„Wir dürfen nicht aufhören, besser zu werden“

Die Raiffeisen-Revisionsverbände haben mit dem Sparkassenprüfungsverband und dem Österreichischen Genossenschaftsverband den „Verband der dezentralen Bankprüferverbände Österreichs“ gegründet. Die Motive für diesen Schritt und die neuen Aufgaben des Verbandes erklärt ÖRV-Generalrevisor Michael Laminger.

Herr Generalrevisor, Anfang Dezember wurde der neue Bankprüferverband gegründet. Welche Ziele hat dieser und wie ist Raiffeisen beteiligt?
Michael Laminger: Der Verband soll die Kräfte der dezentralen Sektoren einerseits bei der Förderung der beruflichen Aus- und Weiterbildung von Bankprüfern und andererseits bei der gemeinsamen Interessenvertretung, etwa bei Regulierungsvorhaben im Rahmen des Prüfungs- und Rechnungswesens, bündeln. Alle neun Raiffeisen-Revisionsverbände, also die acht Landesrevisionsverbände sowie der Österreichische Raiffeisenverband, sind Mitglieder im Bankprüferverband.

Wie ist die Idee für diesen Verband entstanden?
Laminger: Die Idee, einen sektorübergreifenden Verband zu gründen, gibt es schon seit der Abschlussprüferregulierung vor gut einem Jahrzehnt. Gerhard Margetich, Vorstandsvorsitzender des Sparkassenprüfungsverbandes und Präsident des neuen Bankprüferverbandes, und ich haben damals begonnen, sehr eng zusammenzuarbeiten und uns auszutauschen, wie wir den Prüfungsbetrieb in der Bankprüfung verbessern können. Uns erschien das Thema Interessenvertretung allein zu klein, um einen eigenen Verband dafür zu gründen. Mit der Förderung der Aus- und Weiterbildung der Bankprüfer ist aber ein strategisch wichtiges Personalthema am Puls der Zeit dazugekommen, bei dem wir Qualitätssynergien über die Sektoren hinweg heben wollen. 

Warum hat Raiffeisen als größter Sektor nicht Anspruch auf den Präsidenten gestellt?
Laminger: Ich arbeite mit Präsident Gerhard Margetich und Vizepräsident Robert Makowitz (ÖGV,  Anm.) seit vielen Jahren ausgezeichnet und vertrauensvoll zusammen. Ich habe keinen Zweifel, dass sie auch im Interesse Raiffeisens gute Arbeit leisten werden. Wichtig war mir aber auch, dass der große Raiffeisensektor mit seinen zahlreichen Verbänden in Richtung der anderen Sektoren ein Zeichen des Vertrauens setzt. Welches größere Signal hätten wir hier setzen können, als auf den Präsidenten zu verzichten und uns ein laut Satzung zustehendes zweites Vorstandsmandat nicht zu besetzen? Hier gebührt aber auch der Dank den Landesrevisionsverbänden, die mich bei diesem Signal an die Verbände der anderen Sektoren tatkräftig unterstützt haben. 

In vielen Bereichen der Wirtschaft wird ein Fachkräftemangel beklagt. Wie ist es in der Bankprüfung?
Laminger: Die Suche nach den besten Köpfen ist schon seit einigen Jahren herausfordernd. Obwohl wir im Raiffeisensektor unsere Bankprüfer hervorragend aus- und fortbilden, wurde uns bewusst, dass dies außerhalb von Raiffeisen zu wenig bekannt ist. Dadurch wird es für uns immer schwieriger, junge Talente in die Genossenschaftsrevision zu holen. Junge Menschen sind heutzutage aber vor allem an Jobs mit Entwicklungspotenzial interessiert, in denen sie etwas lernen und sich weiterbilden können; insofern müsste der Zulauf zu uns viel höher sein. Wir haben in der Vergangenheit sehr viel Energie in die Entwicklung unserer Mitarbeiter gesteckt, aber noch zu wenig ins Employer Branding. Der neue Bankprüferverband wird uns auch dabei helfen. Eines der ersten Projekte ist die Umsetzung des zertifizierten Bankprüfungsmanagers.

Michael Laminger erklärt den Bankprüferverband
(c) RZ/Alexander Blach

„Wir haben noch zu wenig ins Employer Branding gesteckt.“

Michael Laminger

Was ist der Unterschied zum Genossenschaftsrevisor?
Laminger: Der Genossenschaftsrevisor muss nicht nur Banken, sondern auch Genossenschaften aus anderen Industrien wie Wohnbaugenossenschaften oder Lagerhäuser prüfen können. Dessen Ausbildung ist in Sachen Bankprüfungs-Know-how aber schon heute viel anspruchsvoller als etwa jene des Wirtschaftsprüfers. Dort noch mehr Bankthemen reinzupacken, wäre ein Grenzgang gewesen. Deswegen soll nun der zertifizierte Bankprüfungsmanager als eine Vorstufe zum Genossenschaftsrevisor angeboten werden. Durch die Zertifizierung wollen wir unsere qualitätsvolle Ausbildung noch sichtbarer machen.

Was werden die Aufgaben des neuen Bankprüfungsmanagers?
Laminger: Bei uns wird er dem Revisor zuarbeiten und ihn beim Management der gesamten Prüfung einer Großbank unterstützen. Das ist eine sehr intensive Koordinationsaufgabe. Dafür muss er einen guten Überblick über das Bankgeschäft haben und hohe fachliche Kompetenzen mitbringen. Darüber hinaus spielen aber auch Soft Skills eine wichtige Rolle wie das Führen von Teams, ohne selbst Chef zu sein. Alles in allem ist es ein anspruchsvoller und sehr spannender Job, bei dem man viel lernen kann. 

Wie weit ist man bei der Umsetzung?
Laminger: Wir haben das Anforderungsprofil definiert und sind nun dabei, den Feinschliff mit den Landesrevisionsverbänden vorzunehmen. Die Ausbildung wird zumindest drei Jahre beanspruchen. Die Zertifizierung wird über den Bankprüferverband koordiniert. Bei der Erstellung der Kompetenzprofile und der Kursangebote für den Bankprüfungsmanager ist die Handschrift unserer Leiterin des Prüfbetriebes, Alexandra Tychi, deutlich sichtbar. Das, was unsere Leute heute schon lernen, ist sehr nahe dran, was der Bankprüfungsmanager künftig können wird müssen. Die ersten Zertifizierungen wird es wahrscheinlich schon 2023 geben, weil viele unserer jungen Revisions-Mitarbeiter den Großteil der Anrechnungsvoraussetzungen bereits heute erfüllen. 

Was versprechen sich die Raiffeisen-Revisionsverbände aus der Zusammenarbeit im neuen Verband?
Laminger: Ein Punkt ist zum Beispiel das Megathema Nachhaltigkeit, das die gesamte Finanzindustrie immer mehr beschäftigt und auch in der Bankprüfung ankommt. Da sind die anderen Verbände weiter als wir im Raiffeisensektor. Durch die Zusammenarbeit mit Sparkassen- und Volksbankensektor werden wir unsere Kompetenz in diesem Bereich steigern können und unser Ziel, bis 2025 die beste Prüfungsorganisation in diesem Bereich aufzubauen, leichter erreichen, wie wenn wir es alleine machen.  

Was hat sich der neue Bankprüferverband für 2022 vorgenommen?
Laminger: Im Jänner soll das Arbeitsprogramm fixiert werden. Ein wichtiges Ziel ist es, den kompletten Zertifizierungsprozess für den Bankprüfungsmanager bis zur zweiten Jahreshälfte 2022 unter Dach und Fach zu bringen.

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