Panthers St. Pölten: Gekommen, um zu bleiben

Die Herren der Panthers St. Pölten haben es erstmals in ihrer Geschichte in die Volleyball-Bundesliga geschafft. Mit klarer Strategie und neuem Sponsor Raiffeisen soll diese Episode kein One-Hit-Wonder bleiben, wie Obmann Harald Hofko erklärt.

Im Sommer 2023 kam es zu einem spektakulären Deal zwischen der Kampfmannschaft und dem Vorstand der USP St. Pölten Panthers. Wenn die Spieler es auf sportlichem Wege schaffen, den Aufstieg in die Austrian Volley League (AVL, höchste Spielklasse Österreichs) zu realisieren, werden die Funktionäre alles in ihrer Macht Stehende tun, die Infrastruktur für dieses gewagte Abenteuer bereitzustellen. Nun, die Aktiven haben ihren Teil der Abmachung erfüllt. Mit nur einer Niederlage rauschten sie durch die 2. Liga, im Relegationsspiel gegen Weiz ließen sie ebenfalls nichts anbrennen. „Das war schon beeindruckend, das muss man ganz ehrlich sagen“, sagt Harald Hofko, Sektionsleiter Volleyball beim Mutterverein Sport­union St. Pölten. „Nun standen aber auch wir als Vorstand in der Pflicht zu liefern.“

Also wurden die Ärmel hochgekrempelt. Die wichtigste Frage, die es zu klären galt: In welcher Halle können die erfolgreichen Panthers nun gegen die Branchenriesen Hypo Tirol, Aich/Dob oder Union Raiffeisen Waldviertel pritschen und baggern, da die bisherige Sporthalle der HTL aufgrund ihrer zu geringen Höhe nicht den Anforderungen für die Bundesliga genügt? Geworden ist es das Sportzentrum, in dem auch die erfolgreichen Basketballer und Handballer aus der niederösterreichischen Landeshauptstadt ihre Heimspiele absolvieren. „Kein leichtes Unterfangen, da ganz viele Termine unter einen Hut gebracht werden mussten“, sagt Hofko. „Aber es gibt in St. Pölten einen Schulterschluss aller Ballsportarten, sodass es dank guten Willens und Kompromissbereitschaft möglich war, eine für alle Beteiligten gute Lösung zu finden.“

Sektionsleiter-Stv. Robert Wunderl, Ernestine Grießler sowie Spieler Matthias Hofinger bei der Unterzeichnung des Sponsorvertrages.
Sektionsleiter-Stv. Robert Wunderl, Ernestine Grießler sowie Spieler Matthias Hofinger bei der Unterzeichnung des Sponsorvertrages. © RBR St. Pöltem

Strategischer Partner

Eine weitere Mammutaufgabe war die Aufstellung eines Budgets, mit dem man eine Saison auf allerhöchstem Niveau bestreiten kann. Zwar besteht die Mannschaft zu 100 Prozent aus reinen Amateuren, die keinen Cent für ihre sportlichen Dienste verdienen. (Hofko: „Im Gegenteil, sie zahlen bei uns wie jeder andere auch einen Mitgliedsbeitrag.“) Und doch muss in Infrastruktur, PR-Arbeit oder Reisekosten mehr als zuvor investiert werden. Bei der Suche nach strategischen Partnern ist man schnell bei der Raiffeisenbank Region St. Pölten fündig geworden. „Teamgeist und Gemeinschaft – das spürt man im Panthers-Volleyballteam, und das ist auch ein Teil unserer Bank“, sagt Geschäftsleiterin Ernestine Grießler. „Wir freuen uns, die Panthers ab sofort auf ihrem Weg an die Spitze begleiten zu dürfen.“

Und auch Hofko lässt keinen Zweifel daran, am Beginn einer starken Partnerschaft zu stehen, die hoffentlich lange währt. „Raiff­eisen hat starke Angebote für junge Kunden, die gerade bei uns im Verein sehr präsent sind. Das passt einfach zusammen.“ So sollen beispielsweise Raiffeisenclub-Mitglieder gegen Vorzeigen ihrer Karte Gratis-Eintritt zu den Heimspielen für die am 12. Oktober beginnende Saison bekommen.

