Unfallbilanz: Haushaltsunfälle dominieren

Über 40 Prozent aller Unglücke passierten im Vorjahr in den eigenen vier Wänden, zeigen die KFV-Zahlen für 2024.

2024 verunfallten in Österreich insgesamt 804.500 Menschen mit hiesigem Wohnsitz so schwer, dass sie in einem Spital behandelt werden mussten – eine Zunahme um 3 Prozent im Jahresvergleich. Die Behandlungskosten dafür stiegen um 5 Prozent auf 2,74 Mrd. Euro. Die meisten Unfälle passieren traditionell im eigenen Haushalt (335.400). Dahinter folgen Unfälle in der Freizeit 265.000, in der Arbeit bzw. Schule (112.000) und im Verkehr (92.100), so das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV).

Rund 2.500 bis 3.000 verlieren in Österreich pro Jahr bei Unfällen ihr Leben. „Das Unfallgeschehen in Österreich verursacht jedes Jahr immens viel Leid, bindet enorme personelle Ressourcen in den Spitälern und erhöht natürlich auch in vielerlei Hinsicht die Sozialausgaben, weil Krankenbehandlungen und Reha-Maßnahmen mit hohen Kosten verbunden sind. Das wichtigste und mächtigste Werkzeug dagegen ist Prävention“, erklärt KFV-Direktor Christian Schimanofsky bei der Vorstellung der Unfallbilanz 2024 gemeinsam mit dem Österreichischen Versicherungsverband (VVO). 

Gefährliches Zuhause

Den größten Präventionsbedarf ortet der Experte vor allem in den eigenen vier Wänden, wo man sich eigentlich am sichersten fühle. Jeder könne einen Beitrag leisten, damit das Zuhause sicherer werde. Das beginne etwa beim Beseitigen einfacher Stolperfallen wie herumliegenden Kabeln oder rutschfesten Matten im Badezimmer. Aber auch eine gute Beleuchtung in Fluren oder Treppenhäusern sollte sichergestellt werden, empfiehlt der KFV-Experte. 

„Eine besonders traurige Entwicklung gibt es bei Kindern im Alter von 0 bis 14 Jahren, denn dort ist die Anzahl der Verletzten überproportional stark um 5 Prozent auf fast 122.000 gestiegen“, berichtet Schimanofsky. Die meisten Verletzten im Kindesalter (41 Prozent) gibt es im Haushaltsbereich, während unter den Jugendlichen der Freizeitbereich (inklusive Freizeitsport) mit 48 Prozent am häufigsten zu Verletzungen führt. Im Seniorenalter dominieren dann wieder ganz klar die Haushaltsunfälle (67 Prozent).

Die hohe Zahl an Verletzten im Sport- und Freizeitbereich birgt neben der menschlichen Komponente auch ein hohes finanzielles Risiko für die Betroffenen. Denn anders als Arbeitsunfälle oder Unfälle im Schulbereich fallen diese nicht in die Zuständigkeit der gesetzlichen Unfallversicherungsträger. Die Primärversorgung der Verletzungen sei durch die gesetzlichen Krankenversicherungen zwar für ihre Versicherten auch bei Freizeitunfällen abgedeckt, bei dauerhafter Invalidität und bei beruflichen Rehabilitationsmaßnahmen erfolgt jedoch keine Leistung seitens der gesetzlichen Unfallversicherung, warnt VVO-Vizepräsident Ralph Müller. 

Private Vorsorge wird immer wichtiger

Besonders folgenschwer ist ein Freizeitunfall mit Invaliditätsfolgen bei Kindern. „Was viele Eltern nicht wissen, ist, dass Kinder erst mit dem letzten Kindergartenjahr oder mit Schulbeginn gesetzlich unfallversichert sind – und das auch nur am Weg dorthin und nach Hause bzw. im Kindergarten und in der Schule selbst. Aber auch für Berufstätige können die Folgen eines Unfalls gravierend sein, weil unfallbedingte Langzeitfolgen oft mit deutlichen Einkommenseinbußen einhergehen. Und genau in diesen Fällen kommen die Leistungen der privaten Unfallversicherung zum Tragen“, erinnert Müller. 

Viele Österreicher setzen für die Absicherung hoher Folgekosten von Unfällen auf die private Unfallversicherung. „In den letzten zehn Jahren ist die Anzahl der Schadens- und Leistungsfälle in der privaten Unfallversicherung in Österreich in Summe um 26 Prozent auf knapp 259.200 Fälle im Jahr 2023 gestiegen. Die erbrachten Leistungen haben sich sogar überproportional stark um 47 Prozent auf 840 Millionen Euro erhöht. Wir sitzen daher mit den Unfallopfern in einem Boot und möchten diese mit möglichst zielgerichteten Präventionsmaßnahmen in allen Lebenslagen vor Unfällen bewahren“, erklärt VVO-Generalsekretär Christian Eltner.

Für die Unfallbilanz wurden im Vorjahr rund 18.800 Interviews mit Unfallopfern in 15 Top-Spitälern in Österreich geführt und die Daten hochgerechnet. 

AusgabeRZ15-2025

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