeiter?
Krall: Es entstehen neue Rollen und Aufgaben. Ich sehe das als eine große Chance, die mit neuen Möglichkeiten und Perspektiven für jeden Einzelnen verbunden ist. Wir sind stolz auf unsere engagierten und motivierten Mitarbeiter, einer guten Mischung aus jungen Menschen und erfahrenen Kollegen. Wir sind auch sehr weiblich – beginnend mit Aufsichtsratsvorsitzender Edith Jandl haben wir einen überdurchschnittlich hohen Frauenanteil. Die neue Raiffeisenbank Mittelkärnten ist somit auch ein Musterbeispiel für Diversität.
Frau Jandl, worauf werden Sie als künftige Aufsicht der neuen Bank besonders achten?
Edith Jandl: Unser Leben – und dabei insbesondere auch die Bankenwelt – ist geprägt von rasanten gesellschaftlichen, technischen und globalen Veränderungen. Als Aufsichtsratsvorsitzende sehe es als meine Pflicht und Aufgabe, Veränderungen aktiv mitzugestalten. Ich möchte gemeinsam mit meinem Team etwas bewegen. Dabei ist es mir wichtig, gemeinsam mit den Geschäftsleitern und im Aufsichtsrat die groben Leitplanken und die Richtung vorzugeben.
Welche Themen sind Ihnen dabei wichtig?
Jandl: Unser Fokus liegt auf unseren rund 13.000 Kunden, unseren 5.000 Mitgliedern und unseren 50 Mitarbeitern. Dabei ist es unser Ziel, exzellent zu werden. Wir wollen ein Vorzeigeprojekt werden – und das offen, mutig und entschlossen. Das ist mir persönlich wichtig und dafür setze ich mich großem Engagement und vollem Herzen ein.