Sparquote erreicht neuen Rekordwert

Trotz rückläufiger Einkommen sind die Ersparnisse der heimischen Haushalte deutlich angewachsen. Die Nachfrage nach Aktien steigt.

Rechtzeitig zum Weltspartag wirft die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) wieder einen Blick auf das Finanzverhalten der österreichischen Haushalte. Das Jahr 2020 war fest im Griff des Corona-Virus: Österreichs Wirtschaft brach infolge der Pandemie um 6,7 Prozent ein. „Dieses Minus war wesentlich stärker, als wir es in der Finanzkrise 2009 durchlebt haben, damals waren es 3,8 Prozent“, betont Johannes Turner, Direktor der OeNB-Hauptabteilung Statistik. Dadurch kam es erstmals zu einem Rückgang des verfügbaren Haushaltsnettoeinkommens (-0,7 Prozent). Gleichzeitig brach aber aufgrund der Lockdowns und Reisebeschränkungen der private Konsum um 7,2 Prozent ein, das entspricht rund 15 Mrd. Euro. Dieses „Zwangssparen“ ließ die Sparquote auf einen neuen Rekordwert von 14,4 Prozent steigen, 2019 waren es 8,5 Prozent. Für 2021 wird allerdings wieder eine niedrigere Sparquote erwartet, irgendwo zwischen 10 Prozent und 11 Prozent.

Wichtig zu betonen ist in diesem Zusammenhang, dass es sich bei den Zahlen um Mittelwerte und Gesamtheiten handelt, die keine Rückschlüsse auf Struktur und Verteilungen zulassen, sagt Turner: „Uns ist sehr wohl bewusst, dass es durch die Pandemie zahlreiche Haushalte gab, die sich weit weg von Rekordspareinlagen befunden haben, die vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen gestanden sind.“ 

Die Rekordsparquote führte zu verfügbaren Mittel in der Höhe von 38,6 Mrd. Euro und einem neuen Höchstwert des Geldvermögens von knapp 780 Mrd. Euro im Jahr 2020. Drei Viertel der verfügbaren Mittel (28,5 Mrd. Euro) flossen 2020 in die Geldvermögensbildung, der Rest entfiel auf realwirtschaftliche Investitionen wie Immobilien oder Gold. Täglich fällige Einlagen (Girokonto, Sparbuch etc.) waren weiterhin mit Abstand die beliebteste Anlageform: 21 Mrd. Euro wurden in dieser Form veranlagt. Deutlich gestiegen ist die Nachfrage nach Aktien und Investmentfonds: Hier wurden rund 6,5 Mrd. Euro investiert, 88 Prozent mehr als 2019. Ein Treiber war sicher auch der globale Kurseinbruch an den Börsen zu Beginn der Pandemie, den viele Anleger nutzten, um von günstigen Einstiegskursen zu profitieren, so Turner: „Hier haben die österreichischen Haushalte sehr hohe Gewinne mitnehmen können.“ 

Da in einer Krise grundsätzlich das Sicherheitsbedürfnis steigt, ist 2020 während der Pandemie die Nachfrage nach Bargeld gestiegen. Durchschnittlich haben die heimischen Haushalte 32 Euro pro Monat mehr gebunkert als im Jahr zuvor; im Euroraum lag der Wert bei 43 Euro .

Die Daten des ersten Halbjahres 2021 deuten auf einen geringeren Aufbau des Geldvermögens hin. So wurden bis Juni 2021 rund 10 Mrd. Euro veranlagt, wovon je rund die Hälfte in Einlagen sowie in Wertpapiere floss. Während das Finanzvermögen der Haushalte in den letzten Jahren stetig stieg, verblieb die Verschuldung auf verhältnismäßig stabilem Niveau. Sie lag Ende Juni 2021 bei 209 Mrd. Euro. Wohnbaukredite überwiegen bei den Haushaltsverschuldungen und gewinnen zunehmend an Bedeutung. Konsumkredite werden hingegen schon seit einigen Jahren weniger nachgefragt. bla

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