Lukas Paßrugger will in den Weltcup-Kader

Der Salzburger Skifahrer Lukas Paßrugger steht vor einer wichtigen Saison, die ihn wieder ein Stück näher an den Weltcup-Kader des ÖSV führen soll. Dabei will er sich auch von einer schweren Rückenverletzung in der Vorbereitung nicht bremsen lassen.

Für Profisportler gibt es niemals einen wirklich guten Zeitpunkt, sich zu verletzen. Doch der Moment, als die Schmerzen Lukas Paßrugger in den Rücken schossen, war schon ein außerordentlich tückischer. „Es war am 18. Oktober beim Training, als es sich plötzlich so anfühlte, als hätte ich einen Hexenschuss“, erinnert sich der 24-Jährige an den bitteren Zwischenfall. Zunächst versuchte man noch, die Verspannungssymptome auf herkömmliche Art zu bekämpfen. Doch bei einer Untersuchung in Innsbruck kam dann die harte Diagnose: Bandscheibenvorfall. 

Und das mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison im Europacup, für die sich der B-Kader-Athlet des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) so einiges vorgenommen hatte. „Ich versuche es aber von der positiven Seite her zu sehen. Es fehlen mir zwar jetzt einige Trainingstage, aber besser so, als wenn es im Jänner passiert wäre, wenn die meisten Rennen im Europacup stattfinden.“ 

Ein optimistischer Ansatz, der typisch ist für Paßrugger. Der aber auch nicht von ungefähr kommt. In der vergangenen Saison zeigte die Formkurve des Salzburgers klar nach oben, am Ende stand der achte Rang im Super-G-Gesamt-Europacup, der eine Stufe unter dem Weltcup für die allerbesten Fahrer steht. „Ich war mit dem letzten Jahr zufrieden, muss aber kritisch anmerken, dass ich etwas zu spät so richtig in Schwung kam. Zu Beginn fehlte mir noch das richtige Gespür für den Schnee. Mit etwas mehr Konstanz wäre auch noch mehr möglich gewesen.“

Nichts verschenken

Deswegen hat er sich für die kommende Saison vorgenommen, ab dem ersten Rennen voll da zu sein, um keine Punkte zu verschenken. Ein Unterfangen, das durch die Verletzung natürlich einer Neujustierung bedarf. Wobei der Fahrer des Skiclubs Raiba Kleinarl ohnehin niemand ist, der sich mit Ergebniszielen befasst. Für ihn geht es immer mehr um das große Ganze. „Ich sage nicht, ich will fünfmal gewinnen oder zehnmal am Podest stehen. Sondern ich frage mich, wie ich es schaffen kann, mich skifahrerisch so zu entwickeln, dass gute Resultate automatisch möglich sind.“

Dafür ist ein passendes Mindset unabdingbar. „Auch wenn es abgedroschen klingt: Aber ich will den Spaß an dem Sport nicht verlieren, will ein gutes Gefühl am Hang haben. Nur mit Freude funktioniert’s“, lautet seine Devise. Ein Motto, das ihn schon weit gebracht hat. Obwohl er im Vergleich zu anderen ÖSV-Athleten „eher ein Spätstarter“ ist, wie er sagt. Er fing erst mit zehn Jahren an, regelmäßig an Rennen teilzunehmen und zeigte dabei sein außerordentlich großes Talent, das er sich beim Fahren mit seinem Vater im Gelände oder im Tiefschnee erarbeitet hatte. „Ich habe das große Glück, direkt neben der Piste zu wohnen. Ich gehe aus der Tür, schnalle die Ski an und fahre los“, sagt er. Bedingungen, mit denen das Skifahren schnell in Fleisch und Blut übergeht.

Professionelle Bedingungen

Mit 13 Jahren fiel dann die Entscheidung, von der Hauptschule in Wagrain auf die Ski-Akademie nach Schladming zu wechseln. „Da habe ich angefangen, unter professionellen Bedingungen und mit einem konkreten Plan an meiner Entwicklung zu arbeiten.“ Die ersten Schritte für eine Karriere als Profisportler wurden gesetzt.

Die Belohnung für die harte Arbeit erfolgte 2020, als er mit nur 19 Jahren erstmals Luft im Europacup schnuppern durfte und mit Raiffeisen als Kopfsponsor einen im Skisport bestens bekannten Partner bekam. „Das motiviert natürlich ganz enorm“, sagt er, „man muss sich ja nur mal anschauen, wer alles mit dem Giebelkreuz auf dem Helm gefahren ist. Für mich damals wie heute eine tolle Sache.“

Am Anfang tat sich der Rookie im Europacup noch schwer, dennoch wurde er 2022 für die Junioren-Weltmeisterschaften im kanadischen Panorama nominiert. Und erlebte dort seinen endgültigen Durchbruch. Im Team-Bewerb gewann er Silber, noch glänzender strahlt für ihn aber die Bronze-Medaille, die er im Riesentorlauf gewann. „Ein unbeschreiblicher Moment“, erinnert er sich zurück. „Ich stand mit Leuten auf dem Podest, die bereits erste Erfahrungen im Weltcup gemacht haben. Da wusste ich: Wenn ich mit denen mithalten kann, kann es auch für die Weltspitze reichen.“

Perfekte Mischung

Der Erfolg ist umso erstaunlicher, da Paßruggers eigentliche Paradedisziplin der Super G ist. „Der taugt mir am meisten“, platzt es aus ihm heraus. „Du hast nur einen Lauf, in dem du es auf den Punkt bringen musst, die Besichtigung, bei der man den Hang liest, bekommt dadurch eine hohe Wichtigkeit. Beim Rennen selbst braucht man Cleverness und die perfekte Mischung aus Risikobereitschaft und Taktik.“

Da es darauf ja auch im richtigen Leben ankommt, hat sich Paßrugger entschieden, parallel zur Karriere auch einen seriösen Beruf zu erlernen. Da kam ihm das ganz neue Programm „Justiz Athleta“ des Bundesministeriums für Justiz gerade recht. In diesem wird man zum Justizwachebeamten ausgebildet, kann sich währenddessen aber trotzdem voll auf seine sportliche Laufbahn konzentrieren. „Ich habe nach dem letzten Saisonrennen, wenn es sportlich ohnehin etwas ruhiger wird, einen vierwöchigen Kurs, in dem die theoretischen Grundlagen vermittelt werden. Danach gibt es noch einen zweiwöchigen praktischen Teil.“ Das Prozedere dauert insgesamt drei Jahre, Mitte 2027 ist Paßrugger mit der Ausbildung fertig. Und kann sich gut vorstellen, später in diesem „von vielen total unterschätzten Beruf“ zu arbeiten.

Doch zuvor hat noch die Karriere auf zwei Brettern Priorität. Zunächst einmal gilt es, sich voll von dem Bandscheibenvorfall zu erholen, um ab dem ersten Dezember-Wochenende mit dem Start in der Schweiz eine zufriedenstellende Saison zu absolvieren. „Und klar, in den nächsten ein, zwei Jahren will ich es schaffen, in den Weltcup zu kommen und dort dann auch um Siege und Podestplätze mitzufahren“, sagt Paßrugger. Denn eins ist klar: Wirklich schlechte Momente, um Erfolge zu feiern, gibt es für Profisportler nie.

AusgabeRZ47-2025

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