BT Füchse: „Mit uns sollte zu rechnen sein“

Seit ihrem Aufstieg 2021 haben sich die BT Füchse im Spitzenfeld der österreichischen Handball-Liga etabliert, und auch in dieser Saison gelang ein Top-Start. Welcher Plan dahintersteckt und wie innovativ man bei der Vereinsführung sein kann, erklärt Geschäftsführer Karl-Heinz Weiland.

Das ging schnell. Im Jahr 2020 fusionierten der ATV Trofaiach und der HC Bruck zu den BT Füchsen. 2021 gelang dem Klub, der von der Raiffeisenbank Leoben-Bruck gesponsert wird, der Aufstieg in die HLA, der höchsten Liga des Landes. Dort wurde man zuletzt zweimal Dritter des Grunddurchgangs und scheiterte denkbar knapp erst in den jeweiligen Viertelfinal-Spielen, dazu kommt eine Final-Teilnahme beim ÖHB-Cup. Wir baten den stellvertretenden Obmann und Geschäftsführer Karl-Heinz Weiland zum Interview.

Die Füchse legten einen tollen Saisonstart mit zwei Siegen hin und bezwangen dabei sogar den amtierenden Meister aus Krems. Wo soll das enden?
Karl-Heinz Weiland: Ja, den Start könnte man als geglückt bezeichnen (schmunzelt). Es waren zwei enge Spiele mit nur einem Tor Vorsprung. Die kannst du auch verlieren, dann würden wir jetzt jammern. Aber wir sind natürlich zufrieden. Wir haben in den letzten Jahren bewiesen, dass wir in Österreich in die Top 3 gehören, zumindest im Grunddurchgang.

In den Play-offs seid ihr dann im Viertelfinale jeweils ausgeschieden.
Weiland: Der Modus ist in dem Punkt leider nicht ganz gerecht, weil in den K.o.-Spielen vieles von der Tagesverfassung, der Fitness und der Gesundheit der Spieler abhängt. Da kann man dann ganz bitter scheitern, das haben wir jetzt zweimal erlebt. Ich finde es schade, dass die ganze vorige Saison nichts mehr zählt, außer, dass man sich damit für die Play-offs qualifiziert. Aber natürlich muss unser Ziel sein, diesmal einen Schritt weiterzukommen. Mit uns sollte zu rechnen sein.

Wie habt ihr es geschafft, euch in nur vier Jahren an der Spitze des österreichischen Handballs zu etablieren?
Weiland: Wir haben einen klaren Plan verfolgt. Schon vor der Fusion haben wir Wert auf eine starke Jugendarbeit gelegt und dafür gute Trainer in den Verein geholt. Da ernten wir jetzt die ersten Früchte in unserer Kampfmannschaft. Im Laufe der Zeit kam Dynamik in den Verein, vieles wurde zum Selbstläufer. Wir haben mittlerweile ein Budget-Level, das uns erlaubt, eine Mannschaft zu bauen, um mit den Top 3 mitzuspielen. Das ist wiederum ein gutes Zugpferd, um Burschen und Mädchen zu motivieren, zu uns zu kommen. Wir haben in der ersten Männer-Mannschaft eine gute Mischung mit hohem Österreich-Anteil, bei uns spielen die zweitwenigsten Legionäre der ganzen Liga. Das füllt die Halle, die Leute wollen lieber Eigenbauspieler als zehn Legionäre sehen. Derzeit sind es drei, mehr sollen es auch nicht werden.

Einer davon ist der Grieche Christoforos Tsakouridis, der im Sommer kam und auf Anhieb sportlich funktioniert hat. Ihm gelangen elf Treffer in den ersten beiden Runden. 
Weiland: Er brauchte ein paar klimatische Anpassungen, aber dann lief es gut. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu ein, zwei international agierenden Spielermanagern. Wenn die uns Spieler empfehlen und sagen, dass sie charakterlich und sportlich zu uns passen, dann ist das in der Regel auch der Fall. Christoforos ist von der Einstellung ein echter Profi und hat laut unseren Leistungstests die stärkste Physis aller Spieler. Mental bringt er eine unglaubliche Power mit, motiviert seine Mitspieler, bringt Emotion und Feuer rein. Diese Leidenschaft tut uns gut. 

