Blick über den eigenen Horizont

Beim „Raiffeisen neXt College“ standen für junge Funktionäre die Themen von morgen und der spartenübergreifende Austausch im Fokus.

Mitreden, mitentscheiden und mitgestalten – so lauten die Kernprinzipien von Genossenschaften. In diesem Sinne stand auch das „Raiffeisen neXt College“, eine österreichweite Bildungs- und Netzwerkinitiative für Nachwuchs- und Jungfunktionäre, unter diesem Motto.

Von April bis September setzten sich die Teilnehmer in vier Online-Modulen mit wesentlichen Themen auseinander, welche aktuell und künftig für die Raiffeisengruppe und deren Funktionäre wichtig sind beziehungsweise sein werden: volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen, digitale Regionalökonomie & Innovation, Self Leadership sowie Künstliche Intelligenz & Digitalisierung. Input zu den Themen gab es dabei von hochkarätigen Referenten, die als Experten auf ihrem jeweiligen Gebiet gelten.

Seinen Abschluss fand der Lehrgang schließlich Mitte Oktober in Wien, bei dem sich die Teilnehmer mit ihren Kollegen aus anderen Bundesländern spartenübergreifend persönlich austauschen und vernetzen konnten. Manuel Hanselmann, Leiter der Stabstelle „Kompetenzzentrum Genossenschaft“ im Österreichischen Raiffeisenverband, und Markus Eisl, Teamleiter für Funktionärs- und Führungskräfteentwicklung am Raiffeisen Campus, begrüßten die Absolventen zunächst zu einem Mittagsimbiss im Raiff­eisenhaus beim Donaukanal.

Johannes Rehulka appellierte, genossenschaftliche Ideale weiter voranzutreiben.
Johannes Rehulka appellierte, genossenschaftliche Ideale weiter voranzutreiben. © RZ/Michael Hintermüller

Nach den Wurzeln leben

„Das Thema Genossenschaft ist einfach immer aktuell“, betonte ÖRV-Generalsekretär Johannes Rehulka, der als Gastgeber eine Keynote hielt. Es gebe bei Raiffeisen sehr viele positive Beispiele, wo der Genossenschaftsgedanke gelebt wird und die Mitglieder miteinbezogen werden. Dies müsse von allen aktiv vorangetrieben werden, insbesondere aber von den Funktionären, appellierte Rehulka an die Teilnehmer: „Die Geschäftsleiter und Geschäftsführer achten natürlich mehr auf die wirtschaftlichen Zahlen und darauf, dass das Unternehmen funktioniert. Die Funktionäre müssen aber darauf achten, dass wir nach wie vor unsere Wurzeln kennen und auch danach leben.“

Wichtig sei der genossenschaftliche Aspekt vor allem als Unterscheidungsmerkmal zu anderen Banken. Rehulka warf auch einen Blick voraus ins kommende Jahr – 2025 wurde von der UNO als das internationale Jahr der Genossenschaften ausgerufen. Man werde informieren und mit Veranstaltungen auch insbesondere Jüngere ansprechen. „Wir wollen dieses Jahr nutzen, um unsere Wurzeln, aber auch unsere Art des Wirtschaftens stärker zu präsentieren. Seid durchaus auch unangenehm in euren Genossenschaften und bringt das Thema auf“, gab der Generalsekretär mit auf den Weg. Dieser führte die Nachwuchsfunktionäre an diesem Tag weiter in die Raiffeisen Bank International. 

Informative Einblicke

Das Abschlussmodul ging mit zwei spannenden Expertenvorträgen von Maximilian Schausberger, Managing Director bei Elevator Ventures, der Venture-Capital-Einheit der RBI, und Christoph Kullnig, Head of Group Marketing bei der RBI, weiter.

Schausberger gab einen Einblick, wie ein Venture-Capital-Fonds arbeitet und warf eingangs die Frage in die Runde: Was ist eigentlich ein Start-up? Nach gängiger Definition müsse ein solches innovativ und skalierbar sein, schnelles Wachstum aufweisen und den Gang an die Börse oder den Verkauf als Ziel haben. „Ein Start-up ist ein Start-up, wenn es theoretisch unendlich groß werden kann“, so Schausberger.

Anhand der Entwicklung sogenannter „Unicorns“ (Einhörner) – also Firmen, die mit einer Milliarde US-Dollar bewertet werden – legte er auch dar, wie oft in kaum mehr als zehn Jahren eine derartige Wertsteigerung möglich ist. In der Bewertung von Start-ups sei unter anderem relevant, dass das angebotene Produkt eine Lösung für ein Problem bietet: „Öfter als man glaubt, gibt es da draußen Lösungen, die ein Problem suchen“, so Schausberger.

Um Lösungsfindung anderer Art geht es in der Tätigkeit von Christoph Kullnig, nämlich die Vermarktung der Marke Raiffeisen. In seinem Vortrag beleuchtete er veraltete Konzepte von Marketing, die jedoch nach wie vor weit verbreitet seien. Etwa in Meinungsumfragen nach der Absicht zu fragen, ob man ein Produkt empfehlen würde. „Dabei müsste man eigentlich fragen, ob man es schon einmal empfohlen hat“, betonte Kullnig. Im Gegensatz dazu wurde anhand konkreter Beispiele veranschaulicht, welchen Ansatz die RBI in ihrer Marketing-Strategie verfolgt.

Ideen für die Zukunft

Welch innovativen Ideen die Teilnehmer im Zuge des „Raiffeisen neXt Colleges“ entwickelt haben, zeigte sich bei der abschließenden Präsentation der Gruppenarbeiten. Eines der Konzepte sieht vor, Genossenschaft mit Initiativen in Schulen sichtbar und spürbar zu machen. Des Weiteren wurde „Lagerhaus Now“, ein Lieferservice mit Zustellung am selben Tag, entworfen. „Behaltet euch diese tollen Ideen, Raiffeisen braucht so Leute wie euch“, fasste Hanselmann den Nachmittag zusammen, der im Anschluss bei einem gemeinsamen Abendessen seinen Ausklang fand.

AusgabeRZ42-2024

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