Transparenz und innere Werte 

Die Zentrale des Raiffeisenverbandes Steiermark wurde in Rekordzeit revitalisiert. Die Gebäudestruktur blieb gleich, der Kern punktet mit Stilsicherheit und Energieeffizienz.

Raiffeisenverband Steiermark-Zentrale von außen
© Raiffeisenverband Steiermark

Das Gebäude des Raiffeisenverbandes Steiermark in Raaba bei Graz wurde 2006 gebaut, 2007 bezogen und war damals das erste Büro-Passivhaus in der Steiermark – die Bausubstanz ist nach wie vor hervorragend. Bei der Einrichtung, in der Ablauforganisation der digitalen Büroinfrastruktur, gab es jedoch Anpassungsbedarf. „Das war der Anlass für die Modernisierung nach innen und außen“, erläutert Verbandsdirektor Peter Weissl beim Re-Opening. „Wir haben die Chance ‚Zukunft‘ ergriffen und haben neue Räume und Platz für konzentriertes Arbeiten, Begegnung und Kommunikation geschaffen. Besonders der Bildungsbereich boomt. So gut gebucht waren wir noch nie.“ 

Ein durchgehendes Ziel Richtung Arbeitsfluss, Kommunikation und Arbeitsplatzgestaltung ist auch im Licht einer neuerlich verliehenen Auszeichnung zu sehen. Denn im heurigen Jahr erhielt der Raiffeisenverband Steiermark wiederum das Gütesiegel der „Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF)“. Peter Weissl dazu: „Daher haben wir im Rahmen des Umbaus großen Wert darauf gelegt, dass sich unsere Mitarbeiter auch in Zukunft in unseren Räumlichkeiten wohlfühlen und die Büros diesem Anspruch folgend auch entsprechend ausgestattet. Durch die kurzen Wege in unserem Haus werden interne Kommunikation und Arbeitsfluss weiterhin in einem sehr hohen Maße gewährleistet sein.“

Josef Binder vom Raiffeisenverband Steiermark ist ausgebildeter Baumeister sowie „klima:aktiv-Kompetenzpartner“ – er ist einer der führenden Köpfe der technischen Planung für den Um- und Ausbau. Von außen wirkt das Haus auf den ersten Blick unverändert, erst im Inneren zeigen sich die „wahren“ Werte. Beim zweiten Blick entdeckt man die geänderte gelbe Fassade von den roten Jalousienkästen auf eine schlichte weiße Fassade und grauen Lamellen. 

Offen und nachhaltig

Es ist im Haus deutlich heller geworden, Offenheit und Transparenz soll damit bereits beim Betreten unmittelbar vermittelt werden. Schon beim Bau im Jahr 2007 war die Zentrale des Raiffeisenverbandes Steiermark eine rare Spezies – sie erfüllte damit vor 16 Jahren Gold-Standard für ein Klima-Aktiv-Passiv-Bürogebäude. „Auch damals setzten wir bewusst auf das Thema Nachhaltigkeit“, erinnert sich Weissl. 

„Ein Umbau eines Passivhauses ist nicht mit der Neugestaltung eines herkömmlichen Einfamilienhauses zu vergleichen. Ein Passivhaus in dieser Komplexität ist mehr eine Maschine, denn eine Ansammlung von geschlichteten Ziegeln“, verdeutlicht der Experte. „Das beginnt bei der Beleuchtung und endet bei der Klimatisierung mit sogenannten Kühldecken, bei denen die kühle Luft von oben nach unten rieselt. Das sorgt einerseits für ein gutes Klima und vermindert andererseits unangenehm empfundene Zugluft.“ 

Ungestörtes Arbeiten

„Die bestehende Raumstruktur wurde ganz bewusst beibehalten“, erläutert Weissl. Einerseits besteht aufgrund der strikten Trennung zwischen Prüfung und Beratung die Notwendigkeit, diese beiden Vertraulichkeitsbereiche auch räumlich voneinander zu trennen. „Andererseits haben unsere Mitarbeiter unsere Einzelbüros, die ein ungestörtes und vertrauliches Arbeiten ermöglichen, in den vergangenen Jahren auch schätzen gelernt.“ Das Argument für die kleineren Büros wird auch in vielen Einzelgesprächen untermauert, wichtigster Punkt dabei ist immer die Möglichkeit zum ablenkungsfreien und konzentrierten Arbeiten.  

Für Weissl werden auch nach dem Umbau die Arbeit im Büro und im Home-Office gleichberechtigt parallel existieren: „Home-Office hat uns nicht nur in der Zeit der Pandemie, sondern auch während der Umbauphase sehr geholfen, ist letztlich aber vor allem auch eine Win-win-Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Es wird weiterhin in unserem Unternehmen viele Tätigkeiten geben, die sehr gut auch von zuhause erledigt werden können, ohne dass der Kontakt mit unseren Mitgliedsbetrieben verloren geht. Unser neues Haus wird aber vor allem auch das soziale Erlebnis in unserem Unternehmen, das in der Arbeitswelt von heute wichtiger denn je ist, auf eine neue Ebene stellen.“

Lohnendes Investment

„Ein Passivhaus erfordert zu Beginn für die Mitarbeiter eine Art Bedienungsanleitung“, sagt Josef Binder. „Die ist aber sehr einfach zu verstehen, da reicht der sprichwörtliche Hausverstand. Um jegliche Vorbehalte zu vermeiden, können die Fenster geöffnet werden.“ Im täglichen Leben heißt das: kurz und kräftig lüften.

Die Heizung und Kühlung des Hauses liegen weit unter dem Fundament. Bohrungen in zehn Metern Tiefe speisen die Kühldecken und die Wärmepumpe, die für ein angenehmes Klima sorgen. Besonders stolz ist Binder auf den geringen Energieverbrauch: „Bei uns arbeiten bis zu 100 Leute im Bürogebäude, am Ende des Jahres haben wir aber den gleichen Aufwand wie ein durchschnittliches Einfamilienhaus.“