Sie heißen Taurus, Malling, Aurora, Cascade, Magnum oder Perle. Mehr als zehn verschiedene Hopfensorten werden im Mühl- und Waldviertel angebaut. Die grüne Kletterpflanze mit ihren zackigen Blättern und den grüngelben Blütenzapfen zählt zu den Hanfgewächsen und kann bis zu sieben Meter hoch werden. Der Hopfenanbau hat in dieser Region eine lange Tradition, die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem 13. Jahrhundert. Wer Hopfen hört, denkt sofort an Bier. Für den typischen Geschmack des Bieres ist der Hopfen unverzichtbar, auch wenn er mit nur eineinhalb bis zwei Gramm pro Liter einen sehr kleinen Teil der Rezeptur ausmacht.
In der Mühlviertler Hopfenbaugenossenschaft sind 37 Hopfenbauern vereint, um das „grüne Gold“ gemeinsam zu vermarkten. „Wir haben einen einheitlichen Auftritt und transportieren die Marke nach außen“, sagt Manuel Starlinger, Geschäftsführer der Hopfenbaugenossenschaft. Zudem sei die Genossenschaft Bindeglied zwischen Erzeuger und Brauereien. Das sei wichtig, denn der für die Kulturlandschaft so prägende Hopfenanbau stelle die Betriebe auch vor Herausforderungen. „Der Hopfenpreis ist sehr volatil“, so Starlinger. Das kann Planungen und Investitionen oft schwierig machen.
Sicherheit und Perspektive
Auf dem Weltmarkt kann der Hopfenpreis mitunter um das Zehnfache schwanken, da bietet die Genossenschaft Sicherheit und Perspektive. „Wir haben als Genossenschaft langfristige Verträge mit langjährigen Kunden, sodass wir stabilere Abnahmepreise haben“, betont Starlinger. Das gelte umgekehrt auch für Brauereien: „Als zuverlässiger Partner tragen wir dazu bei, dass Brauereien weniger von den Schwankungen des globalen Hopfenmarktes abhängig sind.“
Momentan ist der Druck auf den Hopfenpreis besonders hoch. Bekam man auf dem globalen Weltmarkt vor zehn Jahren noch zehn Euro pro Kilo, ist es heuer nur ein Euro. Das deckt nicht einmal die Produktionskosten. „Die Lager sind aus den Vorjahren noch gut mit Hopfen gefüllt, zudem sinkt die Nachfrage nach Bier kontinuierlich“, erklärt der Geschäftsführer die niedrigen Preise auf dem Weltmarkt. Manche Bauern in Deutschland beginnen sogar, Flächen zu roden, um den Preisdruck abzuschwächen. Das ist im Mühlviertel kein Thema, dennoch betont Starlinger: „Eine große Expansion wird es bei uns in absehbarer Zukunft auch nicht geben, wir müssen schauen, dass wir unsere Fläche halten können.“
Das Anbaugebiet der Genossenschaft erstreckt sich über das Mühlviertel bis Zwettl in Niederösterreich. 37 Mitglieder produzieren auf 173 Hektar zirka 300 Tonnen Hopfen jährlich, das reicht für drei Millionen Hektoliter Bier. Die Hopfenbaugenossenschaft kann den österreichischen Bedarf an Hopfen damit bis zu 30 bis 40 Prozent decken. Zu den Kunden zählen Brau Union, Stiegl und viele mittelständische und kleinere Brauereien. „Die Brauereien aus Österreich setzen auf den heimischen Hopfen, wir haben den Rückhalt“, betont Starlinger. Neun der 37 Betriebe sind mit einer Fläche von 32 Hektar auch auf biologischen Hopfenanbau spezialisiert.
Fünf Jahre haltbar
Hopfen ist eine Dauerkultur, die im Frühjahr immer wieder neu austreibt. Von Ende August bis Ende September wird geerntet, dabei werden Hopfenreben maschinell abgerissen, eine stationäre Pflückmaschine trennt die Hopfendolden von Blättern und Reben. Die Hopfendolden werden getrocknet, um den Hopfen haltbar zu machen.
„Wir bekommen den Hopfen bereits getrocknet geliefert und im Verarbeitungswerk in Neufelden wird er dann zu Pellets und Mini-Ballots, das ist vergleichbar mit Holzbriketts, verarbeitet“, erklärt Starlinger. Diese Verarbeitung reduziert zwar das Volumen, entscheidend für die lange Haltbarkeit ist jedoch die anschließende Verpackung: „Der Hopfen wird unter Schutzatmosphäre in gasdichter Folie verpackt und bleibt dadurch mehrere Jahre lang frisch – bis zu fünf Jahre.“ Trotz der Weiterverarbeitung bleibt der Hopfen ein Naturprodukt: „Wir pressen ihn lediglich und verpacken ihn luftdicht.“
Die Genossenschaft prüft die Inhaltsstoffe auf Rückstände und gibt damit eine Qualitätsgarantie. Neuerdings werden auch kleinere Verpackungsgrößen für Hobbybrauer angeboten. „Wir haben gemerkt, dass die Nachfrage nach kleineren Mengen in den vergangenen Jahren stark angezogen hat“, sagt Starlinger. Es gebe immer mehr Menschen, die das Brauen für sich als Freizeitbeschäftigung entdeckt haben.
Der Boden im Mühl- und Waldviertel besteht vorwiegend aus sandigem Lehm und ist kalkarm. „Das Klima und die Bodenverhältnisse schaffen hier günstige Bedingungen für den Hopfenanbau und tragen zum einzigartigen Aroma der Hopfensorten bei“, so Starlinger. Trockenheit und Hitze im Übermaß mögen die Hopfenpflanzen allerdings überhaupt nicht. „Früher war es im Mühlviertel im Sommer eher mild, die klimatischen Veränderungen stellen die Betriebe vor Herausforderungen“, weiß der Geschäftsführer. Ein Lösungsansatz ist das Thema Bewässerung. „Betriebe, die bewässern, haben weniger Einbußen bei trockenen Perioden und es kommt zu weniger Ernteausfällen.“ Zudem gibt es neue Hopfensorten, die hitzeresistenter sind. Eine neue gezüchtete Sorte kommt aus Deutschland und nennt sich Akoya. „Die Einführung neuer Sorten passiert nicht von heute auf morgen, aber die ersten Versuche sind recht vielversprechend.“
Gemeinsam mitgestalten
Im Jahr 1951 wurde die heutige Genossenschaft ins Leben gerufen. Seit 1997 gibt es auch Mitglieder außerhalb des Mühlviertels. Mit dem Hopfenverein Waldviertel sind damals fünf weitere Betriebe der Genossenschaft beigetreten. „Für uns ist die Genossenschaft die perfekte Form, wir haben zehn Funktionäre und 37 Mitglieder, alle können mitbestimmen, mitgestalten und damit die Zukunft des heimischen Hopfenanbaus sichern“, betont Starlinger. Es gebe ein „Wir-Gefühl“ innerhalb der Hopfenbaugenossenschaft.