Kachelöfen stehen weiter hoch im Kurs

13 Prozent der österreichischen Haushalte besitzen einen Kachelofen, pro Jahr kommen rund 10.000 Stück dazu. Auch die Holzproduzenten reagierten auf den höheren Verbrauch mit einem stärkeren Holzeinschlag.

Die kalte Jahreszeit steht bevor und damit rückt das Thema Heizen verstärkt in den Blickpunkt vieler Menschen. Obwohl sich die Haushaltsenergiepreise im Vergleich zum Vorjahr etwas entspannt haben, bleiben sie im Zweijahresvergleich (von Juli 2021 zu Juli 2023) mit einem Plus von 50 Prozent immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Zudem versuchen nach wie vor viele Österreicher eine größtmögliche Autarkie beim Energieverbrauch und damit auch beim Heizen zu erlangen. Das hat die Nachfrage auch nach Kachelöfen – entweder als einzige Heizmöglichkeit oder in Kombination mit anderen nachhaltigen Heizsystemen – wieder befeuert, berichtet Thomas Schiffert, Geschäftsführer des Österreichischen Kachelofenverbandes. Österreichweit gibt es dem Kachelofenverband zufolge rund 450.000 Kachelöfen. Damit stehen sie statistisch gesehen in 13 Prozent der österreichischen Haushalte mit einer installierten Leistung von 2.000 Megawatt (MW). Zum Vergleich: Die Google-Rechenzentren benötigen weltweit rund 260 MW.

Seit der Corona-Pandemie ist das Interesse am Kachelofen deutlich gestiegen. Im Zuge der Turbulenzen rund um das Erdgas infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine zog sie um rund 50 Prozent an. Allmählich normalisiert sich die Nachfrage nun aber wieder. Der jährliche Zuwachs an Kachelöfen in Österreich beträgt rund 10.000 Stück, das kurzfristige Potenzial liegt bei rund 12.000 bis 15.000. Preislich gibt es Kachelöfen ab 12.000 Euro zu erstehen, im Durchschnitt bezahlen heimische Käufer je nach Ausführung zwischen 15.000 und 18.000 Euro. „Der Kachelofen ist ein hochindividuelles Produkt, alles ist möglich“, erklärt Schiffert. Die gegenwärtige maximale Wartezeit bei den Hafnerbetrieben für die Errichtung eines Kachelofens belaufe sich auf drei bis vier Monate. Die Lebensdauer eines durchschnittlichen Kachelofens betrage 25 bis 30 Jahre – abhängig von der Intensivität der Nutzung. Damit sei sie mindestens doppelt so lange wie bei anderen Heizsystemen. „Es gibt Öfen, die sind mehrere hundert Jahre alt und funktionieren noch immer“, so Schiffert.

Zu den aktuellen Trends erklärt der Experte: „Kachelöfen werden immer häufiger in Kombination mit anderen Heizsystemen auf Basis erneuerbarer Energie verwendet, vor allem mit Wärmepumpen. Der zweite Trend besteht darin, dass Kachelöfen neuerdings mit Einrichtungen zum Kochen wie Herdplatte und/oder Back- bzw. Wärmefach gebaut werden. Der Unterschied zu den Holzherden besteht darin, dass beim Kachelofen lediglich einmal Holz aufgelegt wird, währenddessen dies beim Herd öfter der Fall ist.“

Holz als wichtigster Energieträger

Holz ist laut Statistik Austria noch immer der wichtigste Energieträger zur Beheizung von Wohnräumen in Österreich, weit vor Heizöl und Erdgas. Rund 34 Prozent des häuslichen Raumwärmeverbrauchs stammten 2021/22 aus Scheitholz-, Pellet- oder Hackschnitzelheizungen. Bezieht man Fernwärme aus Biomasse-Heizwerken und Holzkraftwerken mit ein, erhöht sich dieser Anteil auf 41 Prozent. Die Tatsache, dass der Einsatz von Holzbrennstoff in einem einzelnen Ofen im Jahr 2021/22 im Vergleich zu 2019/20 um fast 9 Prozent gestiegen ist, liegt an einem relativ kühleren Jahr 2021, aber auch daran, dass die Nachfrage nach Holzheizungen und Holzbrennstoffen im Jahr 2021 gestiegen ist. Im Jahr 2022 stieg diese Zahl aufgrund des Krieges in der Ukraine deutlich an.

Dass der Brennstoff Holz ausgehen könnte, brauche man sich in Österreich nicht Sorgen machen, versichert Schiffert: „Einerseits schreitet die Wärmedämmung der Gebäude immer weiter voran, sodass der Holzverbrauch pro Ofen oder Kessel zurückgeht. Andererseits nimmt die Waldfläche in Österreich jeden Tag um 6 Hektar zu. Im Moment beträgt der Waldanteil in Österreich 48 Prozent.“ Damit Holz als nachhaltiger Energieträger gesehen werden kann, darf nicht mehr Holz aus dem Wald entnommen werden als nachwächst. „Das werde in Österreich übererfüllt. Auf die boomende Nachfrage im letzten Jahr und die Knappheit bei Brennholz reagierten die Produzenten mit einem gesteigerten Holzeinschlag. Allerdings stehen die größeren Mengen Brennholz erst nach zwei Jahren Trocknungszeit zur Verfügung“, so Schiffert.

AusgabeRZ41-2023

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