Mehr als 1.300 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Kultur und Sport sind der Einladung des Raiffeisenverbandes Salzburg (RVS) zum Neujahrsempfang gefolgt, der dieses Jahr in der Felsenreitschule stattfand. Der Empfang bot den Rahmen für einen Rückblick auf das vergangene Geschäftsjahr 2024 sowie eine Einschätzung über die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen durch RVS-Generaldirektor Heinz Konrad gemeinsam mit seinem heurigen Ehrengast, dem scheidenden Arbeits- und Wirtschaftsminister und designierten OeNB-Gouverneur Martin Kocher. Musikalisch sorgten unter anderem die Militärmusik Salzburg und der Pongauer Sänger Chris Steger für eine gelungene Begleitung des Abends.
Großer Handlungsbedarf
Die österreichische Wirtschaft befindet sich aktuell in einer sehr schwierigen Situation. Dazu Heinz Konrad: „Wir blicken einmal mehr auf ein sehr herausforderndes Jahr zurück. Österreich hat wirtschaftlich gesehen den Anschluss in Europa verloren. Im 30. Jahr unserer Mitgliedschaft sind wir erstmals Schlusslicht beim Wirtschaftswachstum in der Europäischen Union und befinden uns in der längsten Rezession seit 1945. Das ist eine ernste Situation, Österreich hat großen Handlungsbedarf.“
Die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft und die Unternehmen in Österreich seien im internationalen Vergleich deutlich schwieriger. Aufgrund wesentlich höherer Steigerungen bei den Energie- und Personalkosten seien vor allem Industrie und Bauwirtschaft in Bedrängnis gekommen, analysierte Konrad.
Produktivität steigern
Auch Martin Kocher verwies in seinen Ausführungen auf die herausfordernde wirtschaftliche Lage Österreichs sowie auf Ansätze, um den Wirtschaftsstandort langfristig zu stärken. Dazu werde von der nächsten Bundesregierung nicht nur eine Haushaltskonsolidierung erwartet, sondern auch gezielte Investitionen in zukunftsträchtige Bereiche wie Digitalisierung, Bildung und nachhaltige Technologien. Österreich sei aus einer konjunkturellen Rezession, die 2023 begonnen habe, in eine substanzielle Krise geschlittert. Vergleichsweise hohe Kosten belasten und verunsichern die Betriebe, die Haushalte sparen und es werde weniger investiert.
Ziel sei es nun, die Produktivität zu steigern und neue Wachstumsimpulse zu setzen, die die Grundlage für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft schaffen. Kocher blickt jedenfalls vorsichtig zuversichtlich in die Zukunft: „Ich sehe ein wenig Licht am Ende des Tunnels. 2025 wird wirtschaftlich ein besseres Jahr als 2024, aber wir müssen alles tun, um die langfristigen Potenziale des Standorts zu stärken.“ So müssten die Abgaben auf Arbeit gesenkt, strukturelle Maßnahmen im Energiebereich gesetzt und ein Bürokratieabbau durchgeführt werden.
Wirtschaftlicher Turnaround
Trotz der herausfordernden Bedingungen geht auch Konrad für das Jahr 2025 davon aus, dass ein wirtschaftlicher Turnaround mit einem moderaten Wachstumskurs stattfinden wird. Weitere Zinssenkungen durch die EZB würden dabei unterstützen. „Fleiß und Leistung müssen sich in Österreich lohnen, denn dadurch erhalten wir unseren Wohlstand und damit unseren Sozialstaat. Derzeit haben wir ein Steuersystem, das nicht leistungsfördernd ist. Steuerlich entlastet gehört der Mittelstand. Menschen mit sehr geringem Einkommen gehören über Transferleistungen gestützt. Weiters sollte die Eigen- und Selbstverantwortung in unserer Gesellschaft wieder mehr Stellenwert erhalten“, so der RVS-Generaldirektor. Entscheidend für die Weichenstellung sei eine handlungsfähige Regierung, die klare und richtige Impulse im Sinne der Österreicherinnen und Österreicher setze.
Das Bundesland Salzburg sei vergleichsweise gut aufgestellt: „An der Stärke Salzburgs hat sich nicht viel geändert. Nach wie vor gehören wir zu den 20 besten Wirtschaftsregionen Europas und sind, gemessen an der Wertschöpfung pro Kopf, Vorreiter in Österreich“, unterstrich Konrad. Der heimische Tourismus habe im Sommer eine gute Buchungslage verzeichnet und die aktuelle Wintersaison verlaufe ausgezeichnet. „Eine gute Wintersaison ist für das Bundesland Salzburg ein aussagekräftiger Indikator für den Verlauf des weiteren Wirtschaftsjahres“ zeigte sich Konrad zuversichtlich.
Raiffeisen Salzburg fördert Aufschwung
Raiffeisen Salzburg konnte sich trotz der Rezession im abgelaufenen Geschäftsjahr ausgezeichnet behaupten. Zwei Großprojekte – der Wechsel von der eigenen in die Software-Landschaft der Raiffeisen Bankengruppe Österreich sowie die Ausgliederung der Warenbetriebe aus der Bank in eine eigene Gesellschaft – seien 2024 erfolgreich abgeschlossen worden. Die Raiffeisen Bankengruppe Salzburg weist erstmals ein Eigenkapital von mehr als 2 Mrd. Euro aus. Die endgültigen Ergebnisse liegen noch nicht vor, aber Konrad geht von einem Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit in Höhe des Vorjahres aus. Sowohl in den Raiffeisenbanken, als auch bei den Beteiligungsunternehmen seien gute Erträge erwirtschaftet worden.
„Wir sind mit 109 besetzten Standorten in Stadt und Land Salzburg der wichtigste finanzielle Nahversorger im Bundesland und sind weiter in strukturschwächeren Teilen Salzburgs vertreten. Raiffeisen Salzburg ist genossenschaftlich organisiert. Unser Zweck ist in unseren Satzungen ganz klar festgeschrieben: die Förderung des Erwerbs und der Wirtschaft unserer Mitglieder. Das sind 81.000 Salzburgerinnen und Salzburger. Gewinne, die wir erzielen, bleiben in den Genossenschaften und damit in unserem Bundesland. Und wir zeigen das ja auch mit zahlreichen Investitionen und eigenunternehmerischen Aktivitäten zur Unterstützung der Wirtschaft in Salzburg“, betonte Konrad.