Der Ursprung des Glücks

Zu Silvester feiert der Aberglaube mit dem Tausch diverser Glücksbringer erneut Hochkonjunktur. Doch warum ist glücklich, wer Sau hat, und wieso bringen Männer in Schwarz uns das Glück?

Der Glaube, dass bestimmte Gegenstände und Rituale uns eine erfreuliche Zukunft bescheren, ist vermutlich so alt wie die Menschheitsgeschichte. Besonders zum Jahreswechsel ist es vielerorts noch heute Tradition, einander Glücksbringer zu überreichen. In einigen Fällen verspricht sogar bereits der Anblick eines Gegenstandes oder einer Person eine günstige Fügung des Schicksals. So ist keine andere Berufsgruppe hierzulande dermaßen mit dem Glück in Verbindung zu bringen wie der Rauchfangkehrer. 

Während der Besuch eines Kaminfegers heute längst keine Besonderheit mehr darstellt, konnte man sich im Mittelalter noch glücklich darüber schätzen. Obwohl sich die Geschichte des Rauchfangkehrers in Wien bis ins Jahr 1447 zurückverfolgen lässt, herrschte damals noch Not am Mann. Ein Unglück besonders für Hausbesitzer, denn spätestens ab der Mitte des 15. Jahrhunderts waren diese ob der vorherrschenden Feuergefahr dazu verpflichtet, regelmäßige Reinigungen der im Haus befindlichen Feuerstellen durchzuführen. Da diese Arbeit für Unerfahrene als besonders mühselig galt, war man froh, wenn man auf der Straße zufällig einem Schornsteinfeger über den Weg lief. Dass es zum Jahreswechsel Brauch wurde, sich mit Darstellungen von Rauchfangkehrern zu beschenken, mag darin begründet sein, dass diese am Ende des Jahres ihre Abrechnung vorlegten und man bei dieser Gelegenheit sogleich Glückwünsche fürs neue Jahr überbrachte. 

„Prosit“ im Jänner

Nicht immer endete das Jahr jedoch am 31. Dezember. Erst Papst Innozenz XII setzte 1691 den Jahresbeginn endgültig auf den 1. Jänner fest. Davor war es in unseren Breiten üblich, das neue Jahr am 6. Jänner beziehungsweise zu Weihnachten zu begrüßen. Jedoch hatte schon Julius Cäsar als Jahresanfang den 1.  Jänner gewählt.

Noch heute begleitet uns die Sprache der alten Römer ins neue Jahr. So sprechen wir zu Silvester, sobald wir uns „Prosit“ wünschen, Latein. Der Trinkspruch kommt vom Verb „prodesse”, was in der dritten Person Singular im Konjunktiv Präsens so viel wie „es möge zuträglich sein“ heißt. Verbreitet hat sich der Spruch allerdings erst durch trinkfreudige Studenten im 18. Jahrhundert. 

„Schwein gehabt“

Wesentlich älter ist hingegen der Glaube, dass Schweine Glück bringen. Bereits im alten Rom kam dem Schwein eine wichtige Rolle bei Vertragsabschlüssen zu. Die rituelle Schlachtung des Tieres galt als Siegel der Vertragstreue und sollte demnach Erfolg verheißen. Die Vorstellung, dass Glück hat, wer ein Schwein besitzt, hat sich auch hierzulande erhalten. Dementsprechend ist es in einigen Regionen Österreichs nicht nur Usus sich Schweine als Glücksbringer zu überreichen, sondern auch Brauch zu Silvester Schweinerüssel beziehungsweise Sauschädel zu kredenzen.

Schwein und Hufeisen als Glücksbringwer
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Bei unseren südlichen Nachbarn wird zum Jahreswechsel gerne Sauhaxe mit Linsen serviert. Letztere konnten sich in den vergangenen Jahren auch in Österreich als Silvester­essen einen Namen machen. Die kleinen, runden Hülsenfrüchte versprechen finanzielles Wohlergehen. Eine Hoffnung auf Reichtum, die sich auch in den unzähligen Schuppen der Fische und in den in goldenes Papier eingepackten Schokoladenmünzen widerspiegelt. 

Fliegenpilz und Hufeisen

Dass es allerdings auch der giftige Fliegenpilz in die Reihe der Glücksbringer geschafft hat, hat weniger mit seiner Bekömmlichkeit zu tun als vielmehr mit dem Umstand, dass der Verzehr einer ganz kleinen Menge einen rauschähnlichen Zustand auslösen kann. Zudem bezeichnete man jemanden als Glückspilz, dessen Erfolg sich wie ein aus dem Boden geschossenes Schwammerl einstellt. Nicht zu vergessen, dass der Fund eines Fliegenpilzes als Indikator für viele andere Pilze in der Gegend gilt.

Weniger leicht zu finden war selbst in früheren Zeiten ein Hufeisen. Selbst wenn es sich in den meisten Fällen nicht um goldene Exemplare, wie sie einer alten ägyptischen Legende nach die Pferde des Pharaos getragen haben sollen, handelt, so war doch auch der Wert des Eisens nicht zu unterschätzen. Wie dieses als Glücksbringer an die Wand gehängt werden soll, darüber scheiden sich jedoch die Geister. So besagt eine Variante mit der Öffnung nach oben, damit das Glück nicht hinausfällt, während eine mit der Öffnung nach rechts gedrehte Hängung den Buchstaben C für Christus symbolisiert. Ein christlicher (Aber-)Glaube, der auch im vierblättrigen Kleeblatt in Erscheinung tritt. Dieses wurde vom Heiligen Patrick mit dem Kreuz in Verbindung gebracht. Vielleicht ist es aber schlicht und einfach nur Glück, wenn man eines dieser seltenen Vierblättrigen zu Gesicht bekommt. 

AusgabeRZ51-2024

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