Es ist der Albtraum vieler Eigenheimbesitzer: In den eigenen vier Wänden von Räubern überwältigt und ausgeraubt zu werden – im schlimmsten Fall noch dazu unter Gewaltanwendung. Drei besonders brutale Fälle sogenannter Home Invasions ereigneten sich in Niederösterreich im Dezember 2023 beziehungsweise im Frühjahr 2024: In Hinterbrühl brachen drei maskierte und bewaffnete Männer mitten in der Nacht in das Wohnhaus einer 95-Jährigen ein. Die mit Sturmhauben vermummten Täter bedrohten die Frau und ihre beiden pflegebedürftigen Söhne mit Waffen und forderten Geld. Durch die brutale Vorgehensweise wurden die Opfer verletzt und erlitten einen Schock.
Noch schlimmer erging es einer 76-Jährigen in Untertullnerbach: Die Pensionistin wurde im Zuge einer Home Invasion von den Tätern derart malträtiert, dass sie sogar in Lebensgefahr schwebte. Nachdem die Täter sie überwältigt und gefesselt hatten, wurde die Frau hilflos zurückgelassen und erst nach 20 Stunden entdeckt.
Nicht minder dramatisch ging es bei einer Home Invasion in Würnitz zu, die auch medial hohe Wellen schlug: Vier maskierte und mit Hammer, Metallstange und Schraubenzieher bewaffnete Täter drangen in das Wohnhaus eines Ehepaares ein. Als die Ehefrau im Stiegenhaus attackiert wurde, griff ihr Mann zu seiner legal besessenen Waffe und feuerte drei Schüsse auf die Eindringlinge ab, einer wurde dabei getroffen.
Inzwischen konnten alle drei Home Invasions gelöst werden. Ermittlern des Bereichs Raub gelang es in enger Zusammenarbeit mit übergeordneten und internationalen Polizeibehörden, insgesamt zwölf Tatverdächtige festzunehmen. Die Gerichte verhängten langjährige Freiheitsstrafen von bis zu 16 Jahren.
Rekord an Auszeichnungen
Fälle wie diese zeigen, wie Teamarbeit, Professionalität und Einsatzbereitschaft zur Aufklärung beitragen und damit die Sicherheit stärken. Um besonders engagierte Exekutivbeamte für ihren Einsatz zu würdigen, verleihen Raiffeisen Niederösterreich-Wien und die Niederösterreichische Versicherung alljährlich den Sicherheitsverdienstpreis. Heuer wurden die Auszeichnungen bereits zum 48. Mal vergeben. Mit insgesamt 115 Ausgezeichneten wurde diesmal ein Rekord aufgestellt.
„Wir haben es in einer Zeit, die von starken Veränderungen geprägt ist, mit komplexen und vielfältigen Herausforderungen zu tun. Alle Teile unserer Gesellschaft sind gefordert, geeint, solidarisch und miteinander gegen diese Gefahren anzukämpfen und Lösungen für unser höchstes Gut zu entwickeln – Sicherheit und Freiheit“, erklärte Generalanwalt Erwin Hameseder, Obmann der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, bei der Verleihung im Raiffeisenhaus und sprach den anwesenden Beamten seinen ausdrücklichen Dank aus. Die Polizei stelle „ein wesentliches Fundament der Sicherheit in Österreich“ dar.
Für Stefan Jauk, Generaldirektor der Niederösterreichischen Versicherung, wird Sicherheit als Grundlage für ein lebenswertes Leben durch das Engagement jener Menschen ermöglicht, die sich Tag für Tag dafür einsetzen. „Mit dem Sicherheitsverdienstpreis würdigen wir diesen Beitrag und sagen Danke an alle, die mit Mut und Verantwortung unsere Gesellschaft sicherer gestalten“, so Jauk.
Couragierte Bürger geehrt
Neben 104 Polizisten wurden auch 11 Zivilpersonen geehrt, die durch ihr couragiertes Handeln Verbrechen verhindert haben oder maßgeblich zu deren Aufklärung beitrugen. Dank dem aufmerksamen Handeln von Christoph W. in Zwettl konnten zwei flüchtige Einbrecher festgenommen werden. Als sich die Männer im Gasthaus auffällig verhielten, verständigte der Wirt umgehend die Polizei – wenig später klickten die Handschellen.
Ebenso geistesgegenwärtig reagierte Jäger Martin H. im Bezirk Krems-Land. Weil sein Hund zu bellen begann, wurde er auf zwei verdächtige Personen am Waldrand aufmerksam und beobachtete sie durch seine Wärmebildkamera. Da es kürzlich zu einem Einbruch bei einem Nachbarn gekommen war, verständigte er die Polizei. Beim Eintreffen der Streife flüchteten die zwei Männer und ließen ein Fahrzeug zurück. Darin wurde Diebesgut und 12,7 Gramm Kokain sichergestellt. Die beiden vorbestraften Tatverdächtigen wurden kurze Zeit später aufgespürt und festgenommen.
Zivilcourage bewiesen Lisa O. und Dennis W. in Baden. Sie wurden auf die Hilferufe einer Pensionistin aufmerksam, der ihre Handtasche aus ihrem Rollator gestohlen worden war. Die beiden verfolgten die Täter und konnten sie stellen, bis die Polizei eintraf – niemand wurde verletzt.
Die Bandbreite der erfolgreichen Ermittlungen reicht von der Aufklärung schwerer Brandstiftungen bis zur Identifizierung jugendlicher Tätergruppen nach einer Raubserie. Darüber hinaus konnten zahlreiche Einbrüche, Suchtgiftdelikte sowie ein Sprengstoffdelikt und eine Amokfahrt erfolgreich aufgeklärt werden. Auch im Bereich der Wirtschaftskriminalität wurden Erfolge erzielt sowie ein versuchter Kreditbetrug verhindert. Ein geplanter Tötungsversuch konnte rechtzeitig vereitelt werden und eine große Zahl sogenannter „falscher Polizisten“ wurde ausgeforscht.