Kathrein: „Family Konsult“ bringt Neukunden

Vor gut einem Jahr hat die Kathrein Privatbank mit „Family Konsult“ gestartet. Was sich dahinter verbirgt und warum sich ein ganzheitlicher Blick immer auszahlt, das erklären Vorstand Stefan Neubauer und Bereichsleiterin Clementine Michalek-Waldstein.

Vermögensstrukturierung, Vermögensweitergabe, Stiftungsservice – all das verbindet die Kathrein Privatbank seit November 2023 unter dem Titel Family Konsult. Welche Idee verbirgt sich dahinter?
Stefan Neubauer: Family Konsult ist eine Evolution unseres Stiftungsservice, das wir vor mittlerweile 20 Jahren aufgebaut haben. Zum Stiftungsservice sind nun neue Bestandteile dazugekommen, die uns in der Betreuung unserer Zielkunden extrem wichtig sind. Diese zusätzlichen Themen sind Vermögensstrukturierung und Nachfolgeplanung im privaten, aber auch im unternehmerischen Bereich. Das sind die strategischen Eckpfeiler von Family Konsult.

Warum hat man sich zu dieser Weiterentwicklung entschlossen?
Neubauer: Zunächst: Stiftungen sind nach wie vor ein wichtiger Bestandteil für die Kathrein. Es gibt in Österreich knapp 3.000 Privatstiftungen mit rund 70 Milliarden Euro an Vermögenswerten. Bei 65 Prozent (dieser 70 Milliarden) handelt es sich um Unternehmensbeteiligungen und genau diese Kunden wollen wir ganzheitlich betreuen und ihr Vermögen – Immobilien, Wertpapiere oder Unternehmensbeteiligungen – steuerlich und rechtlich optimal strukturieren. Da können viele Fehler passieren, vor denen wir unsere Kunden bewahren möchten. Genauso beim Nachfolgethema, sowohl bei Unternehmensübergaben als auch bei der Weitergabe des Privatvermögens. Erben und Vererben wird in den nächsten Jahren ein wichtiges Thema, weil noch nie so viel Geld vererbt wurde. Bis zum Jahr 2050 werden in Österreich 700 Milliarden Euro vererbt. Wir versuchen frühzeitig den gesamten Familienverband an den Tisch zu holen, um gemeinsam über die Zukunft zu sprechen und entsprechend zu beraten. 

Welche Kunden wollen Sie mit diesem Service ansprechen? 
Neubauer: Tatsächlich haben alle unsere Kunden einen Punkt, wo wir diesbezüglich beraten können, sei es bei der Stiftung, bei der Vermögensstrukturierung oder bei der Erbschaft. Natürlich sprechen wir auch Neukunden an, denn dieses Full-Service unterscheidet uns von anderen Privatbanken. 

Clementine Michalek-Waldstein im Interview
Clementine Michalek-Waldstein © RZ/Blach

Frau Michalek-Waldstein, Sie leiten seit bald einem Jahr Family Konsult. Wo gibt es den größten Beratungsbedarf?
Clementine Michalek-Waldstein: Das Thema Generationenwechsel ist sehr präsent. Vor allem in Familienunternehmen, die auch noch Sekundärvermögen, also andere Vermögenswerte wie Wertpapier und Immobilien etc., haben, sollte man bereits zu einem früheren Zeitpunkt überlegen, die ganze Struktur zu optimieren und zukunftsfit zu machen und nicht bis zur Pension zu warten. Da können wir einen unglaublichen Mehrwert für den Kunden schaffen, indem man sich das gemeinsam anschaut und die richtigen Fragen stellt. Man erarbeitet mit dem Kunden entsprechende Vorschläge, die alle Themenfelder abdecken. Beispielsweise ob Immobilien besser im Privatvermögen oder über eine Gesellschaft gehalten werden sollen oder zum Beispiel ob Immobilien vom operativen Betrieb getrennt werden sollen, um hier die nächste Generation entsprechend ihren Fähigkeiten und Vorstellungen einbinden zu können. Oft geht es auch um Fragen zum Thema Pflichtteilsrecht und Testament, bei dem häufig das gestalterische Element übersehen wird. 

Zur Strukturierung des Vermögens ist es notwendig, alles offenzulegen. Gehen Ihre Kunden locker damit um? 
Michalek-Waldstein: Nein, natürlich nicht, aber es ist ratsam. Durch das Hinterfragen kommt man auch auf vieles drauf und oft sind es nur psychologische Überlegungen, warum man etwa noch ein Depot in der Schweiz hat. Aktuell habe ich einen Kunden mit minderjährigen Kindern, der Angst vor einer Erbschaftssteuer hat, und überlegt, ob er seinen Kindern Geld jetzt schon schenkt und ob es Möglichkeiten der nicht mündelsicheren Veranlagung in Österreich gibt. Bei Family Konsult bieten wir einfach einen ganzheitlichen Blick. 

