Spannung und Finesse erwartet

Der Weinjahrgang 2023 ist vielversprechend, die Menge leicht unterdurchschnittlich, davon geht der Österreichische Weinbauverband am Beginn der heurigen Weinlese aus.

Im Burgenland werden die ersten Trauben für die Sturmproduktion bereits geerntet, aber generell wird die Weinlese heuer etwas später beginnen. Die Hauptlese findet Ende September und in den ersten Oktoberwochen statt, doch schon jetzt lässt sich die Menge und Qualität der heurigen Weinernte gut abschätzen. Österreichs Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager rechnet mit einem vielversprechenden Weinjahrgang, wenn das Wetter in den kommenden Wochen trocken und schön bleibt: „Die Grundparameter sind extrem positiv. Wir haben eine gute Säurestruktur und eine gute Zuckerbildung, das sorgt für mehr Spannung und Finesse in den Weinen. Und durch das warme Wetter jetzt und die gute Nährstoffversorgung aufgrund des vergangenen Regens werden wir eine rasche Reife bekommen.“ 

Ein positiver Abschluss nach einem „spektakulären Jahr beim Witterungsverlauf“, so Schmuckenschlager. Ausgehend von einem sehr trockenen Winter war der März sehr wechselhaft und der April außerordentlich kühl. Die zweite Aprilhälfte brachte zudem viel Regen, der im Sommer die Rebstöcke weitestgehend vor Trockenschäden bewahrte. Der Austrieb der Reben erfolgte mit Ende April relativ spät, Frostschäden gab es dadurch heuer keine. Die Rebblüte begann in den meisten Weinbaugebieten Mitte Juni. „Der im Vergleich zu den Vorjahren späte Blühbeginn wird von der Branche durchaus positiv gesehen, denn eine spätere Blütezeit bedeutet auch einen späteren Reifebeginn. Die moderaten Tagestemperaturen und etwas kühleren Nachttemperaturen im Herbst führen im Allgemeinen zu harmonischeren Weinen“, erklärt Schmuckenschlager. 

Weniger Sprunghaftigkeit

Die Erntemenge wird mit 2,3 Millionen Hektoliter 2023 leicht unterdurchschnittlich erwartet, im Vorjahr waren es 2,5 Millionen Hektoliter. „In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Sprunghaftigkeit gelegt und die Erntemengen sind stabiler“, freut sich Schmuckenschlager. Verantwortlich für den leichten Rückgang in der heurigen Saison sind die vereinzelt schlechten Blütebedingungen bei einigen Sorten, punktuelle Unwetter, die etwa in der Steiermark zu Hangrutschungen in den Weingärten geführt haben, und mehr Pilzerkrankungen. „Pflanzenschutz ist eine zunehmende Herausforderung“, sagt der Weinbaupräsident, aber auch die hohen Produktionskosten würden den Winzern immer mehr Sorgen bereiten. Obwohl die Energiepreise wieder gesunken sind, sind energieintensive Produktionsmittel, also etwa Verpackungsmittel wie Karton und Glas, nach wie vor teuer. Die Branche fordert deshalb „faire Weinpreise“, damit keine Produzenten verloren gehen: „Gute Qualität braucht entsprechenden Preis.“ 

Josef Glatt (Direktor Österreichischer Weinbauverband), Johannes Schmuckenschlager und Chris Yorke (Geschäftsführer ÖWM) stoßen schon auf den kommenden Jahrgang an.
Josef Glatt (Direktor Österreichischer Weinbauverband), Johannes Schmuckenschlager und Chris Yorke (Geschäftsführer ÖWM) stoßen schon auf den kommenden Jahrgang an. © LK Österreich/Kraml

Wein stiftet Identität

Erfreulich sind für Johannes Schmuckenschlager die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage zu Bekanntheit, Konsum und Identität des österreichischen Weins. Die vom Österreichischen Weinbauverband in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass 69 Prozent der Befragten Wein als wichtig für die österreichische Identität erachten. 91 Prozent der Befragten kennen Wein aus Österreich. 74 Prozent geben an, heimischen Wein zu trinken. Für fast die Hälfte der Befragten ist die Kaufentscheidung vom Weingut oder Winzer abhängig. „Das zeigt, Wein ist ein sehr persönliches Produkt und macht die enge Verbundenheit mit den heimischen Weinbaubetrieben und das Vertrauen in diese deutlich“, so Schmuckenschlager. 

Die Umfrage zeigt weiters, dass Wein vor allem bei Frauen und der jungen Generation unter 30 Jahren einen hohen Stellenwert genießt und in dieser Gruppe an Popularität gewinnt. Für den Weinbaupräsidenten ist das ein gutes Zeichen für die Zukunft: „Der Wein wird weiblicher und jünger, das ist eine gute Entwicklung.“ Bei der Entscheidungsfrage, ob Team Wein oder Team Bier, haben sich 45 Prozent für Wein und 24 Prozent für Bier entschieden. Bei den Frauen haben sich sogar mehr als die Hälfte (55 Prozent) für Wein entschieden. 

AusgabeRZ36-2023

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