Die Gesamtmilchanlieferung in Österreich ist 2024 mit 3,58 Mio. Tonnen um 1,4 Prozent gestiegen. Der Bioanteil ist mit 18,2 Prozent der höchste in der EU. Die EU verzeichnete im Vergleich zu Österreich 2024 mit Plus 0,6 Prozent trotz positiver Preissignale kaum Steigerungen bei der Milchanlieferung. Grund dafür ist die Blauzungenkrankheit in wichtigen Produktionsgebieten, rückläufige Kuhzahlen, hohe Kosten sowie Auflagen im Tierschutz und bei Umweltthemen.
Die Umsätze der 69 heimischen Milchverarbeiter sind 2024 um 1,7 Prozent auf 4,04 Mrd. Euro gestiegen, wobei Zuwächse sowohl im Inland als auch im Export verzeichnet wurden. Im Inland stiegen die Absätze mengenmäßig in der weißen Palette um 0,7 Prozent, in der bunten Palette um 3,4 Prozent, bei Käse um 3 Prozent und bei gelben Fetten um 2 Prozent. Die Ertragslage der österreichischen Molkereien ist mit einem Ergebnis vor Steuern von rund 1 Prozent bezogen auf den Umsatz weiterhin sehr knapp, für einige war sie aufgrund der gestiegenen Kosten sogar negativ.
Exporte auf Höchststand
Die österreichischen Milchexporte erreichten 2024 auf Basis der vorläufigen Zahlen der Statistik Austria mit 1,78 Mrd. Euro einen neuen Höchstwert und konnten um 3 Prozent zulegen. Die österreichische Milchwirtschaft exportiert 44,1 Prozent seiner Produkte. Die Hälfte der Exporte geht nach Deutschland, gefolgt von Italien, Griechenland und den Niederlanden. Wichtigstes Exportgut ist weiterhin der Käse.
Auffallend sind laut Milchverband Österreich (MVÖ) die zuletzt stärker gestiegenen Importe, um 4 Prozent auf 1,17 Mrd. Euro. Diese würden zum Teil bei den Eigenmarken des Handels, der Weiterverarbeitung sowie in der Gastronomie landen. „Eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung sollte daher möglichst bald erfolgen“, fordert MVÖ-Präsident Helmut Petschar.
Weniger Milchbauern
Die Anzahl der Milchbauern verringerte sich 2024 um 3,8 Prozent auf 21.569. Der Milchkuhbestand ist mit 535.810 um 1,3 Prozent gefallen, im Durchschnitt hält ein Landwirt 24,8 Kühe, international gesehen ein sehr kleiner Wert. Die durchschnittliche Anlieferung je Landwirt stieg von 157,6 auf 166,1 Tonnen. Das durchschnittlich ausbezahlte Milchgeld erreichte 94.449 Euro und ist damit um 2,4 Prozent über dem Vorjahr.
Dabei lagen die Erzeugermilchpreise in Österreich 2024 im Durchschnitt unter dem Vorjahr, sind aber im Jahresverlauf wieder gestiegen und erreichten zum Jahresende mit 63,58 Cent/kg den Höchstwert des Vorjahres. Die ersten Monate 2025 zeigten weiterhin ein grundsätzlich festes Preisniveau, wie der Milchverband Österreich (MVÖ) berichtet. Im Februar 2025 wurden für gentechnikfreie Qualitätsmilch durchschnittlich 53,12 Cent/kg erzielt, im Februar 2024 waren es noch 48,19 Cent. Positiv wird die Einführung von „Tierhaltung plus“ gesehen. Das System erfordert zwar einen höheren Aufwand, stelle aber einen Meilenstein in der Verbesserung der Tierwohl-Situation dar und werde von den Konsumenten sehr positiv bewertet, so Petschar.
MKS bereitet Sorgen
Große Sorgen bereitet dem Milchverband die seuchenpolitischen Entwicklungen, insbesondere der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) im angrenzenden Ungarn und der Slowakei. Die Milchwirtschaft arbeitet hier mit den Behörden eng zusammen, um eine Einschleppung der Seuche nach Österreich zu verhindern, betont Petschar. Denn auch wenn das Virus für Menschen nicht ansteckend ist und mit der Pasteurisierung Milchprodukte sicher und nicht mehr zur Übertragung geeignet sind, so wären im Seuchenfall spürbare handelspolitische Beschränkungen und massive seuchenpolitische Maßnahmen zu erwarten.
Neben der MKS ist auch die Blauzungenkrankheit (BTV) in Europa aktiv, eine durch kleine Mücken übertragbare Rinderkrankheit, die zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen und geringeren Leistungen führt. Diese Krankheit hat 2024 in wichtigen milchproduzierenden Regionen Europas zu massiven Beeinträchtigungen geführt. Ab Herbst 2024 wurden auch in Österreich erste Fälle gefunden. Hier wird über Impfprogramme ein Schutz aufgebaut.