Die österreichischen Banken blicken mit einem aggregierten Jahresergebnis von rund 14,1 Mrd. Euro (+38,4 Prozent) auf ein sehr gutes Geschäftsjahr 2023 zurück, wie die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) berichtet. Hauptverantwortlich für diese Entwicklung war der Anstieg beim Zinsergebnis um 6,1 Mrd. Euro (+31,8 Prozent), welcher wiederum auf das Zinsumfeld zurückzuführen ist.
Die sechs Leitzinsanhebungen der Europäischen Zentralbank (EZB) haben sich 2023 naturgemäß auch auf die Marktzinssätze im Einlagen- und Kreditgeschäft der Banken übertragen und im Neugeschäft zu den höchsten Zinssätzen seit der Finanzkrise 2008 geführt. „Und wenn Kredite teurer werden, wird auch das Volumen geringer und die Nachfrage geht entsprechend zurück“, weiß OeNB-Vize-Gouverneur Gottfried Haber. So ist das Wachstum von Kundenkrediten (mit Unternehmen und Haushalten) vergangenes Jahr stark zurückgegangen und betrug im Jänner 2024 nur mehr 0,1 Prozent.
Teure Wohnbaukredite
Während das Kreditwachstum bei den Unternehmen mit 2 Prozent weiterhin im positiven Bereich lag, kam es bei privaten Haushalten mit einem Minus von 1,8 Prozent erstmals seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1998 zu einer rückläufigen Entwicklung. Das Kreditvolumen von privaten Haushalten ist von 189,7 Mrd. Euro im Jänner 2023 auf 186,3 Mrd. zurückgegangen.
Die rückläufige Entwicklung bei den Krediten privater Haushalte ist insbesondere auf Wohnbaukredite zurückzuführen. Während diese in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich stark gewachsen waren, kam es aufgrund der gestiegenen Zinsniveaus und der daraus resultierenden schwierigeren Finanzierbarkeit seit der Zinswende zu deutlichen Rückgängen: „Wir haben ein Jahreswachstum von -2,6 Prozent in Österreich und damit einen Rückgang auf 131,2 Mrd. Euro“, erklärt Haber.
Dieser Rückgang spiegelt sich auch bei der Neukreditvergabe im Wohnbau wider: Das Volumen sank von 25,7 Mrd. Euro 2021 auf 23,2 Mrd. Euro im Jahr 2022 und nun auf 10,4 Mrd. Euro 2023 – der geringste Wert seit dem Jahr 2011.
Zinssätze haben Plafond erreicht
Die Zinssätze für neu vergebene Wohnbaukredite sind mit 1,15 Prozent im Jänner 2022 von einem sehr niedrigen Niveau auf 4,34 Prozent im November 2023 gestiegen. Im Jänner 2024 verringerte sich der Zinssatz bereits auf 4,14 Prozent: „Wir gehen davon aus, dass ein gewisser Plafond erreicht ist“, sagt Haber, da der Markt erwartet, dass die EZB die Zinssätze wieder senken wird, und das bereits eingepreist wird.
„Aktuell ist eine variable Verzinsung bei neuen Krediten sogar teurer als mit Bindung“, wie Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik in der OeNB, erläutert. Der durchschnittliche Zinssatz eines neu vergebenen variablen Wohnbaukredites lag im Jänner 2024 bei 4,34 Prozent, jener für neue gebundene Kredite bei 4,02 Prozent.
Aufgrund des weiterhin überdurchschnittlich hohen Anteils variabel verzinster Kredite im Bestand waren hier die höheren Marktzinsen besonders stark zu spüren. Aber: „Die Bevölkerung hat reagiert. Es gab sehr viel Umschichtungen und bei neuen Krediten eine Tendenz in Richtung fixer Verzinsungen“, weiß Turner. Waren 2018 noch rund drei Viertel der aushaftenden Wohnbaukredite variabel verzinst, waren es Ende 2023 nur mehr 43 Prozent.
Massiver Zuwachs
Steigende Zinsen wirken sich aber nicht nur bei Krediten aus, sondern auch bei den Einlagen. „Das heißt, bei Sparprodukten lassen sich aktuell deutlich höhere Zinssätze lukrieren“, so Turner. Neu abgeschlossene Einlagen mit vereinbarter Laufzeit erreichten im Oktober 2023 mit einer durchschnittlichen Verzinsung von 3,52 Prozent den höchsten Wert seit 2008. Seither ist – wie bei den Kreditzinssätzen – ein leichter Rückgang zu erkennen. Im Jänner 2024 belief sich der Wert auf 3,18 Prozent.
Bei gebundenen Einlagen waren deshalb „massive Zuwächse“ zu verzeichnen: Das Jahreswachstum belief sich im Jänner 2024 auf 31 Prozent. Insgesamt wurden 2023 von den Haushalten neue gebundene Einlagen in der Höhe von 54,8 Mrd. Euro bei inländischen Banken veranlagt– der höchste Wert seit 2013. Täglich fällige Einlagen waren im Gegensatz dazu stark rückläufig und gingen im Jahresvergleich um 10,1 Prozent zurück. Die Verzinsung aller aushaftenden Einlagen von privaten Haushalten erreichte mit 1,56 Prozent in Österreich das höchste Niveau seit 2009.