Im Sommer hat Ex-Nationalspieler Raul Santos seine Karriere bei euch beendet. Auch wenn er zuletzt oft verletzt war – hat er eine Lücke hinterlassen?
Weiland: Natürlich ist ein Raul Santos mit seinen Qualitäten als Flügelspieler schwer zu ersetzen. Wir hatten mit Thomas Kuhn aber schon vergangene Saison einen starken Ersatz, er hat eine tolle Saison gespielt. Und ich bin froh, dass wir Raul im Verein halten konnten. Er ist Co-Trainer der Kampfmannschaft und coacht die U18 und die U16. Als Bindeglied zwischen jungen Sportlern und etablierten Profis ist er ungemein wertvoll. Gerade für Spieler, die in einem Alter sind, in dem sie dem Sport auch verloren gehen könnten, gibt er wertvollen Input. Auf seine Meinung hört jeder. In seiner jetzigen Funktion bringt er uns mehr, als wenn er sich noch körperlich durch eine Saison gequält hätte. 

Karl-Heinz Weiland links im Bild
Karl-Heinz Weiland (li.) © GEPA pictures/Hans Oberlaender

Auf der Trainerbank sitzt der Slowene Benjamin Teras, der bereits in seine fünfte Saison geht. Ungewöhnlich im knallharten Profi-Business. Was macht ihn zum idealen Füchse-Trainer?
Weiland: Er weiß genau, was wir wollen, wir wissen, was wir von ihm erwarten können. Was mir imponiert hat: Als wir vor vier Jahren einen Trainer gesucht haben, haben wir die ersten Gespräche mit ihm auf Englisch geführt. Er meinte, wenn er kommt, lernt er auf jeden Fall die Sprache. Und er hat tatsächlich vier Monate später sein erstes Training gleich auf Deutsch gehalten. Da wussten wir, dass er wirklich etwas bewegen will. Ich glaube, ihm taugt auch, dass wir im Laufe der Zeit organisch gewachsen sind, die Bedingungen sukzessive besser wurden.

Wachstum ist nicht nur das Motto im sportlichen Bereich, sondern auch beim Drumherum. Es gibt heuer zum Beispiel ein neues Logo.
Weiland: Genau, wir haben zur Fusion ja schon die alten Logos entsorgt und etwas Neues gewagt. Jetzt zum Fünfjährigen wollten wir ein Refitting machen, uns einen leicht neuen Anstrich verpassen. Bis jetzt gab es sehr viel positives Feedback.

Eine sehr spannende und innovative Aktion war das Verlosen eines Sponsorplatzes auf dem Trikot. Für 400 Euro konnten Firmen die Chance erwerben, ihr Logo auf dem Dress eines Spielers zu platzieren.
Weiland: Man muss immer schauen, wie man so einen Verein finanziell gut aufstellen kann, gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten wie diesen. Wir haben gesagt: Wir lassen auf dem Rücken eine Sponsorfläche frei und verlosen die für jeden Spieler individuell. Etwa 25 Firmen haben mitgemacht, was uns den Betrag eines mittelgroßen Sponsors eingebracht hat. Ich kann mir gut vorstellen, das im kommenden Jahr wieder zu machen. Dann vielleicht mit etwas mehr Vorlauf, so dass man beim letzten Testspiel vor der Saison eine richtig große Verlosung veranstalten könnte.

Euer Klub-Motto lautet #Handballundmehr, was in erster Linie auf die Nachhaltigkeits-Aktionen anspielt, die es bei euch immer wieder gibt. Zuletzt etwa ein Mobilitätsprojekt.
Weiland: Genau! Wir haben gefragt: Wie ist das Mobilitätsverhalten eines Vereins. Wie pendeln die Kinder zum Training? Wie viel CO2-Ausstoß ergibt das am Ende des Tages? Oft bringen Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Halle, meist mit nur einem Kind pro Wagen. Auf Basis dieser Erfahrungswerte haben wir Empfehlungen herausgebracht und Fahrgemeinschaften oder Rufbusse etabliert. Das Projekt wurde mit Bundesmitteln gefördert und ging über zwei Jahre. Am Ende kam ein Online-Tool heraus, mit dem Vereine einen Mobilitätscheck machen und Verbesserungen anstreben können. Wir bleiben an dem Thema dran. 

AusgabeRZ39-2025

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