Weibliche Talente sichtbar machen

Der Seebrunner Kreis diskutierte Rezepte zur Diversifizierung von Führungsstrukturen.

Frauen sind in Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert. Was Unternehmen tun, um mehr Diversität in die Führungsteams zu bringen, diskutierten auf Einladung des Seebrunner Kreises Anna Doblhofer-Bachleitner, Geschäftsleiterin des Raiffeisenverbandes Salzburg, Hogast-Vorstandsvorsitzende Allegra Frommer, Salzburg AG-Vorstandsdirektorin Brigitte Bach und Wilfried Weitgasser, Geschäftsführer von Porsche Austria. Die Maßnahmen, die in den großen Salzburger Unternehmen gesetzt werden, um die Diversität in den Führungs­teams zu erhöhen, sind mannigfaltig. An vorderster Front stehen Talentemanagement, Mentoring bei der Karriere von Frauen, Chancengleichheit bei Bewerbungen und nicht zuletzt die Ermutigung, technische Bildungswege einzuschlagen. Einig waren sich die Diskutanten darüber, dass angesichts der demographischen Entwicklung kein Weg an der gezielten Förderung von Karrieren von Frauen in den Betrieben vorbeiführt. Brigitte Bach wies darauf hin, dass Studien ergaben, dass diverse Teams die wirtschaftlichen Ergebnisse um 57 Prozent verbessern, „weil sie lösungsorientierter, kreativer, nachhaltiger und erfolgreicher agieren“. Wobei divers unterschiedliches Alter, geographische Herkunft und Geschlecht der Teammitglieder umfasst.

Luft nach oben gibt es jedenfalls trotz aller Bemühungen der vergangenen Jahre, wie Anna Doblhofer-Bachleitner anhand einiger Zahlen aus dem Raiffeisensektor belegt. Während bei den Mitarbeitenden das Verhältnis Frauen zu Männern ausgeglichen ist, sind von den 75 Geschäftsleitern der Salzburger Raiffeisenbanken nur zwei Frauen, von 27 Abteilungen des Raiffeisenverbandes werden zwei von Frauen geführt. Um hier voranzukommen, wurde die Plattform „Treffpunkt:Amalie“ gegründet, benannt nach der Tochter von Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Zwei Mal im Jahr treffen sich 130 Funktionärinnen, weibliche Führungskräfte und Talente zum Austausch. Diese Plattform dient dazu, Frauen sichtbarer und ihnen auch Mut zu machen.

Mehr Angebote für junge Familien

Ein wichtiger Punkt in der Förderung von Frauen ist die Kinderbetreuung. Eine erfolgreiche Innovation, die der Raiffeisenverband eingeführt hat, ist das Sommerprogramm in den Schulferien. Kinder werden hier betreut, womit gerade jungen Familien geholfen werde. Bei Porsche wurde ein Betriebskindergarten installiert, der das ganze Jahr über geöffnet ist. Das helfe Frauen beim Wiedereinstieg in den Beruf, erklärte Wilfried Weitgasser, dem wichtig ist, dass Frauen keine Nachteile für die eigene Karriere haben, wenn sie Kinder bekommen. Gleichzeitig erhalten Männer, die in Papakarenz gehen, bei Porsche Gutpunkte für die Karriere. „Wir schaffen es damit, die Karenz positiv zu besetzen“, berichtete Weitgasser.  

Bei der Salzburg AG gibt es das Programm #DIEzukunft. Dieses 2020 eingeführte Programm für Chancengleichheit im Unternehmen hat das Ziel, gleiche Arbeitsbedingungen und eine faire berufliche Entwicklung für alle zu ermöglichen, schilderte Brigitte Bach. Die Salzburg AG positioniere sich als attraktiver Arbeitgeber, um mehr weibliche Absolventinnen technischer Studien zu akquirieren. Dabei werde in der Kommunikation sehr darauf geachtet, welche Bilder und Inhalte vermittelt werden, denn das nehmen Frauen genauer wahr als Männer. Die Salzburg AG führt Mädchen schon früh an die Technik heran: Dafür wurden Robocamps in den Sommerferien eingerichtet, in denen schon Kindergartenkinder lernen, wie Miniroboter programmiert werden. „Es ist eine Freude zuzusehen, mit welchem Eifer die Mädchen den Maschinen beibringen zu tanzen.“

Die neue Geschäftsführerin der Hogast, Allegra Frommer, hat es in ihrem Beruf mehrheitlich mit Frauen als Kundinnen der Einkaufsgenossenschaft zu tun, weil der Tourismus überwiegend von Frauen in Führungspositionen gemanagt wird. Frauenförderung sieht sie insbesondere darin, dass sie eine gute Ausbildung erfahren und damit kompetent in ihrem Beruf sind. Was sie nicht möchte ist eine Reduktion der Karriere von Frauen darauf, dass sie eben Frauen sind. „Das finde ich fast schon beleidigend. Ich möchte eine Gleichberechtigung der Geschlechter, bei der die oder der beste Kandidat ausgewählt wird.“ 

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