Gibt es momentan vermehrt Anfragen wegen Erbschafts- oder Vermögenssteuer?
Michalek-Waldstein: Ich merke, dass unglaublich viele Leute Angst vor einer Erbschaftssteuer haben und ich finde es fahrlässig, mit dieser Angst zu spielen. Ich halte es jedenfalls für einen Fehler, rein aus dieser Angst voreilig alles herzuschenken, wenn man es nicht wirklich möchte, weil das schnell zu unliebsamen Konstruktionen führen kann. 

Sitzen die notwendigen Spezialisten – vom Steuerberater bis zum Rechtsanwalt – alle in der Kathrein Privatbank?
Michalek-Waldstein: Wir haben ein sehr fundiertes Expertenwissen im Haus, aber natürlich auch ein großes Expertennetzwerk für spezielle Themen. Wir bieten eine charmante One-Stop-Shop-Lösung, das heißt, für jedes Thema ziehen wir den entsprechenden Experten zu und bieten alles aus einer Hand an. 
Neubauer: Wir kommen schon sehr weit mit dem unserem Inhousewissen. Unsere Idee ist nicht, dass wir für jede Frage Steuerberater und Rechtsanwälte konsultieren müssen. Aber klarerweise bieten wir keine Steuerberatung an und keine Rechtsberatung, aber wir haben ein großes Wissen in diesen Gebieten und lenken unsere Kunden in die richtige Richtung. 
Michalek-Waldstein: Da kommt mir natürlich meine 20-jährige Erfahrung als Steuerberaterin und Wirtschaftsprüferin zugute, um hier den Kunden auch die richtigen Fragen zu stellen.

Das Stiftungsservice wurde schon angesprochen. Sind Stiftungen in Österreich noch attraktiv?
Michalek-Waldstein: Stiftungen sind aus zivilrechtlichen Gründen immer noch attraktiv. Steuerlich sind die Vorteile über die Jahre abgebaut worden. Wann macht es zivilrechtlich Sinn? Etwa bei einer Firmenübergabe, wo die Anteile nicht gesplittet werden sollen. Familienstiftungen haben auch eine Mediationsfunktion, wenn es viele Familienmitglieder gibt. Es gibt noch viele weitere zivilrechtliche Aspekte, warum eine Stiftung Sinn macht. 

Seit November gibt es Family Konsult. Wie gut wird es von den Kunden angenommen?
Neubauer: Das Service wird extrem gut angenommen. Es ist durchaus überraschend für unsere Kunden, dass eine Bank eine so spezielle Beratung anbietet, die weit über das klassische Banking hinausgeht. Wir haben unsere Marke vor drei Jahren re-gebrandet und bekennen uns seitdem dazu, „ungewöhnlich persönlich“ zu sein, das geht jetzt stark in diese Richtung. Wir stellen persönliche Fragen und uns interessieren die Geschichten hinter den Menschen. Basierend auf diesen Hintergrund-Informationen können wir die Vermögenswerte unserer Kunden zielgerichteter veranlagen. 

Stefan Neubauer im Interview © RZ/Blach
Stefan Neubauer © RZ/Blach

Wenn Family Konsult für alle Kunden da ist, ist es dann nicht obsolet und die Kathrein steht für dieses Service?
Neubauer: Kathrein ist gleich Family Konsult kann man schon sagen. Allerdings sind wir auch Asset Manager und Privatbank. Diese drei Säulen bilden unser innovatives Beratungskonzept.  

Ist es mit Family Konsult schon gelungen, Neukunden zu gewinnen?
Neubauer: Seitdem wir mit dem Thema intensiver hinausgehen, ist es oft der erste Anknüpfungspunkt zu Kathrein. Wenn über die Kompetenz in diesem Bereich eine Vertrauensbasis entsteht, gibt es eine hohe Chance, dass der Kunde auch sein Vermögen bei uns veranlagt. 
Michalek-Waldstein: In einer Privatbank ist Vertrauen die Basis und durch Family Konsult können wir zusätzliche Kompetenz vermitteln. Es ist unglaublich toll, wie schnell man mit jedem Kunden Anknüpfungspunkte findet.

Wie viele Kunden nutzen das Angebot schon?
Neubauer: Bei einer Erstbefragung hatten wir über 30 Prozent sofortiges positives Feedback, aber ich bin überzeugt, dass der Need bei fast 100 Prozent liegt, manche Kunden kennen ihren Bedarf einfach noch nicht. Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Jahren mit jedem einzelnen Kunden ein spezifisches Thema haben werden. 

Wie entwickelt sich die Kathrein Privatbank generell?
Neubauer: Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung und haben in den letzten Jahren ein starkes Neukundenwachstum verzeichnen können. Wir konnten auch bei unseren Assets-under-Management schön wachsen und sind bei knapp 8 Milliarden Euro angelangt. Denn gerade in herausfordernden Zeiten braucht man intensive Beratung und in dieser Phase befinden wir uns aktuell. Kunden suchen in diesem krisenhaften Umfeld nach einer Bank mit professionellem Service und fundierter Erfahrung – Kathrein liefert dieses Paket. Als Bank konnten wir mit unseren neuen Services und dem neuen Branding auch eine entsprechende Breitenwirkung erzielen und neue Kunden ansprechen. 

AusgabeRZ38-2024

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