Zins- und Preisanstiege, Inflation und verschärfte regulatorische Rahmenbedingungen – Stichwort KIM-VO – führten 2023 zu einem starken Einbruch bei den Finanzierungen im Bereich des privaten Wohnbaus: Im Vergleich zum Jahr 2022 um mehr als 50 Prozent weniger, weiß Marcus Kapun, Vorsitzender des Bausparkassenverbandes (BVO) und CEO der start:bausparkasse, der trotz dieser widrigen Umstände von einer „ausgesprochen positiven“ Geschäftsentwicklung der Bausparkassen berichten kann: „Über eine halbe Million neu abgeschlossene Bausparverträge sind der höchste Wert seit mehreren Jahren und ein deutliches Zeichen dafür, dass sich Bausparen im Aufwind befindet.“
Mit knapp 513.000 neuen Bausparverträgen wurden 2023 deutlich mehr als im Jahr zuvor abgeschlossen, freut sich auch Andreas Kaim, Vorstandsvorsitzender der s Bausparkasse: „2022 waren es knapp unter 400.000. Das entspricht einem Plus von rund 30 Prozent.“ Damit besitzen aktuell über 3 Millionen Menschen in Österreich einen Bausparvertrag.
Weiters konnte 2023 der Gesamtbestand an Bauspardarlehen deutlich wachsen: mit einem Plus von rund 690 Mio. Euro auf 20,7 Mrd. Euro. „Das ist für uns ein Beweis, dass das Bauspardarlehen beliebter ist als je zuvor“, sagt Hans-Christian Vallant, Mitglied der Geschäftsführung der Raiffeisen Bausparkasse (RBSK), und ist überzeugt, dass die Kunden die Sicherheit, die Kalkulierbarkeit und – in Zeiten steigender Zinsen – auch die Zinssatzobergrenze beim Bausparen schätzen.
Die Finanzierungsleistung der Bausparkassen ist 2023 im Vergleich zum Rekordjahr 2022 um 43 Prozent auf 2,1 Mrd. Euro gesunken ist. Schuld daran sei das widrige Marktumfeld, das dazu geführt hat, dass „der Wunsch vom Eigenheim vor allem für Jungfamilien kaum mehr erfüllbar ist“, so Vallant. 2024 werde diesbezüglich kaum Besserung bringen, erst 2025 erwarte man „eine gewisse Normalisierung“.
Sicher & bequem
Dass das Bausparen ein Comeback bei den Sparern feiert, zeigt auch eine aktuelle, repräsentative Umfrage des Bausparkassenverbandes: Rund ein Viertel der 1.000 Befragten haben vor, in den nächsten ein bis zwei Jahren einen Bausparvertrag neu oder zusätzlich zu eröffnen. Die Gründe für einen Bausparvertrag sind weitestgehend gleich geblieben: So steht bei vielen das regelmäßige Sparen und die risikolose Anlageform ganz oben, gefolgt von der Bequemlichkeit, sich sechs Jahr um nichts kümmern zu müssen. Die bessere Verzinsung im Vergleich zum klassischen Sparbuch sowie die staatliche Bausparprämie haben wieder an Bedeutung gewonnen.
Allerdings wünschen sich 85 Prozent der Befragten Unterstützung beim Vermögensaufbau durch eine Erhöhung der Bausparprämie sowie mehr finanzielle Unterstützung für Althaussanierungen. Eine Abschaffung der Gebühren und Steuern auf das erste Eigenheim würde ebenso eine große Mehrheit begrüßen.
54 Prozent der Befragten gaben überdies an, sich vorstellen zu können, bei gesteigerter Bausparprämie monatlich mehr als 100 Euro zu sparen. Rund zwei Drittel davon können sich vorstellen, bis zu maximal 200 Euro zu sparen. Zusätzlich zeigt sich, dass 44 Prozent der aktuellen „Nicht-Sparer“ bei finanziellen Anreizen Bausparen in Erwägung ziehen würden.
Höhere Obergrenze gefordert
Dem kürzlich präsentierten Wohnbaupaket der Bundesregierung steht man bei den Bausparkassen grundsätzlich positiv gegenüber, sagt Wüstenrot-Generaldirektorin Susanne Riess-Hahn. Besonders zu begrüßen sei die Abschaffung der Grundbuchs- und Pfandrechtseintragungsgebühren für das erste Eigenheim. Ein großes Manko sieht sie in der zeitlichen Befristung dieser Maßnahme: „Es ist für Jungfamilien kaum mehr möglich, sich ein Eigenheim zu schaffen. Das ist langfristig gesehen eine gesellschaftspolitische Katastrophe. Wichtig ist deshalb, dass das keine Einmalaktion bleibt, sondern langfristig betrachtet wird.“
Genauso sei die Bauspardarlehensobergrenze von 260.000 Euro pro Person überhaupt nicht mehr zeitgemäß: „Seit 2012 haben sich die Immobilienpreise verdoppelt, die Darlehensobergrenze wurde aber nur um 30 Prozent angehoben.“ Eine Erhöhung auf 350.000 Euro pro Person hätte laut Riess-Hahn einen „unglaublichen Steuerungseffekt“.