Salzburg will Attraktivität steigern

Raiffeisen Salzburg bietet Mitarbeitern und Bewerbern in Zukunft die Vier-Tage-Woche als Arbeitszeitmodell an.

Vier Tage Arbeit, drei Tage frei – so könnte sich ab April die Arbeitswoche einiger Angestellter von Raiffeisen Salzburg aufteilen. Denn sowohl die Raiffeisenbanken als auch der Raiffeisenverband (RVS) des Bundeslandes bieten Vollzeit-Angestellten und Bewerbern die Möglichkeit einer Vier-Tage-Woche an. „Wir haben dafür ein Modell einer 36-Stunden-Woche auf Basis einer Teilzeitanstellung und eines dementsprechend reduzierten Gehalts gewählt“, berichtet RVS-Personalleiter Markus Winkelmeier. Das bedeutet: Die regulären Arbeitsstunden pro Woche verkürzen sich von 38,5 auf 36 Stunden, gleichermaßen verringert sich aber auch das Gehalt um 6,5 Prozent. „Die Festlegung des zusätzlichen freien Tages erfolgt im Einvernehmen mit der direkten Führungskraft und wird immer für ein Jahr im Voraus vereinbart“, erklärt Winkelmeier.

Generell sei zu berücksichtigen, dass die Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit der betreffenden Organisationseinheit stets gewährleistet sein muss. Grundsätzlich gilt das Angebot zwar auch für Führungskräfte bzw. Mitarbeiter im Vertrieb, jedoch gilt es hier zunächst die Vereinbarkeit abzuklären. Kunden und Geschäftspartner dürfen freilich keine negativen Auswirkungen von der Vier-Tage-Woche einiger Mitarbeiter zu spüren bekommen. Ähnlich verhält es sich auch mit der Homeoffice-Regelung, die es den Mitarbeitern von Raiffeisen Salzburg grundsätzlich erlaubt, zweimal in der Woche von zu Hause aus zu arbeiten. Auch hier gilt es abzuwägen.

Am besten eignet sich die Vier-Tage-Woche wohl für Mitarbeiter im Backoffice, so Winkelmeier. Diese können sich in Zukunft mit nur leicht verkürzter Arbeitszeit und entsprechend weniger Gehalt einen zusätzlichen freien Tag pro Woche herausarbeiten – eine durchaus effiziente Maßnahme, sowohl für die Arbeitnehmer als auch den Arbeitgeber. Winkelmeier rechnet in einer Ad-hoc-Schätzung mit etwa 20 Prozent der insgesamt rund 3.000 Mitarbeiter, für die das moderne Arbeitszeitmodell ab April in Frage kommen könnte.

Sozial und nachhaltig

Raiffeisen Salzburg erhofft sich von Angeboten wie der Vier-Tage-Woche einen Zuwachs bei der Attraktivität als Arbeitgeber. Damit sollen sich Vorteile ergeben, sowohl bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter als auch bei der Bindung der bestehenden Belegschaft. „Der Wunsch nach mehr Freizeit bzw. einer besseren Work-Life-Balance wird von Bewerbern aber auch von langjährigen Mitarbeitern immer wieder geäußert“, so Winkelmeier. Das 36-Stunden-Modell soll diesem Wunsch in Zukunft nachkommen, und gegebenenfalls zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie führen oder den Wiedereinstieg ins Berufsleben erleichtern.

Außerdem sieht Raiffeisen Salzburg in der Vier-Tage-Woche im weiteren Sinn einen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Immerhin spart dies wöchentlich eine Hin- und Rückfahrt auf dem Arbeitsweg ein. In Kombination mit Homeoffice ergibt sich eventuell auch die Entwicklung eines Desk-Sharing-Konzeptes, das für weniger Flächenverbrauch sorgen kann.

Porträt von Markus Winkelmeier (c) RVS

Wir kommen dem Wunsch einer besseren
Work-Life-Balance mit flexiblen Arbeitszeitmodellen nach.

Markus Winkelmeier

Erhöhte Produktivität

Flexible und geringere Arbeitszeiten sind bei vielen Beschäftigten nicht nur willkommen, sie erhöhen auch die Produktivität. Davon könnten Arbeitnehmer, Unternehmen und die Wirtschaft insgesamt profitieren, heißt es in einer aktuellen Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Darin werden die Erfahrungen aus der Zeit der Pandemie ausgewertet. Der Studie zufolge arbeitet die Mehrheit der Beschäftigten weltweit entweder erheblich länger oder kürzer als acht Stunden pro Tag an fünf Tagen die Woche – also 40 Stunden. Mehr als ein Drittel arbeitet demnach regelmäßig mehr als 48 Stunden pro Woche, ein Fünftel der Beschäftigten weltweit dagegen arbeitet weniger als 35 Stunden.

Die in der Pandemie getroffenen Maßnahmen haben laut Studie „eine Menge Belege“ dafür geliefert, dass Flexibilität hinsichtlich Zeit und Ort nicht nur für die Beschäftigten, sondern auch für das Unternehmen positiv sein könne. Die Flexibilität einzuschränken dagegen erhöhe die Kosten – etwa weil die Beschäftigten öfter kündigen und neue Leute gesucht werden müssen. Die ILO-Studie warnt aber auch vor den Gefahren des Homeoffice. Sie empfiehlt, dass Beschäftigte ein „Recht auf Abschalten“ bekommen sollten, um die negativen Effekte einzudämmen.

„Programme für Work-Life-Balance sind ein Win-win für Arbeitgeber und Beschäftigte“, lautet das Fazit der Studie. Die UN-Organisation empfiehlt den Regierungen, die guten Erfahrungen mit Flexibilisierung der Arbeit aus der Pandemie zu nutzen. In vielen Ländern sollte die Politik laut ILO Arbeitszeitverkürzungen und eine „gesunde“ Work-Life-Balance fördern und so die Produktivität verbessern.

Rennen um Fachkräfte

Fest steht: Die Suche nach Fachkräften wird derzeit immer schwieriger, auch im Bankensektor. Das untermauert eine vom Raiffeisen Campus durchgeführte Umfrage (2022) unter den Geschäftsleitern der österreichischen Raiffeisenbanken. Dabei wurde nach den größten Herausforderungen in den kommenden Jahren gefragt. Das Thema Personal bzw. Arbeitskräftemangel steht dabei ganz oben.

Bei Raiffeisen Salzburg sind derzeit zwischen 40 und 50 Jobs ausgeschrieben. „Viele der offenen Stellen betreffen IT-Berufe“, sagt Winkelmeier. Wie fast alle andere Unternehmen tue sich auch Raiffeisen Salzburg nicht gerade leicht, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Das Dienstleistungsangebot musste im Vergleich zu anderen Betrieben bislang aber nicht eingeschränkt werden, betont der RVS-Personalleiter. Um im Rennen um die raren Fachkräfte weiterhin vorne mitmischen zu können, gibt es für Arbeitgeber eine Devise – Attraktivität steigern.

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