Höheres Tempo

Die dritte große Challenge bestand im Bau eines konkurrenzfähigen Kaders, um nicht nach einem Jahr schon wieder der großen Volleyball-Welt ade sagen zu müssen. Ein Unterfangen, bei dem es auch Fingerspitzengefühl braucht, schließlich möchte man den Spielern, die den Aufstieg realisiert haben, auch die Chance geben, das Abenteuer Bundesliga zu bestreiten. Ganz ohne Facelifting geht es dann allerdings doch nicht. Von TJ Sokol wurde Stefan Mayerhofer zurückgeholt. Aus Zwettl wurde der kanadische Außenangreifer Aidan Saladana verpflichtet, vom Relegationskonkurrenten Weiz kam Jakob Grasserbauer. Spieler, die ihrerseits auf die Panthers zukamen, weil sie Atmosphäre und Umfeld dort schätzen. „Sie kennen das höhere Tempo und die Dynamik der Bundesliga, das ist für eine ansonsten junge Mannschaft, die aus Eigenbauspielern besteht, ein wichtiger Bestandteil“, sagt Hofko.

Zusammengehalten wird das Team vom bosnischen Trainer-Haudegen Smail Pezerovic. Der 54-Jährige steht seit zwei Jahren an der Linie und ist der einzige fix angestellte Trainer des Vereins. Und in seiner Funktion ein ganz wichtiger Mosaikstein, um das erfolgreiche Bild zu vervollständigen. „Er hat in seiner Heimat schon auf Champions-League-Niveau im Damen-Bereich gearbeitet und hat eine wichtige Rolle gespielt, bei uns professionelle Gedanken zu etablieren. Er achtet schon beim Training der Jugend-Mannschaften darauf, dass die Anforderungen stimmen, damit die Spieler später einmal in der ersten Mannschaft mitspielen können“, verrät Hofko über den Mann, der stets alles von seinen Spielern verlangt und als ausgewiesener Taktikfuchs gilt.

Das Team der Panthers gemeinsammit Ernestine Grießler © Claus Stumpfer/NÖN
Das Team der Panthers gemeinsam mit Ernestine Grießler © Claus Stumpfer/NÖN

Fester Bestandteil

Wenn all diese Rädchen auch in der kommenden Saison ineinandergreifen, kann das Ziel Klassenerhalt erreicht werden. „Mit dieser Vorgabe gehen wir in unser Premierenjahr, darauf haben sich Mannschaft, Trainer und Vorstand eingeschworen“, sagt Hofko. Langfristig gesehen hat man allerdings höhere Ambitionen, wie der 49-Jährige, der selbst nie Volleyball gespielt hat und seit sechs Jahren die Geschicke der Sektion leitet, verrät: „Wir sind gekommen, um zu bleiben. Wir möchten uns auf allen Ebenen weiter professionalisieren und fester Bestandteil der AVL werden.“

Wobei er dabei nie das Wohl und Wehe der gesamten Sektion aus dem Auge verliert. Schließlich gibt es insgesamt 60 Spielerinnen und Spieler, die im Erwachsenenbereich in verschiedenen Ligen spielen, dazu kommen 120 Kinder und Jugendliche, die in den verschiedensten Altersklassen unterwegs sind. „Dabei sagen wir ganz klar, dass bei uns jeder einen Platz haben soll, also auch Kinder, die es woanders vielleicht nicht immer leicht haben“, betont er. Die gesamte Sektion umfasst stolze 350 Mitglieder, eine Zahl, von der viele Vereine nur träumen können.

Ein Teil davon ist die Damen-Mannschaft, die ebenfalls in diesem Sommer einen Aufstieg zu feiern hatte und ab kommender Saison in der 2. Liga antritt. Und das mit einem Durchschnittsalter von 21 Jahren. „Ihnen traue ich auf Anhieb zu, dass sie im oberen Tabellen-Drittel mitspielen können“, sagt Hofko. Und wer weiß, vielleicht kommen die Damen ja auch demnächst auf die Idee, einen Deal mit ihrem Vorstand eingehen zu wollen.

AusgabeRZ39-2024

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