Jürgen Klopp tut es. Oder Antonio Banderas. Aber auch heimische Sportstars wie Ex-Nationalspieler Marc Janko oder (Noch-)Tennis-Ass Dominic Thiem greifen regelmäßig zum Padel-Schläger (der im Gegensatz zu seinem Tennis-Pendant nicht bespannt ist). Keine Frage: Padel-Tennis, oft als eine Mischung als klassischem Tennis und Squash bezeichnet, ist die momentan am rasantesten wachsende Trendsportart, der immer mehr Menschen verfallen.
„Das ist schon ein extremes Phänomen“, sagt David Rolek, Kundenberater bei der Raiffeisenbank Mittleres Mostviertel und seit drei Jahren selbst begeisterter Spieler, der regelmäßig an Turnieren teilnimmt. „Bei uns in Scheibbs kamen alleine in diesem Jahr mindestens 40 neue Spielerinnen und Spieler dazu, die beiden Courts, die es bei uns gibt, sind immer ausgebucht.“ Und ein Ende des Trends scheint nicht in Sicht, im Gegenteil. Immer mehr „Käfige“, wie die Spielstätten auch genannt werden, werden eröffnet, die Nachfrage ist riesig.
Niedrige Lernkurve
Was aber macht dieses Spiel, das in Südamerika seinen Ursprung hat und über Spanien bis nach Mitteleuropa schwappte, so attraktiv? Für Rolek sind es in erster Linie zwei Aspekte. Erstens: „Es ist total leicht zu erlernen, man braucht weniger technische Fähigkeiten als beim klassischen Tennis. Schon nach kürzester Zeit ist auch ein Anfänger in der Lage, bei einem Match mitzuspielen.“ Der zweite Grund ist aus seiner Sicht ein gesellschaftlicher. Denn Padel kann nur im Doppel gespielt werden, man trifft sich also mindestens zu viert für eine Partie. „Viele nehmen dazu ihre Kinder mit, die neben dem Court spielen können und gehen nachher noch gemeinsam etwas trinken.“
Da der Boom in Scheibbs nicht zu übersehen ist, entstand bald die Idee, ein Turnier zu veranstalten. Da die Raiffeisenbank Mittleres Mostviertel die Bänke für die bestehenden Courts gesponsert und mit Rolek einen begeisterten Spieler in ihren Reihen hat, wurde das 1. Raiffeisen Padel-Turnier ins Leben gerufen. Und fand reißenden Anklang. In kurzer Zeit war das Teilnehmerfeld ausgebucht, bei den Herren musste sogar von acht auf zehn Teams erweitert werden, um dem Andrang Herr zu werden.
Spektakuläre Ballwechsel
Was die Regeln angeht, kann man sich weitgehend am bekannten Tennis orientieren. Die Zählweise (15, 30, 40, Game) ist gleich, man benötigt sechs Games, um einen Satz zu gewinnen. Der große Unterschied: Das insgesamt 20 x 10 Meter große Feld ist hinten von einer Glaswand und in der Mitte von einem Zaun umgeben, wovon der Ball abprallen kann und weiter im Spiel ist, ähnlich wie beim Squash. „Er darf dabei nur einmal den Boden berühren und muss dann wieder über das Netz gespielt werden“, erklärt Rolek. Dadurch entstehen längere Ballwechsel, die oft in spektakulären Rallyes enden.
Der Ball ähnelt dabei optisch einem ganz normalen Tennisball, hat aber weniger Luftdruck und ist dementsprechend etwas langsamer unterwegs. Gespielt wird auf zwei oder drei Gewinnsätze, das machen sich die Akteure vorher aus. „Bei unserem Turnier wird in der Gruppenphase sogar nur auf einen Gewinnsatz gespielt, damit die Matches nicht zu lange dauern“, sagt der 44-Jährige, der mittlerweile seit 26 Jahren bei Raiffeisen arbeitet. „Wobei wir dank unserer Flutlichtanlage auch bis in den Abend hineinspielen können.“
Der Mann, der in der Scheibbser Raiffeisenbank das Café „S’Kapuzinerplatzl“ installiert hat (ein 24/7 geöffneter Begegnungsort mit der Möglichkeit zur Verpflegung), blickt aber schon in die Zukunft. Um dem anhaltenden Padel-Boom in Österreich gerecht zu werden („Vor allem Wien ist derzeit das Mekka aller Padel-Spieler, dort spielt es sich wahnsinnig ab“), würde er sich in seiner Gemeinde eine Halle mit Indoor-Courts wünschen. Dafür bräuchte es einen Investor, der mit dem Bau in Vorleistung geht.
„Ich bin mir sicher, dass sich das nach ein paar Jahren rechnen würde. So wie auch jetzt schon etwa ein Sechstel der Kosten der beiden bestehenden Courts, die von der Stadt gebaut wurden, durch die Benutzungsgebühren wieder eingespielt wurden. Ich hoffe, dass sich da jemand drüber traut, wir würden bei der Finanzierung natürlich mit Rat und Tat zur Seite stehen.“ Und geht es nach ihm, ist auch das 1. Raiffeisen Padel-Turnier kein One-Hit-Wonder. So wie es beim Beachvolleyball bereits praktiziert wurde, könnte er sich eine Turnierserie im Mostviertel vorstellen, die zwischen Wieselburg und Göstling ausgetragen wird und fester Bestandteil des Eventkalenders in der Region wird. „Das ist aber noch Zukunftsmusik. Die Ideen gehen uns jedenfalls nicht so schnell aus.“
So wie auch der Boom des Spiels, von dem viele glauben, dass es 2028 in Los Angeles zu Olympia-Ehren kommen könnte, nicht so schnell abebben wird. „Ich hätte nie gedacht, dass ich in meinem Alter noch die beste Sportart meines Lebens kennenlerne. Ich spiele das fünfmal die Woche“, sagt der deutsche Kult-Trainer Jürgen Klopp, der nach seinem Abgang beim FC Liverpool ja jetzt genügend Zeit hat, seinem Hobby zu frönen. Vielleicht schaut er ja mal im Mostviertel vorbei.