Erst vor zehn Jahren eingeführt, hat sich das Nachhaltigkeitsprogramm „Nachhaltig Austria“ im österreichischen Weinbau mittlerweile etabliert. Die „Nachhaltig Austria“-Fläche wird von 655 Betrieben bewirtschaftet und umfasst konkret 11.925 Hektar, also über ein Viertel der Gesamtrebfläche. Seit 2019 ist sie um mehr als das Doppelte gewachsen, während sich die Betriebsanzahl fast verdreifacht hat.
Auch andere Umwelt-Zertifizierungen sind hierzulande beim Weinbau weit verbreitet: 25 Prozent der Rebfläche sind biologisch zertifiziert, womit Österreich global gesehen Nummer eins ist. Mehr als jeder zehnte biologische Weingarten wird zudem biodynamisch bewirtschaftet. Die Zahlen zeigen, welch hohen Stellenwert umweltbewusster Weinbau in Österreich hat.
Nicht nur Umwelt profitiert
„Die ,Nachhaltig Austria‘-Zertifizierung ist weltweit ein angesehenes Nachhaltigkeitssiegel im Weinbau. Sie trägt wesentlich dazu bei, dass österreichischer Wein als besonders umweltbewusst wahrgenommen wird“, kommentiert Chris Yorke, Geschäftsführer der
Österreich Wein Marketing GmbH (ÖWM). „Nicht nur die Umwelt profitiert davon: Umweltbewusste Zertifizierungen sind in vielen Absatzmärkten wichtige Verkaufsargumente, beispielsweise in Skandinavien, Kanada oder den USA. Manche unserer Weingüter sind sogar mehrfach zertifiziert, zum Beispiel mit ,Nachhaltig Austria‘ und biologisch“.
„Nachhaltig Austria“ wurde vom Österreichischen Weinbauverband in mehrjähriger Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern entwickelt und 2015 ins Leben gerufen. Für die Zertifizierung werden rund 380 Maßnahmen eines Weinguts hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit bewertet, von der Arbeit im Weinberg über die Weinherstellung bis zu sozialen Aspekten wie der Förderung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Insgesamt neun Nachhaltigkeitsbereiche werden dabei in der Bewertung berücksichtigt: Qualität, Soziales, Ökonomie, Klima, Material, Energie, Boden, Biodiversität und Wasser.
Reduktion von Insektiziden
Eine Auswertung der Daten aller 655 Weingüter zeigt deutliche, messbare Effekte: Auf 77 Prozent der „Nachhaltig Austria“-Fläche kommen keine Insektizide zum Einsatz. Auf der gesamten Fläche gilt außerdem ein Glyphosat-Verbot, auf 83 Prozent wird auch auf alle anderen Herbizide verzichtet. Zwei Drittel der Betriebe verfügen über Gebäude der Energieklasse A, A+ und A++ bzw. Erdkeller. 23 Betriebe arbeiten zur Gänze energieautark.
Die Zertifizierung regt die Betriebe nicht nur zum umweltbewussten Arbeiten an, sondern auch zu einer stetigen Verbesserung ihrer Praktiken. In den letzten fünf Jahren stieg die Verbreitung einiger Maßnahmen deutlich an: So lag die Fläche ohne Herbizideinsatz (83 Prozent) 2019 noch bei 70 Prozent. Über drei Viertel der Betriebe (77 Prozent) nutzen regenerative Energiequellen wie zum Beispiel Photovoltaik, Biomasse oder Ökostrom (2019 waren es 56 Prozent).