Umsatzplus mit Wermutstropfen

Gestiegene Kosten drückten 2021 den Gewinn von Österreichs Molkereien. Knapp 800 Milchbetriebe sperrten zu. Sorge bereitet aktuell vor allem die Abhängigkeit von russischem Gas.

Ein Bauer leert Milch in eine Milchkanne. Im Hintergrund steht eine Kuh.
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Das Jahr 2021 war für die heimische Milchwirtschaft noch immer von den Auswirkungen der Pandemie geprägt. Einerseits machten den Molkereien Lieferausfälle infolge von Schließungen im Tourismus und in der Gastronomie zu schaffen. Andererseits belasten die Branche deutlich gestiegene Kosten bei den Vorleistungen, insbesondere bei Rohstoffen und Verpackungen, Treibstoffen, Gas, Strom, Früchten und diversen Dienstleistungen. Diese betreffen die Molkereien ebenso wie die anliefernden Landwirte.

Höhere Milchpreise haben den Umsatz der heimischen Molkereien dennoch steigen lassen. Die Erlöse der Milchverarbeiter erhöhten sich 2021 im Vergleich zum Jahr davor um 3,3 Prozent auf 3,05 Mrd. Euro. „Die Preissteigerungen bei Milchprodukten haben die massiv gestiegenen Kosten in den Molkereien und bei den Landwirten aber nicht abdecken können“, betont Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM). Der Gewinn vor Steuern der heimischen Milchverarbeiter bezogen auf den Umsatz sank von 1,5 Prozent (2020) auf 0,8 Prozent (2021).

Die Bauern bekamen im Vorjahr von den Molkereien aber zumindest einen höheren Milchpreis ausbezahlt. Der durchschnittliche Auszahlungswert für Milch mit natürlichen Inhaltsstoffen inklusive Umsatzsteuer erhöhte sich laut VÖM um 5,1 Prozent auf 44,82 Cent/kg. Höhere Kosten, konkret durch gestiegene Preise für Futtermittel, Treibstoff und Baukosten, setzten die milchanliefernden Bauern aber unter Druck. Trotz der angehobenen Milchpreise sperrten knapp 800 Betriebe zu. Die Zahl der Milchbauern verringerte sich 2021 um rund 3 Prozent auf 23.868. Im Jahr vor dem EU-Beitritt Österreichs (1994) hatte es hierzulande noch knapp 82.000 Milchbauern mit durchschnittlich aber nur 10 Kühen pro Hof gegeben. „Der durchschnittliche Landwirt in Österreich hat heute 22 Kühe auf seinem Hof, das ist international gesehen nach wie vor ein kleiner Wert“, ordnet Petschar ein.

Milchexporte auf Höchststand

Die Gesamtanlieferung ist mit 3,4 Mio. t Milch in Österreich um 0,5 Prozent leicht gestiegen, wobei zu Beginn des Jahres eine niedrigere und in der zweiten Jahreshälfte eine steigende Anlieferung zu beobachten war. Der Anteil von Biomilch konnte 2021 weiter erhöht werden, Österreich erreichte mit 19,4 Prozent den höchsten Bioanteil innerhalb der Europäischen Union. Dazu kommen mit Heumilch und der Biowiesenmilch weitere höherwertige Sorten.

Milch wird in Österreich sozusagen im Übermaß produziert – es wird deutlich mehr exportiert als importiert. Die heimischen Milchexporte stiegen 2021 laut vorläufigen Zahlen der Statistik Austria um 3,6 Prozent auf den bisherigen Höchstwert von 1,36 Mrd. Euro. Wichtigstes Außenhandelsprodukt ist der Käse. Die bedeutendste Destination für Ausfuhren ist nach wie vor Deutschland mit einem Anteil von 52,4 Prozent, gefolgt von Italien, neu an dritter Stelle liegt seit dem Vorjahr Griechenland.

Bei den Importen gab es mit 0,7 Prozent einen geringen Zuwachs auf 842 Mio. Euro, was Österreich zu einem positiven Saldo im Außenhandel von 517,3 Mio. Euro (plus 8,8 Prozent) führte.

Milchproduzenten von russischem Gas abhängig

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat die internationalen Notierungen für Milchprodukte auf Rekordwerte steigen lassen. Die heimischen Bauern hoffen auf weitere Erhöhungen des Milch-Auszahlungswerts durch die heimischen Milchverarbeiter im laufenden Jahr. Die Molkereien fordern indes vom Handel eine Abgeltung der höheren Kosten. „Es muss gewährleistet sein, dass die erhöhten Kosten für Vorleistungen abgegolten werden und nicht aufgrund der Handelskonzentration eine Teilhabe an einer positiven, internationalen Marktentwicklung verwehrt wird“, fordert Petschar. Es gehe um die „faire Abgeltung der erhöhten Aufwendungen der Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstrategie, wie sie von Handel und der Gesellschaft gefordert werden“.

Um Milch in geforderter Menge und Qualität überhaupt produzieren zu können, braucht es entsprechende Energieversorgung in Form von Gas. „Grundsätzlich haben wir in Österreich Milch genug, die Versorgungssicherheit für die heimische Bevölkerung ist gegeben“, bekräftigt Petschar. Sollte der Gashahn aus Russland allerdings abgedreht werden, würde dies zu erheblichen Problemen für die Milchproduzenten führen, denn das Gas für Österreichs Milchwirtschaft kommt zu 80 Prozent aus Russland.