Sparen: Je früher, desto besser

Viele Menschen beginnen früh, für die Zukunft ihrer Kinder Geld anzulegen. Gleichzeitig rückt auch bei der Jugend selbst das Thema Vorsorge immer mehr in den Fokus.

„Mir fällt auf, dass das Interesse der Jugend deutlich gestiegen ist. Es wird immer mehr darauf geachtet, das Geld zu sparen und früh vorzusorgen. Viele junge Menschen setzen sich insbesondere mit dem Thema Wertpapier und Internetwährungen auseinander“, berichtet Esther Reichholf, Jugendberaterin bei Raiffeisen Salzburg.

Allerdings: Ausgerechnet die Generation Z (16 bis 27 Jahre) weist beim Thema Vorsorge die größten Unsicherheiten auf. Lediglich 20 Prozent dieser Altersgruppe haben bereits konkrete Maßnahmen ergriffen, um sich finanziell abzusichern, und nur 40 Prozent verfügen über geeignete Informationsquellen dazu, ergab eine repräsentative österreichweite Umfrage von Raiffeisen Versicherung und Uniqa im vergangenen Herbst.

Dass Interesse nicht gleichbedeutend mit Wissen ist, zeigt sich auch in der Praxis. Laut Era Kadriaj, Jugendberaterin der Raiffeisenbank in Bregenz, würden junge Menschen zwar früher beginnen, sich mit Finanzen und Vorsorge auseinanderzusetzen – „durch die sozialen Medien haben sie auch einen leichteren Zugang zu den Informationen“. Doch genau das sei auch oftmals das Problem, gibt Nino Köpf, Jugendberater der Raiffeisen-Landesbank Steiermark, zu bedenken: „Auf den diversen Plattformen werden jungen Menschen häufig falsche Informationen vermittelt, wie man schnell zu Geld kommt. Dadurch bleibt die Wissensbildung über Finanzen auf der Strecke.“

Krypto-Hype

Gerade das Thema Kryptowährungen interessiere viele junge Menschen, berichten alle drei Berater unisono. Kadriaj erlebe es oft, dass Jugendliche Krypto als die „bessere“ Vorsorgeform sehen als eine klassische Lebensversicherung. Viele wüssten gar nicht, was das überhaupt ist, sagt Köpf: „Wir beobachten, dass junge Menschen oft Schlagzeilen über ‚den großen Gewinn an der Börse‘ aufschnappen und sich dann denken, ‚das kann ich auch‘. Oft wird jedoch nicht hinterfragt, welche Verluste andere Personen bei solchen Geschäften machen und was hinter den großen Gewinnen an Krypto-Börsen wirklich steht. Hier steht weniger eine Altersvorsorge im Vordergrund, sondern mehr der schnelle Gewinn.“ Reichholf spricht ebenso von einem Krypto-Hype, durch den die klassischen Vorsorge-Produkte an Bedeutung verlieren würden: „Weil viele gar nicht wissen, dass diese existieren und einen großen Vorteil schaffen können.“

Frühe Vorteile

Tatsächlich gilt beim Thema Vorsorge das Credo: Je früher man damit beginnt, desto besser. Wer bereits im jungen Alter mit dem Sparen beginnt, ist langfristig im Vorteil: „Zum einen kann man durch frühzeitiges Sparen ein größeres Vermögen aufbauen, viele unterschätzen auch die enorme Kraft des Zinses-Zins-Effektes bei langfristigen Investments“, betont Reichholf. Außerdem könne man sich so frühzeitig gegen unvorhergesehene Ereignisse absichern.

„Je früher man anfängt zu sparen, desto weniger Risiken müssen eingegangen werden und es können eventuelle Verluste ausgeglichen werden“, ergänzt Kadriaj. Sei es der Schaden am Auto, die kaputte Waschmaschine oder das neue iPhone, das man unbedingt haben möchte: „Alle haben eines gemeinsam, sie kosten viel Geld“, will Köpf seinen jungen Kunden in Beratungsgesprächen verdeutlichen. Der Raiffeisen-Betreuer weiß: „Wenn man sich monatlich etwas angespart hat, sind das alles bewältigbare Situationen. Vorsorgen kostet bekanntlich weniger als Finanzierungen.“

Klassisch, aber digital

Doch wie soll die Jugend nun konkret vorsorgen? Die drei Berater aus Salzburg, Vorarlberg und der Steiermark raten ihren jungen Kunden in erster Linie zum digitalen Sparbuch. Diese Möglichkeit sei einfach, flexibel verfügbar und somit vor allem für kurzfristige Ansparziele geeignet. „Jugendliche können etwa auf ihren Führerschein sparen oder aber auch für eine Reise“, nennt Kadriaj Beispiele. Dabei kann man laufend Geld einzahlen oder einen fixen Betrag über eine bestimmte Laufzeit veranlagen.

Langfristig sei man laut Reichholf mit einem Wertpapierdepot gut beraten: „Ich empfehle zusätzlich, rechtzeitig mit dem Fondssparen in Aktien beginnen. Unsere vollkommen digitale Vermögensverwaltung WILL ist eine ideale Form für junge Leute, die sowieso alles gern per Handy abwickeln.“

Mangelndes Wissen

Trotz der breiten Palette an Möglichkeiten bleibt weiterhin der weitverbreitete Mangel an Finanzwissen die größte Hürde beim Thema Jugend und Vorsorge. Aus Beratersicht ist das beste Mittel dagegen nach wie vor gute und frühzeitige Aufklärung: „Es ist wichtig, diese Themen auf eine verständliche und interessante Weise zu vermitteln“, unterstreicht Reichholf. Köpf zufolge funktioniere dies am besten in der persönlichen Beratung sowie mit Vorträgen in Schulen und Ausbildungsstätten: „Jungen Menschen das Gefühl zu vermitteln, ihnen bei ihren Herausforderungen helfen zu wollen, ist ebenso wichtig wie eine Gesprächsbasis, in der sie sich wohlfühlen.“

AusgabeRZ16-2024

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