Wurstwaren im Regionalcheck

Wie viel Fleisch aus Österreich steckt in abgepackten Wurstwaren? Und gibt die Herkunftsbezeichnung auf dem Etikett genügend Aufschluss?

Wie es um die Transparenz bei Wurstwaren – einem Produkt, das gerne und oft auf den heimischen Tellern zu finden ist – bestellt ist, wollte der Verein Wirtschaften am Land wissen. Gemeinsam mit Nachhaltige Tierhaltung Österreich (NTÖ) wurden daher 220 abgepackte Wurstaufschnitte unter die Lupe genommen und einem Regionalcheck unterzogen. Gekauft wurden die Produkte bei vier verschiedenen Handelsketten im Großraum Wien. 

Woher stammen die Rohstoffe, wie hoch ist der Anteil an österreichischem Fleisch und wie genau kann die Herkunft der Inhaltsstoffe für den Konsumenten nachvollzogen werden. Das waren die Fragen, die für Robert Pichler, Obmann von Wirtschaften am Land, im Zentrum standen. Warum der Lebensmittelcheck durchgeführt wurde? „Wir möchten Aufklärungsarbeit leisten, wir wollen die Bevölkerung informieren, wir decken auch den ein oder anderen Missstand auf. Wir möchten aber auch praxistaugliche Lösungsvorschläge mit auf den Weg geben“, erklärte Pichler. 

Diskonter überrascht

Das Ergebnis war überraschend – im positiven Sinne. Denn bei 73 Prozent war die Herkunft der Rohstoffe für die Konsumenten gut erkennbar. Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings auch, dass 27 Prozent der verpackten Wurstwaren keine klare Herkunftsbezeichnung haben.

Der Anteil an biologischen Produkten ist mit 4 Prozent sehr gering. Ebenfalls positiv erwähnenswert waren für Pichler jene 63 Prozent der untersuchten Produkte, deren Fleisch nachweislich aus Österreich stammt: „Das ist für uns eine positive Nachricht.“ Hier wies er allerdings auf einen nicht unbedeutenden Unterschied zwischen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und Diskonter hin. Das Fleisch für die Wurstwaren im LEH stammt zu 57 Prozent aus Österreich, jenes im Diskonter sogar zu 69 Prozent. Ein Diskonter stach dabei besonders hervor: Bei Hofer enthalten mehr als 80 Prozent der getesteten Produkte nachweislich österreichisches Fleisch. 

Luft nach oben

Die Ergebnisse des Regionalchecks haben aber auch ergeben, dass es noch Luft nach oben gibt, was die Kennzeichnung mit dem AMA-Gütesiegel betrifft. Hier ist nur jedes dritte Produkt mit österreichischem Fleisch damit gekennzeichnet, also 46 der 220 Wurstaufschnitte.

Markus Lukas, Obmann von NTÖ, betonte in diesem Zusammenhang, dass der Aufdruck „abgepackt in Österreich“ oder ein rot-weiß-rotes Fähnchen keinerlei Aussage über die tatsächliche Herkunft der Rohstoffe treffen würden. Er plädierte daher für das AMA-Gütesiegel, das „für unabhängige Kontrollen steht und hohe Produktionsstandards garantiert“.

Die AMA führt jedes Jahr 28.000 Kontrollen durch – das heißt, alle 30 Minuten wird ein österreichischer Betrieb kontrolliert. „Obwohl das Fleisch in verarbeiteter Wurst leicht austauschbar wäre, greift der Konsument gerne zu Produkten mit österreichischem Qualitätsfleisch. Aber nichtsdestotrotz ist, wie man an den Ergebnissen sieht, noch Luft nach oben“, unterstrich auch Pichler. 

Sicherheit und Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette sind ihm ein Anliegen. Daher setzt sich der Obmann auch für eine einheitliche Herkunftskennzeichnung auf EU-Ebene ein. Der Ball liege bei Agrarkommissar Christophe Hansen: „Lebensmittel werden in ganz Europa gehandelt. Daher sehe ich es als Aufgabe der Kommission an, die versprochene Transparenz der Herkunft bei diesen Produktgruppen klar auf europäischer Ebene einheitlich zu regeln.“

AusgabeRZ50-2024

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