Die Auswirkungen der Unwetterkatastrophe in Niederösterreich sind nach wie vor dramatisch. Große Teil des Landes befinden sich noch immer im Krisenmodus und die Aufräumarbeiten werden mehrere Monate dauern. Das genaue Ausmaß der Hochwasser-Schäden ist noch nicht klar. Heimische Versicherer befürchten eine Rekordschadensumme von 600 bis 700 Millionen Euro. Der Gesamtschaden an landwirtschaftlichen Kulturen wird von der Hagelversicherung mit rund 10 Millionen Euro beziffert, davon 7 Millionen in Niederösterreich.
Jetzt geht es vor allem darum, rasch zu helfen. Die niederösterreichische Landesregierung hat in der Vorwoche 75 Millionen Euro an Soforthilfe beschlossen. „Jetzt müssen die Hilfszahlungen rasch dort ankommen, wo sie gebraucht werden, nämlich direkt bei unseren Landsleuten, die vor den Trümmern ihrer Existenz stehen“, erklärte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.
Auch die Bundesregierung stellt nach der Hochwasserkatastrophe weitere Mittel zum Wiederaufbau zur Verfügung. Der Katastrophenfonds wurde von 620 Mio. auf 1 Mrd. Euro aufgestockt. Das schwer getroffene Niederösterreich hat davon schon erste Hilfen erhalten – 45 Mio. Euro. Darüber hinaus stellt die EU Österreich eine Hochwasserhilfe von 500 Mio. Euro zur Verfügung.
Schnell und zielgerichtet
Schnelle und zielgerichtete Hilfe für die Betroffenen der Jahrhundertflut leistet auch die Raiffeisenbankengruppe NÖ-Wien. In einem ersten Schritt wurden 500.000 Euro Soforthilfe zur Verfügung gestellt. „Ein zweiter Schritt ist der Raiffeisen-Elementarschadenskredit, der darauf abzielt, finanzielle Engpässe infolge des Hochwassers zu überbrücken und die notwendigsten Erstmaßnahmen durchführen zu können. Unsere Kunden können sich auf uns verlassen“, betont Michael Höllerer, Generaldirektor Raiffeisen NÖ-Wien.
Konkret geht es um die Instandsetzung von Gebäudeschäden, die Beschaffung von notwendigen Geräten, den Ankauf von Betriebsmitteln, den Zukauf von Futtermitteln und auch um die Abfederung von Einkommensverlusten. Der Kreditbetrag für Kunden beträgt bis zu 50.000 Euro und hat eine Laufzeit von maximal fünf Jahren. Für Kunden von Raiffeisen Wien gibt es einen Fixzinssatz von 1,5 Prozent pro Jahr.
Die Bewohnbarkeit der Immobilien wiederherzustellen, wird in den nächsten Monaten zu einem Kraftakt für das ganze Land. Die Bundessparte Banken und Versicherungen der Wirtschaftskammer Österreich hat sich deshalb auch an die FMA gewandt und erwirkt, dass Finanzierungen für Instandsetzungsarbeiten nach Naturkatastrophen nicht in den Anwendungsbereich der KIM-Verordnung fallen. Die in der Verordnung vorgeschriebenen zusätzlichen Vergabekriterien und Meldeerfordernisse sind daher auf diese Finanzierungen nicht anwendbar, sofern diese „ausschließlich der Wiederherstellung der Bewohnbarkeit von Hauptwohnsitzen dienen“, so die FMA.
Unterstützung für Helfer
„Die durch das Unwetter verursachten Schäden sind immens und der Wiederaufbau wird ein langer Kraftakt. Mit unseren Maßnahmen können wir zumindest die finanzielle Situation der Betroffenen ein Stück weit lindern und einen Beitrag für den Neustart leisten“, so Michael Höllerer. Für Mitarbeiter von Raiffeisen NÖ-Wien, Raiffeisen Bank International und des Österreichischen Raiffeisenverbandes, die persönlich betroffen oder im Katastropheneinsatz waren, gab es Sonderurlaub. „Ich bedanke mich herzlich bei allen Kollegen, die im Katastropheneinsatz Außergewöhnliches und einen solidarischen Beitrag für die Menschen in Niederösterreich leisten“, sagt Höllerer.
Einer von ihnen ist Florian Havel, Abteilungsleiter bei der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, der sich seit mehr als zehn Jahren beim Roten Kreuz engagiert und während der Hochwasserkatastrophe in Klosterneuburg im Einsatz war: „Ich bin beeindruckt, wie schnell mein Arbeitgeber reagiert und entsprechend die Situation rund um meinen Hilfseinsatz erleichtert hat. Das zeigt mir, dass wir nicht nur absolute Kundenorientierung nach außen, sondern auch eine absolute Mitarbeiterorientierung nach innen leben.“
Partnerschaft mit Militär
Rasche und unbürokratische Hilfe wird auch von der Partnerschaft zwischen der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien sowie deren Netzwerkunternehmen und dem Militärkommando NÖ geleistet. „Das mit voller Kraft im Hochwassereinsatz befindliche Österreichische Bundesheer erhielt von der Strabag BMTI Gerätschaften, die bei den dringend notwendigen Aufräumarbeiten im niederösterreichischen Katastrophengebiet zum Einsatz kommen. Diese Erdbewegungsgeräte sind ein entscheidendes Instrument, um die öffentliche Infrastruktur wieder verfügbar zu machen. Wir stellen zudem auch Bobcats zur Verfügung, die zur Aufklärung der gegebenen Situation in Häusern und Höfen nach der Überflutung eingesetzt werden“, erklärt Erwin Hameseder, Obmann der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien sowie Milizbeauftragter des Österreichischen Bundesheeres, bei der Übergabe der Gerätschaften an die steirischen Pioniere.
Das Österreichische Bundesheer ist eine wichtige Säule, wenn es um Schutz und Sicherheit für die Bevölkerung geht, wie Hameseder betont: „Immer wieder konnte unser Bundesheer beweisen, dass es durch die ausgezeichnete Ausbildung insbesondere bei Katastropheneinsätzen zu großartigen Leistungen befähigt ist. Wenn es aber zu Anlassfällen kommt, bei denen wir mit den Gerätschaften unserer Netzwerkunternehmen aus dem zivilen Bereich das Bundesheer unterstützen können, dann machen wir das gerne und aus Überzeugung.“
Als Konsequenz dieser Grundhaltung wurde im Jahr 2000 die militärische und zivile Partnerschaft des Militärkommandos NÖ mit der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien ins Leben gerufen. „Es wurden damit komplett neue und in Österreich bis dahin einmalige Wege beschritten. Unter dem Motto ‚Einig im Dienst an Mensch und Land‘ wurde ein gemeinsames Katastrophenhilfsprogramm zum Nutzen der Menschen in Niederösterreich ausgearbeitet. Die Menschen in Niederösterreich, deren Bedürfnisse und Probleme, stehen im Mittelpunkt unseres Denkens und Handelns“, betont Hameseder.