Es waren Szenen wie in einem Hollywood-Actionfilm, die Vorgangsweise so banal wie brachial: Im Mai 2023 drangen mehrere Täter mit einem gestohlenen Auto über eine Laderampe in die Shopping City Süd ein, rammten die Auslage eines Juweliers und erbeuteten Waren im Wert von etwa 150.000 Euro. Der Pkw wurde danach noch am Tatort, ein weiterer Wagen nach der Flucht in Wien-Donaustadt in Brand gesetzt. Nur einen Monat später gelang den Tätern nach demselben Modus Operandi der nächste Coup: Diesmal schlugen sie im Wiener Donauzentrum zu und ließen Schmuck im Wert von 180.000 Euro mitgehen. Die sogenannte „Rammbock-Bande“ sorgte mit ihrer spektakulären Vorgangsweise monatelang für Schlagzeilen und beschäftigte die Öffentlichkeit und die Polizei.
Rammbock-Bande überführt
Bis zum Oktober 2023: Nach einer Bankomatsprengung in Markgrafneusiedl konnten drei Männer festgenommen werden. Aufgrund akribischer Spurensuche konnten am Tatort DNA-Spuren sichergestellt werden, die – in Kombination mit umfangreichen Überwachungen und Ermittlungen – zur Überführung des Trios als „Rammbock-Bande“ führten. Die drei Täter aus den Niederlanden und Bulgarien sollen auch für weitere Einbruchsdiebstähle verantwortlich sein. Insgesamt erbeuteten sie Schmuck und Bargeld in der Höhe von etwa 440.000 Euro. Die Schäden belaufen sich auf knapp 650.000 Euro.
Circa 200.000 Euro betrug hingegen der Wert des Diebesgutes eines 59-Jährigen aus dem Bezirk Baden. Seit 2016 hatte der Mann rund 28 Tonnen Kupfer und mindestens 27 Tonnen Edelstahl von seinem damaligen Arbeitgeber gestohlen und gewinnbringend verkauft. 2023 wurde dem Dieb jedoch das Handwerk gelegt: Revierinspektor Florian S. von der Polizeiinspektion Berndorf gelang es dank intensiver Ermittlungen und seines kriminalistischen Geschicks, den Mann auf frischer Tat zu ertappen. Neben den gewerbsmäßigen Diebstählen konnten dem Täter auch zwei Einbruchsdiebstähle in die Firma sowie Geldwäsche nachgewiesen werden.
Historischer Drogenfund
Ein Schlag gegen den internationalen Drogenhandel gelang der niederösterreichischen Polizei im September des Vorjahres: Bei einer Routineüberprüfung in einem Frachtschiff-Container in Hamburg wurden in Holzbrettern 137 Kilo Kokain mit einem Straßenverkaufswert von 14 Mio. Euro sichergestellt – der drittgrößte Drogenfund in der österreichischen Kriminalgeschichte. Im Zuge der grenzüberschreitenden Ermittlungen und dank der Unterstützung durch eine langjährige Dolmetscherin wurden neun Verdächtige aus Serbien festgenommen sowie ein Kokainlabor im Bezirk Baden ausgehoben.
Dass auch Zivilpersonen einen Beitrag zur öffentlichen Sicherheit leisten können, bewies Fethi H. im Juli 2023. Der Taxifahrer wurde Zeuge eines Taxi-Einbruchs am Kremser Bahnhofplatz, woraufhin er den Täter zur Rede stellte. Als dieser ihn attackierte, rief Fethi H. die Polizei. Die eintreffenden Beamten konnten den Beschuldigten stellen und festnehmen. Der Mann leistete jedoch so heftigen Widerstand, dass dabei drei Polizisten verletzt wurden. Ein Beamter gar so schwer, dass er operiert werden musste. Auch hier blieb der Taxifahrer nicht untätig und kümmerte sich bis zum Eintreffen der Rettung um den schwer verletzten Beamten.
49 Personen geehrt
Egal ob Exekutive oder Zivilperson – diese vier Fälle zeigen exemplarisch, dass jeder Einzelne mit couragiertem Handeln zur Sicherheit der Gesellschaft beitragen kann. Um diese Einsatzbereitschaft zu würdigen, verleihen die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien und die Niederösterreichische Versicherung alljährlich die Sicherheitsverdienstpreise für Niederösterreich. Heuer wurde die Ehrung bereits zum 47. Mal vorgenommen und an 49 Personen – 35 Polizisten und 14 Zivilpersonen – im Raiffeisenhaus Wien übergeben.
Unsere Sicherheit ist ein hohes Gut. Hier braucht es ein starkes gesellschaftliches Fundament.
Erwin Hameseder
„Sie haben nicht weggeschaut, sondern hingeschaut“, lobte Generalanwalt Erwin Hameseder, Obmann der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien und Aufsichtsratsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, die Preisträger. „Unsere Sicherheit ist ein hohes Gut. Hier braucht es ein starkes gesellschaftliches Fundament – denn der Schlüssel zur Bewältigung dieser Herausforderungen kann nur im Miteinander liegen“, betonte Hameseder.
Seinen Dank brachte auch Stefan Jauk, Generaldirektor der Niederösterreichischen Versicherung, zum Ausdruck: „Sie haben Verantwortung übernommen weit über das Normale hinaus.“ Dies würdigte auch der Landespolizeidirektor von Niederösterreich, Franz Popp, der stolz ausführte: „Ihre Taten zeugen von Mut, Zivilcourage und exzellenter Polizeiarbeit. Ich danke allen Preisträgern für ihren Einsatz. Sie sind Vorbilder für uns alle und tragen maßgeblich zur Sicherheit in Niederösterreich bei.“
