Wasserball: Rugby im Wasser

Die Wasserballer des USC Raiffeisen Klosterneuburg gehen als Titelverteidiger in die neue Saison der Regionalliga Ost, der zweithöchsten Klasse des Landes. Mit frischem Blut und alten Tugenden wollen die Werfer rund um Oliver Smerda das Happyland wieder zum Lachen bringen.

Spielerin Einsatz.
© Stefan Beivel

Diesen Satz hört man wahrlich nicht allzu oft: „Bei allem Negativen – aber für unseren Sport war Corona das Beste, das uns passieren konnte.“ Oliver Smerda, als langgedienter Spieler und Finanzreferent so etwas wie der „Mr. Wasserball“ des USC Raiffeisen Klosterneuburg, lässt seine Worte ein paar Sekunden wirken. Und erklärt dann: „Als Randsportart durften wir die Hallenbäder nutzen, dort gab es ja auch nur geringe Infektionsraten. Wir sind sozusagen unter dem Radar geschwommen. Das hat uns einen riesigen Zulauf an Menschen gebracht, die in dieser Zeit Sport treiben wollten.“ 

Zurück an die Spitze

Es war der Startschuss für einen kleinen Boom, von dem alle Vereine in Österreich profitierten, auch der USC, der ohnehin zu den anerkanntesten Klubs des Landes gehört. Und der es in der vergangenen Saison erstmals nach zehn Jahren wieder schaffte, den Regionalliga-Titel ins Happyland, wie das Klosterneuburger Hallenbad heißt, zu holen. „Bis dahin hatten wir einige zweite und dritte Plätze zu verdauen, aber am ganz großen Wurf sind wir immer knapp gescheitert“, erzählt Smerda. Als es dann aber so weit war, brachen alle Dämme.

Im entscheidenden Spiel gegen die Wasserball-Sektion des Wiener Sportclubs gelang ein überzeugender 19:8-Sieg, das Schwimmbad platze mit mehr als 200 Fans fast aus allen Nähten. „So viele Zuschauer kommen sonst nicht einmal zum Cupfinale“, erinnert sich Smerda, der sich auch als niederösterreichischer Wasserball-Referent für den Sport engagiert. „Die Erleichterung über den Erfolg war riesig, dementsprechend wurde der Titel auch gefeiert. Für viele ist der Verein ja wie eine zweite Familie.“

Solide Basis schaffen

Verbunden mit dieser Meisterschaft ist auch das Recht, in die Bundesliga, der höchsten Spielklasse des Landes, aufzusteigen. Doch nach langen Überlegungen fiel die Entscheidung, sich nicht auf dieses Abenteuer einzulassen. Zu lang und aufwändig die Auswärtsfahrten nach Graz, Innsbruck oder Salzburg, zu hoch der finanzielle Aufwand, der dahintersteckt. „Um eine Saison in der Bundesliga auszufinanzieren, braucht man ein Budget von 10.000 bis 15.000 Euro. Da ist es uns lieber, wir stecken das Geld in unsere Jugendarbeit, um eine solide Basis an Spielerinnen und Spielern für die nächsten Jahre zu haben“, erklärt Smerda.

Spieler im Einsatz
© Stefan Beivel

Was die sportlichen Ambitionen des Vereins keineswegs schmälert. Denn das klar formulierte Ziel für die kommende Saison lautet: Titelverteidigung. Kein leichtes Unterfangen, da die Konkurrenz keine Mühen gescheut hat, zum Angriff auf die Meisterschaft zu blasen. Beim Wasserball Club Baden wurden ein paar starke Legionäre an Land gezogen, der ASV Wien gehört mit seinen Mannschaften ohnehin zu den stärksten des Landes. Doch auch in Klosterneuburg war man keineswegs untätig, wie Smerda verrät. „Wir haben drei Spieler aus Graz dazu bekommen, darunter mit Tobias Lang einen Nationalspieler, der momentan zu den besten Österreichern überhaupt gehört.“ Und auch die beiden anderen Akteure, die Deutschen Oscar Schumacher und Oskar Neubauer, sind keine unbeschriebenen Blätter in der Szene. Weswegen Smerda glaubt: „Wir sind in dieser Saison die Gejagten, dieses Status haben wir uns erarbeitet. Aber wer wirklich am Ende ganz oben stehen will, muss erst einmal an uns vorbeikommen.“

