Versicherungen: Warten auf die Politik

Österreich ist von den Auswirkungen des Klimawandels stark betroffen. Uniqa-CEO Andreas Brandstetter fordert ein Modell für eine Elementarversicherung.

Naturkatastrophen machen den Versicherungen immer mehr zu schaffen. Allein Uniqa hatte im Vorjahr rund 380 Mio. Euro an Schäden aus Unwetterereignissen zu verdauen. „Das ist fast der doppelte Wert wie im Jahr 2023. Wir müssen uns darauf einstellen, dass das mehr wird“, erklärt Andreas Brandstetter, CEO der Uniqa Group, im Klub der Wirtschaftspublizisten. Um welche Ausmaße es dabei gehen kann, verdeutlicht der Versicherungsmanager anhand des Unwetters kürzlich in Vorarlberg, das in einer Viertelstunde an die 10 Mio. Euro gekostet habe. Am meisten spüren die Versicherungen die Elementarereignisse im dritten Quartal.

Immer häufiger sorgen Starkregen, Hochwasser und Hagel in Österreich für massive Schäden, die von derzeitigen Versicherungsmodellen oft nicht voll gedeckt werden können. Umso wichtiger wäre es, dieses Thema in Österreich über eine Elementarversicherung nach internationalen Vorbildern zu lösen. Gespräche dazu gäbe es derzeit mit politisch Verantwortlichen allerdings keine, was der Uniqa-CEO bedauert. Dennoch könnte ein PPP-Modell rascher kommen, als manche glauben, weil der Druck für eine Lösung weiter steigen werde.

Ökonomische Folgen

Die zunehmende Relevanz von Elementarereignissen bestätigt auch der aktuelle Sachstandsbericht des Austrian Panel on Climate Change (APCC): Demnach verursacht der Klimawandel durch Hitze, Extremwetter, Infrastrukturbelastung oder Gesundheitsfolgen hierzulande derzeit jährlich Schäden im Ausmaß von rund 2 Mrd. Euro. Wird der Klimaschutz nicht weiter ausgebaut, könnten die Kosten bis 2030 auf bis zu 5,2 Mrd. Euro und bis 2050 auf rund 11 Mrd. Euro anwachsen. Gleichzeitig ergeben Modellrechnungen, dass Investitionen in Klimaschutz und Anpassung langfristig deutlich günstiger sind als das Nicht-Handeln.

„Der Kampf gegen den Klimawandel ist auch ökonomisch wichtig“, so Brandstetter. Aktuell ersetzt der Katastrophenfonds in Österreich zwischen 20 und 40 Prozent des Zeitwertes von geschädigten Gütern, zeigen Erfahrungen. Einen Rechtsanspruch auf eine Entschädigung gibt es aber nicht, kritisiert der Uniqa-CEO die Abhängigkeit der Geschädigten von politischen Interessen. Vor dem Hintergrund zunehmender Frequenz von Naturkatastrophen plädiert Brandstetter daher, eine öffentlich-private Partnerschaft (PPP-Modell) einzugehen, um die Menschen in Österreich wirksam vor finanziellen Schäden zu schützen. 

Dem Vorwurf, dass es den Versicherungen vor allem um zusätzliches Geschäft ginge, wies Brandstetter zurück. Es gehe darum, eine tragbare Absicherung für jene zu schaffen, die von solchen Elementarereignissen oft mit erheblichen Schäden betroffen sind. Dazu komme eine massive Unterversicherung. „Global waren im Jahr 2024 zwei Drittel der Unwetterschäden nicht versichert. Das gilt auch für Europa. Das heißt, dass letztlich der Steuerzahler für die Schäden aufkommt“, sagt der Uniqa-CEO.

Starke Betroffenheit

„Österreich ist gemessen am Bruttoinlandsprodukt finanziell weltweit am viertstärksten von Naturkatastrophen betroffen“, betont Brandstetter. Frustrierend sei, dass sich die Versicherungsbranche, insbesondere in der Rückversicherung, seit Jahrzehnten mit Klimamodellen beschäftige und die Entwicklung antizipiere. „Alles was jetzt passiert, ist für uns daher nicht überraschend“, so Brandstetter. Gerade in Österreich seien Naturkatastrophen aufgrund der topographischen Gegebenheiten in zunehmender Frequenz und Intensität zu erwarten. Das Klimathema habe nicht mehr den Stellenwert, den es brauche. Viele würden die Diskussion über Wokeness und Gendern dazu nutzen, auch den Klimawandel beiseitezuschieben. „Es gibt derzeit keine Indikation, dass es zu einer Lösung kommt“, bedauert Brandstetter. Insofern warte man daher auf die Politik.

AusgabeRZ27-2025

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