„Bauchgefühl ist eine Form unbewusster Intelligenz. Die Intuition beruht auf langen, reflektierten Erfahrungen und hat im Normalfall nichts mit Emotionalität zu tun“, mit diesen Erkenntnissen eröffnete der Südtiroler Bergführer und Psychologe, Pauli Trenkwalder, die diesjährige Raiffeisen Vermögensberatertagung. Die zweitägige Veranstaltung von Raiffeisen Bank International, Raiffeisen Zertifikate und Raiffeisen KAG umkreiste das Generalthema „Illusion Sicherheit“. 100-prozentige Sicherheit ist ein Wunschdenken – sowohl in der Bergwelt als auch in der Finanzwelt. Pauli Trenkwalder weiß, welche Fehleinschätzungen häufig zu Alpinunfällen führen. Da gibt es etwa den Bestätigungsfehler, dabei werden nur Informationen wahrgenommen, die die ursprünglichen Annahmen stützen. Auch der Dunning-Kruger-Effekt, die Verzerrung im Selbstverständnis inkompetenter Menschen, steigert das Risiko. „Wenn man inkompetent ist, weiß man nicht, dass man inkompetent ist“, beschreibt Trenkwalder das Problem. Auf der anderen Seite führe zu viel Wissen wiederum vermehrt zu Überschätzungen.
Am Selbstbild arbeiten
Bei Raiffeisen ist man von diesem Effekt der Selbstüberschätzung nicht betroffen, wie Georg Wildner, Vorsitzender des Wertpapier-Beirats in der Raiffeisen Bank International, analysiert: „Wir sind besser, als wir es manchmal selbst glauben. Wir könnten viel stolzer sein, auf das, was wir tun.“ Das Wertpapiergeschäft habe sich im Vorjahr trotz widriger Marktbedingungen hervorragend entwickelt. So erreichten die Raiffeisen-Zertifikate mit 2,5 Mrd. Euro ein Allzeithoch bei den ausstehenden Volumina, die Raiffeisen KAG kann „richtig gute“ Nettoabsätze verbuchen und bei den Fondssparplänen konnte die 500.000er-Marke geknackt werden. Auch mit dem ersten Versuch einer digitalisierten Strecke im Wertpapiergeschäft zeigt sich Wildner zufrieden: Mehr als 12.000 Verträge wurden über die digitale Vermögensverwaltung WILL abgeschlossen. „Wir arbeiten jetzt massiv daran, dass wir solche Strecken auch für das Massengeschäft bekommen und sich die Beraterstrecken verbessern“, gibt Wildner einen kleinen Einblick in aktuelle Vorhaben.
Die Depot-Durchdringung liegt bei Raiffeisen Österreich aktuell knapp unter 14 Prozent. „Wir haben noch unglaubliches Potenzial“, betont Wildner mit Blick auf die zig Milliarden, die derzeit nicht nur auf Sparbüchern, sondern auch auf Girokonten liegen. Mit den Zinssteigerung überlegen sich Kunden aber öfter, wohin mit dem Geld vom Girokonto. „Jetzt ist eine gute Möglichkeit, dieses Geld ins Wertpapierdepot zu bekommen“, erkennt Wildner. Dazu müsse man allerdings am Image arbeiten, denn Umfragen zeigen, dass Raiffeisen vor allem bei hohem Vertrauen, starker Marke und Regionalität punkten kann. „Aber als Veranlagungsbank kommen wir nicht vor, obwohl wir extrem verlässliche Produkte haben und der Vertrieb super läuft. Wir können uns bei Raiffeisen nicht nur über die Größe definieren, sondern brauchen den Mut zu sagen: Wir wollen die beste Veranlagungsbank werden.“
Potenziale nutzen
Mit klaren Zielen tritt auch Hannes Cizek als neuer Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen KAG an. Seine erste Bestandaufnahme fällt durchwegs positiv aus: „Die RCM ist eine Perle in der RBI-Gruppe und für die Raiffeisenbankengruppe Österreich. Das Unternehmen ist gut entwickelt und man ist extrem nah am Kunden und am Vertrieb dran.“ Potenzial ortet Cizek vor allem bei der Skalierbarkeit – über die Märkte hinweg – und der digitalen Präsenz. Im Fondsmanagement gebe es auch bei den IT-Systemen viele Verbesserungen. „Wenn man im Kern gesund ist, dann hat man auch Atem für solche Themen“, erklärt Cizek.
Viel organisatorische Veränderung hat es im Vorjahr bereits für die Raiffeisen Zertifikate geben, die ja in die Raiffeisen Bank International eingegliedert wurden. Heike Arbter, Head of Certificates & Equity Trading, berichtet: „Das zieht natürlich auch eine kulturelle Veränderung nach sich. Wir haben die essentiellen Faktoren der vergangenen 20 Jahre herauskristallisiert und diese mit in die RBI genommen. Uns geht es weiterhin darum, einen Wert für die Kunden, die Banken und für uns zu schaffen.“
Dass man mit Raiffeisen-Zertifikaten generell gut unterwegs, belegt die neue Performance-Studie: Die 168 Zertifikate-Emissionen in der Serie „Bonus&Sicherheit“ erzielten im Schnitt eine jährliche Rendite von 4,36 Prozent und es gab nur einen Barriere-Durchbruch. Arbter betont: „Es muss einem schon klar sein: Es gibt keine Sicherheit im Wertpapiergeschäft. Aber in Zeiten hoher Inflation kann man jetzt sicher sagen, dass auch das Sparbuch keine sichere Veranlagung ist – mit Blick auf den Realverlust.“ Wichtig sei ein kalkulierbares Risiko, das Kunden mit der Erfahrung von Wertpapierexperten festlegen können.
Umgang mit Restrisiko
„Das Bankgeschäft ist ein Risikogeschäft und es ist unsere Kernaufgabe, Risiken zu erkennen, einzuschätzen und zu managen“, betont auch Manfred Quehenberger, Mitglied der Geschäftsleitung des Raiffeisenverbandes Salzburg. Wie im Sport gelte aber: „Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen bleibt immer ein Restrisiko.“
Wie man mit persönlichen Schicksalsschlägen fertig wird und wie man Motivation und Freude in solchen Situationen wiedergewinnt, das erzählte Ex-Stuntfrau und Verlobte vom tödlich verunglückten Kunstflug-Piloten Hannes Arch, Miriam Höller, anhand ihrer bewegenden Lebensgeschichte. Der Umgang mit Rückschlägen – mit Fokus auf die Chance – ist für Viktoria Schnaderbeck, Ex-Profifußballerin und Teamchefin des Frauen-Nationalteams, neben definierten Zielen, guter Führung, klaren Rollen und der Kommunikation die Kernzutat für Weltklasseteams.
Erstmals Green-Event
Die 187 Vermögensberater, die „Bergführer des Anlagegeschäfts“, haben bei der Vermögensberatertagung in Salzburg in 18 Round-Tables auch das Rüstzeug für aktuelle Themen und Produkthighlights bekommen. Erstmals war die Veranstaltung als Green-Event zertifiziert. Für die 150 Berater, die nachhaltig angereist sind, werden Anfang Mai im „Raiffeisen-Fonds-Wald“ 150 weitere Bäume gepflanzt.