Eine Tasse Kaffee gehört für die allermeisten Menschen zum Alltag. Herr und Frau Österreicher trinken pro Jahr etwa 1.000 Tassen Kaffee, wobei die Zubereitungsarten vielfältig wie selten zuvor sind. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 162 Liter liegt der Jahreskonsum stabil auf sehr hohem Niveau und unterstreicht Österreichs Status als Land mit Kaffeetradition. Kaffee ist damit unangefochten das Lieblingsgetränk der Österreicher. Dieser Genuss wird nun deutlich teurer.
Bis vor zwei Jahren war Kaffee auch noch historisch günstig. Laut ICO, der „International Coffee Organization“, kostete das durchschnittliche Pfund (ca. 450 Gramm) im Oktober 2020 noch 105,85 Dollar-Cent. Dieser Preis hat sich inzwischen fast verdoppelt und liegt heute bei rund 205 Dollar-Cent pro Pfund.
Besonders betroffen von den höheren Preisen ist die qualitativ hochwertigere Arabica-Bohne, die mit aktuell 230 Dollar-Cent ein Zehn-Jahres-Hoch erreicht hat. Bohnen der Sorte Arabica machen rund 60 Prozent der globalen Kaffeeproduktion aus. Der Rest entfällt auf die Sorte Robusta, die hauptsächlich in Indien angebaut wird.
Die Kaffeeröstereien sind diesem anhaltenden Trend bereits im Vorjahr mit Preissteigerungen begegnet und drehen nun erneut an der Preisschraube. So hat Tchibo, marktführender Kaffeeröster in Deutschland und oft Impulsgeber für Preissteigerungsrunden, vergangene Woche angekündigt, nach der letzten Preiserhöhung im Juni 2021 die Kaffeepreise nun erneut anzuheben: „Seit Sommer letzten Jahres sind die Preise für Rohkaffee erneut um 50 Prozent gestiegen. Wir haben lange gezögert, unsere Verkaufspreise anzupassen. Nun müssen auch wir reagieren“, begründet Tchibos Geschäftsführer Werner Weber die zweite Preisanhebung innerhalb von neun Monaten, nachdem Tchibo zuvor vier Jahre ohne ausgekommen ist. Für den Endkonsumenten bedeutet dies rund 0,50 bis 1,30 Euro Mehrkosten pro Pfund Kaffee, abhängig von der jeweiligen Sorte und dem Herkunftsland.
Dürre und Frost sorgen für Preisanstieg
Die Gründe für den Preisanstieg bei Kaffee sind vielschichtig. Die Hauptursachen sind aber die schlechten Ernten im größten Erzeugerland Brasilien, wie auch Fritz Kaltenegger, Geschäftsführer von Café+Co, erläutert. Die schlimmste Dürreperiode seit 90 Jahren und einer der stärksten Frosteinbrüche seit Jahrzehnten drosselten die Exportmengen. Auch andere Erzeuger wie Kolumbien waren betroffen. Nur knapp 48 Millionen Säcke Kaffee wurden letztes Jahr in Brasilien geerntet. Bei 60 Kilogramm Kaffee je Sack sind das fast
2,9 Millionen Tonnen Kaffee. Doch damit blieb man weit hinter der Rekordernte von 2020 zurück. Damals waren es 63 Millionen Säcke.
Obwohl die Prognose für die Kaffee-Ernte 2022 positiver ausfällt, könnte das Wetter erneut Probleme bereiten. Statt Dürren könnten nun erhebliche Niederschlagsmengen dem Kaffee zu schaffen machen, wie aktuelle Besichtigungen der Plantagen zeigen. „Derzeit zeigen die Kaffeepflanzen aber noch kein klares Bild. Ausschlaggebend wird die Fruchtbildung sein und ob die Ernte die erwarteten
60 Millionen Sack erreicht oder nicht“, so Kaltenegger.
Neben den steigenden Notierungen an den Börsen für Rohkaffee kommt Einkäufern auch der tendenziell stärkere Dollar in die Quere, denn sowohl die in New York gehandelten Arabica-Kaffees als auch die in London gehandelte Sorte Robusta werden in US-Dollar notiert. Zudem sind die anhaltenden Corona-bedingten Spannungen in den globalen Lieferketten mit Verspätungen und drastisch höheren Frachtraten in der Containerschifffahrt auch im Kaffeegeschäft spürbar. Ebenfalls als Preistreiber für Rohkaffee hat sich die steigende Inflation der Rohstoffe entwickelt, die Investoren in die Kaffeebranche treibt, wo sie sich vor der Inflation zu schützen versuchen.
Fokus auf Qualität
Die Strategie von Café+Co ist jedenfalls klar: „Wir richten unseren vollen Fokus auf Qualität“, unterstreicht Kaltenegger. Sollten neuerlich Preisanpassungen notwendig werden – Café+Co hat im Herbst 2020 die höheren Rohstoffkosten bereits an die Kunden weitergegeben und den Preis pro Portion um 5 bis 10 Cent bzw. 5 bis 10 Prozent erhöht – werde es auch ein zusätzliches Angebot an die Kunden geben. Das laufende Geschäft bereite dem Café+Co-Geschäftsführer jedenfalls keine großen Sorgen: „Wir setzen auf langfristige Partnerschaften mit unseren Lieferanten und haben langfristige Verträge, die uns krisenfest machen. Daher sind auch unsere Lagerstände nicht unter Druck.“