Höchste Zeit zu handeln

Mehr als zwei Drittel der Österreicher wünschen sich laut einer von Valida in Auftrag gegebenen Studie die Stärkung der betrieblichen Pensionsvorsorge.

56 Prozent der Österreicher wissen nicht, wie groß ihre Pensionslücke sein wird. Immerhin 27 Prozent rechnen damit, dass ihnen mindestens 1.000 Euro fehlen werden. So das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die von der Valida Vorsorge Management in Auftrag gegeben worden ist. Diese dokumentiert, dass ein Bewusstsein für die Problematik gegeben, und die neue Regierung nun aufgefordert ist, Lösungen anzubieten.

Stärkung der 2. Säule

„Der Mensch neigt dazu, Probleme ins Verdrängen zu schieben“, gab Martin Sardelic, Vorstandsvorsitzender der Valida Vorsorge Management, bei der Präsentation der Umfrageergebnisse zu bedenken. Denn der Anteil der über 65-Jährigen ist im Steigen begriffen – 2060 wird dieser 29 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Jedem Pensionisten werden dann nur mehr 1,8 Personen im erwerbsfähigen Alter gegenüberstehen. Bei der Geburtsstunde des österreichischen Umlagesystems im Jahr 1910 waren es noch 9,1 Erwerbstätige. Diese Rechnung könne sich irgendwann nicht mehr ausgehen, betonte Sardelic. Eine Befürchtung, die sich auch in der Umfrage widerspiegelt: Nur 12 Prozent der Frauen und 13 Prozent der 18-bis 29-Jährigen glauben, dass sie von ihrer künftigen Pension gut leben werden können. Aktuell fließen rund 90 Prozent der Pensionen aus der ersten, der staatlichen Säule -die betriebliche Vorsorge als zweite Säule spielt mit nur vier Prozent eine untergeordnete Rolle. Hier wünschen sich die Österreicher einen deutlichen Ausbau auf 26 Prozent. 69 Prozent sind für eine gesetzlich verpflichtende betriebliche Pensionsvorsorge.

Und man kann sich auch noch weitere Reformen vorstellen: Mit 52 Prozent spricht sich mehr als die Hälfte der Befragten für einen Ausbau der Altersteilzeit aus, wie Stephan Duttenhöfer, Geschäftsführer bei Spectra Marktforschung, erläutert. 61 Prozent stimmen einer Korridorpension zu, die erst ab 63 Jahren und mindestens 42 Anrechnungsjahren möglich sein soll, und 69 Prozent können sich das Konzept einer Teilpension vorstellen, bei der es ab einem Alter von 62 Jahren möglich ist, die Arbeitszeit um 40 bis 60 Prozent zu reduzieren, dafür aber bis maximal 68 Jahre zu arbeiten -wobei das AMS die Hälfte des wegfallenden Lohns übernimmt. Für den Marktforscher steht fest: “ Man braucht Lösungen, wie man von der Erwerbstätigkeit in die Pension gehen kann.“ Die Politik müsse hier Angebote machen.

Vorbild Dänemark

Als Best Practice-Beispiel in Europa nannte Philipp Mayer aus dem Vorstand der Valida Vorsorge Management Dänemark. Dort könne man mit der kapitalbasierten Pensionsvorsorge sehr langfristig und dynamisch investieren. Mit Blick auf Österreich plädiert er auf eine verpflichtende betriebliche Vorsorge, das Recht auf steuerfreie Umwandlung eines Gehaltsbestandteils in eine Pensionskasse sowie die Auszahlung der Abfertigung neu erst zum Pensionsantritt.

AusgabeRZ19-25

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