Mehr als 800 Gäste sind der Einladung von Obmann Erwin Hameseder und Generaldirektor Michael Höllerer zur traditionellen Jahrestagung von Raiffeisen NÖ-Wien gefolgt. Neben zahlreichen Vertretern der „Raiffeisen-Familie“ konnten die Gastgeber auch hochrangige Repräsentanten aus Wirtschaft, Politik, Kultur, Gesellschaft und Religion bei dieser wichtigsten und größten Veranstaltung des Jahres von Raiffeisen NÖ-Wien begrüßen – allen voran Bundeskanzler Karl Nehammer, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, den Ersten Vizepräsident des EU-Parlaments Othmar Karas, NÖ Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und NÖ Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf.
Nach den Begrüßungsworten von Bundeskanzler Nehammer und NÖ Landeshauptfrau Mikl-Leitner, die beide das genossenschaftliche Prinzip und die Raiffeisen-Werte als erfolgreiche Lösung für so manche aktuelle wirtschaftliche und politische Herausforderung anführten, ging Obmann Hameseder in seiner Rede zunächst auf die Beteiligung der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien an der Raiffeisen Bank International (RBI) ein, die „in die Mühlen der weltweiten Geopolitik geraten ist“: „Es ist ein gordischer Knoten, den die RBI auflösen muss“, so Hameseder. Einerseits bestehen in Reaktion auf den russischen Überfall auf die Ukraine nachvollziehbare und umfassende europäische, amerikanische und internationale Sanktionen, die die RBI selbstverständlich auf Punkt und Beistrich respektiere.
Gordischer Knoten
Andererseits bestehe aber auch internationaler Druck, die RBI müsse sich aus Russland zurückziehen, was durch immer neue Verschärfungen und mitunter opportunistische Anpassungen der Sanktionen massiv erschwert werde. Im Sinne der Aktionäre werde selbstverständlich „maximale Schadensbegrenzung“ betrieben, betonte Hameseder, der ebenfalls Aufsichtsratsvorsitzender der RBI ist: „Die RBI kann und wird es sich nicht leisten, in dieser komplexen geopolitischen Situation auf der falschen Seite westlicher Sicherheitsinteressen zu landen. Die Raiffeisen Bankengruppe NÖ-Wien steht zur RBI und zu ihrem Vorstand. Mit der Aufstockung unserer Anteile haben wir das mehr als deutlich gemacht.“ Eine deutliche Absage kam von Hameseder gegenüber überbordender Bürokratie und Regulatorik im Finanzsektor. Ebenso bekräftigt der Obmann seine Kritik an Übergewinn- und Vermögenssteuern.
Absolute Kundenzentrierung
Generaldirektor Michael Höllerer ging in seiner Rede auf die neue Strategie der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien „Absolute Kundenzentrierung in jeder Entscheidung“ ein, die für den Aufbruch des Unternehmens steht und bereits Erfolge sichtbar macht: „2023 konnten wir mit unserer Stadtbank nach zehn Jahren wieder auf den dritten Platz am Wiener Markt vorrücken. Wir verbinden modernes Banking mit unbedingter Kundennähe – und wir betreuen unsere Kundinnen und Kunden optimal über alle Kanäle: digital, telefonisch und natürlich auch persönlich“, so Höllerer, der den privaten wie den unternehmerischen Mittelstand als Kernzielgruppe von Raiffeisen NÖ-Wien definiert.
Zu den wichtigsten Schwerpunkten der strategischen Ausrichtung zählen für Höllerer innovative Lösungen: „Innovation und unternehmerischer Mut zahlen sich aus – mit unserer Bitpanda-Kooperation stellen wir für knapp 1,5 Millionen Kundinnen und Kunden die Möglichkeit der Veranlagung in Crypto Assets und andere Vermögenswerte. Wir haben damit neue Wege bestritten und in agiler Arbeit in weniger als fünf Monaten ein neues Produkt entwickelt.“
Raiffeisen JUNIOR
Um frühzeitig auch jungen Menschen den Umgang mit Geld zu vermitteln und einen konkreten Beitrag zur Finanzbildung zu leisten, bietet Raiffeisen NÖ-Wien ab Juni als erstes traditionelles Kreditinstitut in Österreich mit „Raiffeisen JUNIOR“ eine App-Lösung für 7- bis 14-Jährige an. „Wir wollen damit etwas dagegen tun, wenn nur knapp die Hälfte der unter 18-Jährigen weiß, wofür sie ihr Geld ausgibt und ein Viertel der Eltern sich überfordert fühlt, Finanzwissen zu vermitteln“, erläuterte Höllerer.
Nach der strategischen Neuausrichtung der RLB wurden auch bei der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien neue Leitplanken eingeschlagen: „Die Zeichen stehen auf Wachstum und Aktivitäten in neuen Geschäftsfeldern“, sagte Höllerer. „Unsere Eckpunkte sind Unternehmertum, Nachhaltigkeit, Solidarität und Regionalität – alle abgeleitet von unserem genossenschaftlichen Ursprung. Wir treten als aktiver Eigentümer mit langfristiger Perspektive auf. So haben wir bereits in den letzten zwölf Monaten knapp 250 Millionen Euro in bestehende und neue Beteiligungen investiert.“ Neben den angestammten Geschäftsfeldern Bank, Agrar, Infrastruktur und Medien stoße die Holding nun in neue Investitionsfelder wie Gesundheit und Pflege vor.
Hervorragendes Jahr
Zeitgleich mit der Jahrestagung veröffentlichte die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien ihr Jahresergebnis 2023. Im Kontext von wirtschaftlichen Verwerfungen wurde ein sehr gutes Ergebnis erwirtschaftet: Das Konzernjahresergebnis 2023 nach Steuern lag mit 961,2 Mio. Euro deutlich über dem Vorjahresergebnis mit 53,7 Mio. Euro. Sämtliche Geschäftsfelder der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien haben dazu beigetragen. Insbesondere die operative Geschäftsentwicklung der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien (RLB NÖ-Wien) sowie das Ergebnis der at equity bilanzierten Raiffeisen Bank International (RBI) entwickelten sich sehr erfolgreich. Das Bankgeschäft der RLB NÖ-Wien konnte demnach deutlich ausgeweitet werden. Die Kundenforderungen stiegen im Jahresvergleich um 5,9 Prozent auf 15,5 Mrd. Euro, die Kundeneinlagen wuchsen um 9,6 Prozent auf 9,7 Mrd. Euro. Die Beteiligungsunternehmen der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, insbesondere in den Geschäftsfeldern Agrar und Infrastruktur, leisteten einen wichtigen Beitrag zum sehr guten Konzern-Gesamtergebnis.
Starke Kapitalausstattung
Die wesentlichen Kennzahlen bestätigen das erfolgreiche Jahresergebnis: Die harte Kernkapitalquote (CET-1 Ratio) wurde auf 20,9 Prozent (VJ: 18,1 Prozent) ausgebaut und liegt damit über den regulatorischen Vorgaben. Auch die 42 NÖ Raiffeisenbanken leisteten einen maßgeblichen Beitrag zum erfolgreichen Ergebnis, indem sie ihr Betriebsergebnis auf 755 Mio. Euro fast verdoppelten und damit ihre Rolle als führende Bankengruppe in Niederösterreich untermauerten. Das Ergebnis gewöhnlicher Geschäftstätigkeit (EGT) stieg auf 368 Mio. Euro (VJ: 321,1 Mio. Euro). Von der gesamten Raiffeisenbankengruppe Niederösterreich-Wien werden mehr als 1,27 Millionen Kunden betreut.