Jedes dritte Kind in Österreich ist übergewichtig. Bei Erwachsenen ist die Situation noch alarmierender, hier sind 50 Prozent von Übergewicht betroffen, wie Maria Fanninger, Gründerin von „Land schafft Leben“, berichtet. Der Verein hat es sich auf die Fahnen geschrieben, Bewusstsein für gesunde Lebensmittel zu schaffen, von der Herstellung über die Verarbeitung bis zu ihrer Wirkung. Wo liegen also die Fehler in unserer Ernährung, lautet die Frage.
Wir sind unterernährt
Wir kommen zu 99 Prozent gesund auf die Welt und können mit einer Lebenserwartung von plus/minus 80 Jahren rechnen. Das sind auf den ersten Blick ausgezeichnete Voraussetzungen für ein gutes Leben. Wer einen zweiten Blick riskiert, sieht aber schnell, dass die gesunde Lebenserwartung, also jene Jahre, die wir ohne nennenswerte Krankheiten verbringen, weit niedriger angesetzt ist – nämlich bei 61,5 Jahren. Damit liegen wir unter dem europäischen Durchschnitt. Da Übergewicht die Betroffenen nicht nur körperlich einschränkt, sondern sehr oft zu Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Störungen oder Diabetes führt, ist Handlungsbedarf geboten.
Unsere Ernährung ist zu einem Drittel dafür verantwortlich, wie gesund wir sind – abgesehen von genetischer Veranlagung und Umwelteinflüssen. Da gesunde Ernährung mit dem ersten Lebenstag beginnt und auch in der Schule, etwa beim Mittagstisch oder Buffet, einen wichtigen Part einnimmt, setzt sich Land schafft Leben für mehr gesunde Ernährung und eine Bewusstseinsbildung ein, die im Lehrplan verankert werden soll. Nur dann könne man alle sozialen Schichten erreichen.
Im Lauf unserer Ausbildung werden wir zwar in Mathematik, Deutsch und Geschichte ausgebildet – eine ausreichende Ernährungs-Kompetenz fehlt meist komplett. Nicht zuletzt deshalb sind wir unterernährt, weiß Fanninger: „Wir essen zu viel vom Falschen und zu wenig von dem, das uns nährt. Was hochwertige Nährstoffe betrifft, sind wir unterernährt.“ Dabei sollte die gesündere Wahl immer die leichtere sein. Und: „Wer nichts weiß, muss alles essen“, stellt Hannes Royer, ebenfalls Gründer von Land schafft Leben, ernüchternd fest. Denselben Titel trägt ein Podcast, der sich mit Lebensmitteln auseinandersetzt.
Umfrage überrascht
Mit der Forderung nach mehr Bewusstsein für bedarfsgerechte Ernährung rennt man bei Schülern offene Türen ein. Im Rahmen der österreichweiten Online-Umfrage „Essen in der Schule“ wurden 5.000 Schüler zum Speisenangebot in ihrer Bildungseinrichtung und dem Lehrangebot rund um Essen und Ernährung befragt. Die Studie richtete sich an Schüler im Alter von 14 bis 20 Jahren und wurde von der Bundesschülervertretung in Kooperation mit Land schafft Leben durchgeführt.
Überraschenderweise wünschen sich 46 Prozent, in der Schule kochen zu lernen. Das Interesse an Ernährung und Gesundheit ist fast ebenso groß. Auch über die Themen Tierwohl, Lebensmittelverschwendung und Landwirtschaft würden die Schüler gerne mehr erfahren. Über 80 Prozent der Befragten ist es wichtig, dass an ihrer Schule gesundes Essen angeboten wird. Wie sich die Ernährung auf unsere körperliche Gesundheit auswirkt, ist für 87 Prozent von Interesse. Wer das Speisenangebot an den österreichischen Schulen kennt, weiß, dass sich dieses nicht unbedingt am Nährstoffbedarf von Kindern und Jugendlichen orientiert, vielmehr stehen in vielen Fällen hochverarbeitete Lebensmittel auf dem Speiseplan. „Wir wollen bedarfsgerechte und gesunde Lebensmittel an der Schule. Wir wollen wissen, was Ernährung mit unserem Körper macht. Das soll im Lehrplan implementiert werden“, so Lorenz Baumgartner, Mitorganisator der Studie. Dem schließt sich Fanninger an: „Die Jugend soll so mit Wissen ausgestattet werden, dass sie später die richtigen Entscheidungen treffen kann.“