Mit 1. Jänner 2023 ist die Novelle der Kraftstoffverordnung in Kraft getreten und damit auch die Erhöhung der Bioethanol-Beimischung bei Benzin möglich geworden. Statt E5 gibt es ab sofort E10 an den heimischen Zapfsäulen. Dabei handelt es sich um einen Benzin-Kraftstoff, der neben fossilem Benzin einen maximalen Anteil von 10 Volumenprozent Bio-Ethanol enthält.
Da der aus Biomasse gewonnene Alkohol beim Verbrennen ähnliche Eigenschaften wie Benzin hat, aber mit deutlich besserer CO₂-Bilanz, lassen sich durch die erhöhte Beimischung die CO₂-Emissionen von Benzinern verringern. „Diese Umstellung spart ab sofort 200.000 Tonnen CO₂ pro Jahr ein und senkt die Feinstaubbelastung um 20 Prozent. Das ist gut für die Umwelt und auch gut für die Gesundheit. Wir verstehen das als Umweltschutz mit Hausverstand“, sagt Niederösterreichs Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf bei einem Besuch der Agrana-Bioraffinerie in Pischelsdorf.
Dort produziert die Agrana bereits seit 2008 den heimischen Mengenbedarf für E10. Das bedeutet, die Einführung von E10 löst auch keinen weiteren Rohstoffbedarf bzw. Flächenverbrauch in Österreich aus. 40 Prozent des Pischelsdorfer Bio-Ethanols wurden bislang für E5 benötigt, die restlichen 60 Prozent mussten exportiert werden. „Mit E10 gewinnt die Umwelt und die Klimabilanz. Damit leistet man sofort einen Beitrag zur Verringerung der Treibhausgasbelastung. Wir freuen uns, dass jetzt die Produktion aus Pischelsdorf im heimischen Markt eingesetzt werden kann“, betont Agrana-CEO Markus Mühleisen.
„Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, müssen wir uns alle gemeinsam bewegen und nicht festkleben. Durch diese Bio-Fuels ‚Made in Niederösterreich‘ steigern wir die Energie-Unabhängigkeit und auch die Wertschöpfung in der Landwirtschaft, ohne dass Gelder zu irgendwelchen Despoten oder Ölscheichs abfließen“, bekräftigt Pernkopf.
Wie viel vom Bio-Ethanol der Agrana letztlich in Österreich zum Einsatz kommt, hängt aber von den Mineralölgesellschaften ab, erklärt Mühleisen. Diese entscheiden schließlich, wo sie einkaufen. Alles, was nicht am heimischen Markt absetzbar ist, versucht man weiterhin in Europa zu vermarkten. Bedarf besteht ohnehin: Österreich ist mittlerweile das 16. Land in der EU, das auf E10 umgestellt hat.
Unmittelbare Einsparung durch E10
Auch beim Verkehrsclub ÖAMTC freut man sich über die Änderung der Kraftstoffverordnung: „Wir haben damit eine unmittelbare Einsparung und Verbesserung unserer Treibhausgasbilanz in Österreich erreicht, ohne dass die Konsumenten eine Einschränkung erleben. Wir verwenden Energie ‚Made in Austria‘ und nicht aus anderen Staaten. Alles in allem ein sehr erfolgreiches Projekt“, so ÖAMTC-Direktor Oliver Schmerold.
Wichtig sei auch zu betonen, dass der überwiegende Anteil an Fahrzeugen in Österreich den E10-Kraftstoff problemlos vertragen. Rund 37.000 Fahrzeuge sind laut ÖAMTC aufgrund ihres Alters von einer E10-Unverträglichkeit potenziell betroffen. Auf der Website e10tanken.at gibt es neben weiterführenden Informationen auch die Möglichkeit, einen „E10-Check“ für sein Auto durchzuführen.
Ganzheitlich gedacht
In Pischelsdorf verarbeitet die Agrana jährlich eine Million Tonnen an Futtermittelgetreide. Nahezu 100 Prozent des Rohstoffs werden dabei verwertet. Neben Weizenstärke, -kleie und -protein wird gentechnikfreies Eiweißfuttermittel als auch biogenes Kohlendioxid für die Getränkeindustrie hergestellt. Die ungenutzt bleibenden Rohstoffbestandteile gehen dann unter anderem in die Ethanol-Erzeugung.
„Wir denken hier ganzheitlich und im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Unser Ziel ist, durch optimale Nutzung von Synergien eine größtmögliche Verwertung der eingesetzten Rohstoffe zu erreichen“, erläutert Markus Mühleisen.