Keine Jubiläumsfeier ohne Rückblick: Es war der 10. Oktober 1905, als die „Salzburgische Genossenschafts-Zentralkasse“ – aufgrund der Überschuldung von Kleinbauern – gegründet wurde und die Erfolgsgeschichte begann. „Nicht kurzfristige Gewinnmaximierung, sondern der langfristige Nutzen für die Mitglieder ist bis heute unser Erfolgsrezept“, erklärt Erich Zauner, Obmann des Raiffeisenverbandes Salzburg (RVS), den rund 300 Ehrengästen beim Festakt im Großen Saal der Stiftung Mozarteum, der von der Camerata Salzburg musikalisch begleitet wurde.
Zauner beleuchtete die Geschichte von der Hilfe-zur-Selbsthilfe-Organisation nach Friedrich Wilhelm Raiffeisen über die Entwicklung zur Universalbank bis hin zum führenden Finanzdienstleister und Konzern. Heute beschäftigt der RVS im Bankbereich sowie in der 100-Prozent-Tochter Raiffeisen Lagerhaus Salzburg rund 1.700 Mitarbeiter. Mit 370.000 Kunden und einer Bilanzsumme von 10,8 Mrd. Euro ist Raiffeisen klarer Marktführer in Salzburg.
„120 Jahre Raiffeisenverband Salzburg bedeutet seit 120 Jahren einen starken Partner als regionalen Anker zu haben, der Sicherheit gibt und ganz nah an den Menschen, ganz nahe an den Betrieben, direkt in zahlreichen Gemeinden ist“, unterstrich Landeshauptfrau Karoline Edtstadler die Bedeutung in ihren Grußworten.
Atypische Struktur
Solidarität, Hilfe zur Selbsthilfe sowie Verantwortung für die Menschen in der Region sind die Grundprinzipien, die bis heute zählen, wie RVS-Generaldirektor Heinz Konrad betonte: „Unser Fundament der genossenschaftlichen Idee behalten wir bei all unseren Entscheidungen auf Führungsebene immer im Auge. Darauf schauen auch unsere Funktionäre ganz genau.“ Denn wie Konrad auch unterstreicht: „Der Raiffeisenverband Salzburg ist atypisch und heute noch eine Genossenschaft.“
Strukturell, geschäftspolitisch und technologisch habe sich der RVS in den 120 Jahren zu einem modernen, breit aufgestellten Unternehmen entwickelt. Neben dem klassischen Bankgeschäft baut der Erfolg des RVS auch auf einem breiten Portfolio an Beteiligungen. Neben dem Lagerhaus Salzburg ist man auch stark in der touristischen Infrastruktur engagiert. „Auf aggregierter Basis sind wir der größte Liftbetreiber in Salzburg, ja sogar in ganz Österreich, und gewährleisten damit in zahlreichen Skigebieten in unserem Bundesland eine perfekte Infrastruktur für die in Salzburg so wichtige Tourismuswirtschaft“, betont der Generaldirektor. Aus dem umfangreichen Immobilienportfolio hob Heinz Konrad die Techno-Z-Gruppe hervor, die bundeslandweit für 400 technologieaffine Firmen eine perfekte Infrastruktur bietet. Und letztendlich ist Raiffeisen Salzburg auch mit mehreren Biomassewerken ein wichtiger Versorger mit Wärme in zahlreichen Regionen.
„Wir können auf eine sehr starke Basis bauen, die müssen wir für zukünftige Herausforderungen nutzen“, betont Konrad und spricht konkret die Themen Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit an. „Das alles ist nicht nur eine Frage der ökologischen Verantwortung, sondern auch der sozialen und wirtschaftlichen Stabilität“, so der Generaldirektor.

Mehr aufplustern
Als „Tag der Mutmacher“ bezeichnete der frühere Bundeskanzler Wolfgang Schüssel den Geburtstag des RVS in seiner Festrede. Für Schüssel habe sich die Ideen von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, seit der ersten Genossenschaftsgründung im Jahr 1862, nicht nur gehalten, sondern auch bewährt. „Genossenschaften sind eine Schule der Demokratie und des wirtschaftlichen Hausverstandes“, ist Schüssel überzeugt. Miteinander füreinander da sein, die regionale Verwurzelung, Verantwortung tragen für den ländlichen Raum, aber in einem größeren Zusammenhang denken, „das nennt man heute neumodisch Glokalisierung“ und liege im Trend, so Schüssel in seiner Analyse.
Für die Zukunft rät Schüssel genau diese regionale Verbundenheit, die Kraft des Hausverstandes, die Eigenverantwortung und die ehrenamtliche Funktionärstätigkeit nie aus den Augen zu verlieren. Einen Handlungsbedarf ortet der Ex-Bundeskanzler allerdings: „Zur Kunst der Genossenschaften gehört auch dazu, sich nicht kleiner zu machen, sondern sich ruhig ein wenig aufzuplustern und zu zeigen, wer dieses Wir ist.“
Konstante im Wandel
Dass Raiffeisen seit Bestehen nicht nur ein wichtiger Teil der Wirtschaft, sondern auch ein unverzichtbarer Teil der Gesellschaft ist, das untermauert der Österreichische Raiffeisenverband in regelmäßigen Studien. Der gesamtwirtschaftliche Beitrag liegt jährlich bei 13 Mrd. Euro, die Steuerleistung bei rund 3,7 Mrd. Euro und die Raiffeisen-Gruppe sichert 93.000 Arbeitsplätze.
„Raiffeisen hat die Wirtschaft in Österreich maßgeblich mitgeprägt. Und der RVS ist und bleibt eine Konstante in einer sich wandelnden Welt“, sagte Raiffeisen-Generalanwalt Erwin Hameseder in seinen Grußworten. Raiffeisen stehe dabei nicht nur für wirtschaftliche Stärke, sondern auch für soziales Engagement. Heuer wurde erstmals auch ein Sozialbericht veröffentlicht: 5.500 Sportvereine und 4.900 Kulturprojekte werden von Raiffeisen unterstützt und mehr als 51 Mio. Euro werden jährlich gespendet.
Das soziale Engagement wird auch im Jubiläumsjahr gelebt: Anlässlich des Festaktes spendete der Raiffeisenverband Salzburg 10.000 Euro an die „Sonneninsel“ der „Salzburger Kinderkrebshilfe“. Die Sonneninsel bietet krebskranken Kindern und ihren Familien einen Ort der Erholung.