Mit vereinten Kräften

Mit dem ersten Forum der landwirtschaftlichen Genossenschaften will die RLB Kärnten den Austausch und die Zusammenarbeit innerhalb der Agrarwirtschaft nachhaltig stärken.

„Gemeinsam lernen, voneinander lernen – das gilt nicht nur für die Ausbildung, sondern auch für dieses neue Forum“, bekräftigt Gerhard Oswald, Aufsichtsratsvorsitzender der Raiffeisen Landesbank Kärnten, die Notwendigkeit gemeinsamen Handelns von Bank, Warenbereich und landwirtschaftlichen Genossenschaften. Das Forum der landwirtschaftlichen Genossenschaften im Schloss Krastowitz in Klagenfurt wurde als „zukunftsweisende Plattform“ für Austausch, Kooperation und Innovation im Agrarbereich ins Leben gerufen. Damit unterstreiche die Bank auch ihre Rolle als verlässlicher Partner für die Landwirtschaft, so Oswald.

Klarer Vorteil

Eine Podiumsdiskussion unter führenden Vertretern der Kärntner Agrarwirtschaft aus den Bereichen Ware, Milch, Fleisch und Energie machte deutlich, dass alle Sparten vor tiefgreifenden Herausforderungen stehen – von gesellschaftlichen Veränderungen und Preisschwankungen bis hin zu verschärften regulatorischen Vorgaben und zunehmend volatilen Märkten. Gleichzeitig waren sich die Diskutanten einig, dass die genossenschaftliche Struktur gerade in solch herausfordernden Zeiten einen klaren Vorteil bietet: „Sie verbindet wirtschaftliche Stärke mit regionaler Verantwortung, ermöglicht Mitbestimmung und schafft Vertrauen.“ Und das sei besonders in Zeiten des Wandels von unschätzbarem Wert.

Robert Pichler
Robert Pichler © RLB Kärnten

Agrarpolitik im Wandel

Wie stark sich die europäische Agrarpolitik verändert, zeigte Robert Pichler, Leiter der Abteilung Wirtschaft, Agrar und Europafragen im Österreichischen Raiffeisenverband (ÖRV). So stehen der Landwirtschaft tiefgreifende Umbrüchen bevor: Von besonderer Relevanz wird die Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2028 sein. Die im Sommer präsentierten Vorschläge der EU-Kommission zur GAP und zum neuen mehrjährigen Finanzrahmen würden laut Pichler eine fundamentale Systemumstellung bedeuten. Speziell der Vorschlag zum Finanzrahmen sieht eine Verschiebung von Prioritäten und Schwerpunkten auf EU-Ebene vor, etwa zugunsten neuer politischer Ziele wie Verteidigung und Migration. Weitere Einflussfaktoren sind neue Handelsabkommen, die bevorstehende EU-Erweiterung mit zusätzlichen Beitrittskandidaten sowie die Umsetzung des Green Deals. 

Diese Entwicklungen bringen große Herausforderungen, aber auch Chancen mit sich. Pichlers Appell war eindeutig: Europa müsse seine Interessen klarer und selbstbewusster vertreten, gerade auch deshalb, weil traditionelle Handelsbeziehungen mit Drittstaaten wie den USA oder China zunehmend instabil werden. Ebenso entscheidend sei, dass die Landwirtschaft ihre Anliegen gemeinsam und proaktiv auf europäischer Ebene einbringt.

Darüber hinaus muss sich die Branche auf ein Szenario mit sinkenden öffentlichen Zuwendungen vorbereiten und ihre Strukturen stärken. „Wer sich jedoch gut auf diese Entwicklungen vorbereitet, wird auch in herausfordernden Zeiten erfolgreich bleiben“, zeigt sich Pichler überzeugt.

Georg Sladek
Georg Sladek © RLB Kärnten

Maximale Dynamik

Georg Sladek, Geschäftsführer des Agro Innovation Lab, der Innovationsplattform des RWA-Lagerhaus-Verbunds, widmete sich dem tiefgreifenden Wandel in der Branche. Er betonte, dass sich die Landwirtschaft aktiv verändert und mit maximaler Dynamik Herausforderungen wie Klimawandel, Preisvolatilität, zunehmendem gesellschaftlichem Druck und wachsender Bürokratie begegnet. Besonders die kleinstrukturierte, familiengeführte Landwirtschaft in Österreich steht dabei unter erheblichem Druck. Gleichzeitig zeigte Sladek auf, wie neue Geschäftsmodelle und technologische Innovationen helfen können, diese Herausforderungen zu meistern.

Er berichtete, wie das Agro Innovation Lab im genossenschaftlichen Auftrag Pionierarbeit leistet und neue Lösungen nach Österreich bringt. Zum Netzwerk zählen über 1.200 internationale Start-ups, mit denen gemeinsam Projekte entwickelt und pilotiert werden.

Das Ziel dabei ist klar: „Innovationen, die wir für die großen Herausforderungen benötigen, möglichst früh aufzugreifen und auf die Felder und in die Ställe Österreichs zu bringen.“ Beispiele dafür sind Farmhedge, um den Bauern die besten Düngemittelpreise schnell und digital zu kommunizieren, Precision-Farming-Lösungen wie Ecorobotix oder autonome Roboterplattformen, der „Agrar Commander“ zur Dokumentationsunterstützung am Betrieb, Projekte wie „Vinomon“ zur bildgestützten Früherkennung von Weinkrankheiten mittels Drohne oder „Cropshift“ zur mittelfristigen regionalen Anforderungsplanung an Saatgut mittels Satellitendaten. 

„Die Herausforderungen sind groß und wir müssen schnell sein, neue Lösungen zu finden. Die österreichische Landwirtschaft ist jedoch innovativ, nutzt die Chancen der Digitalisierung und gestaltet neue Wege aktiv mit“, resümierte Sladek.

Mit Zusammenhalt in die Zukunft

Was es braucht, um die genannten Herausforderungen erfolgreich meistern zu können, diskutierten Entscheidungsträgern der Kärntner Agrarwirtschaft in einer abschließenden Runde. Gerade der genossenschaftliche Zusammenhalt, die Offenheit für neue Technologien und das gemeinsame Engagement seien entscheidende Faktoren, um den gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen zu begegnen. Trotz aller Unsicherheiten und Dynamiken war der Grundtenor optimistisch: Mit vereinten Kräften, Innovationsfreude und klaren Werten werde die Landwirtschaft auch künftig nachhaltig und erfolgreich bestehen.

AusgabeRZ47-2025

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