Ein Sport für Hooligans

Im Wasserball an einem Gegner vorbeizukommen, ist ohnehin ein oft schmerzhaftes Unterfangen. Was von außen manchmal harmlos aussieht, ist in Wahrheit eine der härtesten Mannschaftssportarten der Welt, bei denen Kratzwunden obligatorisch sind und Knochenbrüche und Sehnenrisse durchaus vorkommen können. „Wir sind ein Sport für Hooligans, gespielt von Gentlemen“, sagt Smerda mit einem Augenzwinkern. Nicht umsonst wird der Kampf um die Hartgummikugel von manchen auch als „Rugby im Wasser“ bezeichnet.

Und trotzdem wird der Sport in Österreich – von der Bundesliga abgesehen – als Mixed-Bewerb ausgetragen. Sprich: Auch Frauen sind Teil des Teams und werfen sich genauso in die Wasserschlacht wie die Männer. In Klosterneuburg gehören mit Katharina Grabetz und Veronika Müller zwei überaus talentierte Athletinnen zum Kader der Kampfmannschaft. „Sie behaupten sich bei uns wirklich gut, gehören auch zur Auswahl der Nationalmannschaft“, sagt Smerda, dem das Thema Frauenförderung ein großes Anliegen ist. „Es gibt momentan einen massiven Schwerpunkt, mehr Frauen für unseren Sport zu begeistern, dafür werden auch Fördergelder in die Hand genommen. Deswegen möchte ich auch jedes Mädchen, das gerne im Wasser Sport treibt, einladen, zu uns zu kommen und sich das Ganze mal anzuschauen.“

Spieler im Einsatz
© Stefan Beivel

Den Nachwuchs fördern

Derzeit gibt es beim USC drei Jugendmannschaften, jeweils eine U12, U15 und U17. „So viele hatten wir noch nie“, sagt Smerda, der allerdings noch größere Pläne in seinem Kopf hat. „Wir träumen seit Langem davon, ein Leistungssportzentrum in Kooperation mit einer Schule zu gründen, so wie es der ASV Wien gemacht hat. Dann wäre das Training ein integriertes Unterrichtsfach, die Kids hätten sieben bis neun Einheiten pro Woche. Und nicht wie jetzt zwei bis drei.“ Umso erstaunlicher, dass sich der Verein trotzdem als Talenteschmiede einen Namen gemacht hat, aus der auch immer wieder Nachwuchsspieler hervorgehen, die in die verschiedenen Jugend-Nationalteams einberufen werden. Was wiederum auch Sponsoren wie die Raiffeisenbank Klosterneuburg freut, wo man auch immer einen Blick auf den sportlichen Nachwuchs hat. Seit mehr als zehn Jahren besteht mittlerweile die Partnerschaft, geht es nach Smerda, möge sie noch viele Jahre fortgesetzt werden. „Nur mit solch starken und verlässlichen Partnern im Rücken kann man die Sportart auf diesem Niveau durchziehen.“

Wenn dann noch Erfolge der Kampfmannschaft dazukommen, umso besser. „Der letzte Titel mit Klosterneuburg war sicherlich der schönste in meiner Karriere“, sagt Smerda, der im zivilen Leben als Versicherungsmakler arbeitet und der es in seiner aktiven Laufbahn sogar bis zum Nationalspieler gebracht hat. Und jetzt mit vollem Enthusiasmus daran arbeitet, dass seine große Leidenschaft weiterhin boomt. Auch wenn es dafür ganz sicher nicht noch eine Pandemie geben müsste …