Die Raiffeisenbankengruppe Steiermark bestehend aus 45 Raiffeisenbanken und der Raiffeisen-Landesbank Steiermark (RLB) erzielte im herausfordernden Geschäftsjahr 2022 ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) von 293 Mio. Euro, ein Rückgang um 35 Mio. Euro im Jahresvergleich. Auch die Bilanzsumme ging von etwas über 40 Mrd. auf knapp 37,8 Mrd. Euro zurück. Den Rückgang in der Bilanzsumme führte Generaldirektor Martin Schaller unter anderem auf die auslaufenden Kredite der EZB zurück, die man gut genutzt habe, und nicht auf das Kundengeschäft, das im Vorjahr in der Bankengruppe um knapp 9 Prozent oder 1,4 Mrd. Euro zulegte. Mit den soliden Ergebnissen sei man angesichts der vielfältigen Herausforderungen wie dem Krieg in der Ukraine, der hohen Inflation und des deutlich spürbaren Arbeitskräftemangels „sehr zufrieden, auch weil wir im vorigen Jahr sehr risikobewusst und konservativ Vorsorgen getroffen haben“. Im laufenden Geschäftsjahr würden sich die Risiken bisher aber nicht im befürchteten Ausmaß manifestieren, so Schaller.
Darüber hinaus konnte die Kernkapitalquote im Vorjahr auf dem hohen Niveau des Jahres 2021 von 21,8 Prozent gehalten werden. Dazu wurde das aggregierte Kernkapital von knapp 3,8 Mrd. Euro auf fast 4 Mrd. Euro ausgebaut.
Als besonderen Vertrauensbeweis in die Bankengruppe wertete Schaller den Höchststand von 51,6 Mrd. Euro (+3 Prozent) an gemanagten Kundengeldern. Dieses „Money under Management“ setzt sich aus Kundenvermögen, Einlagen, Bausparen, Versicherungswerten und Wertpapieren zusammen. Besonders kräftig wuchsen die Finanzierungen mit einem Plus von 8,4 Prozent auf 24,5 Mrd. Euro. „Als führende Regionalbanken-Gruppe haben wir unsere Verantwortung wahrgenommen, in Krisenzeiten zu begleiten und diverse Marktbewegungen auszugleichen. So haben wir stabilisierend für den Wirtschaftsstandort gewirkt“, betonte Schaller. Dagegen ging das Kundenvermögen vor allem aufgrund der marktbedingten Kursschwankungen von Wertpapierportefeuilles leicht um 1,4 Prozent auf 27 Mrd. Euro zurück. Im Vorjahr betreute die Bankengruppe insgesamt knapp 68.000 Firmenkunden (+2.548) und etwas über 751.000 Privatkunden (+20.466).
Geringeres Ergebnis
Bei den Abschlüssen nach dem österreichischen UGB bzw. den internationalen Bilanzierungsregeln IFRS der RLB Steiermark sieht das Ergebnis im Detail unterschiedlich aus: Während die Bilanzsumme der RLB mit 17,25 bzw. 17,37 Mrd. Euro 2022 nach beiden Bilanzierungsmethoden ähnlich hoch ausfiel, ging das Konzernergebnis vor Steuern der RLB nach UGB von 144,3 auf 121,5 Mio. Euro und jenes nach IFRS von 113 auf 92,6 Mio. Euro zurück. „Mir ist das UGB lieber, weil es zeigt die tatsächliche operative Geschäftsentwicklung“, so Schaller. Das sehe man am besten beim Betriebsergebnis, das nach UGB von 113 Mio. Euro auf 184,7 Mio. Euro anstieg. Dagegen legte das Betriebsergebnis nach IFRS von knapp 217 Mio. Euro auf 489 Mio. Euro zu, weil vor allem das operative Ergebnis der Raiffeisen Bank International (RBI) dabei sei. Allerdings müsse man in weiterer Folge aufgrund der Bewertung des 10-prozentigen Anteils der RBI das Ergebnis anpassen. „Das ergibt den großen Unterschied in der IFRS-Bilanz zwischen Betriebs- und Konzernergebnis“, erklärte Schaller.
Die Eigenmittelquote der RLB war Ende 2022 praktisch gleich hoch wie im Jahr davor und betrug 19,2 Prozent nach UGB bzw. 19 Prozent nach IFRS. In der Steiermark verringerte sich die Zahl der Raiffeisenbanken aufgrund von Fusionen um zwei auf 45. Für 2023 ist bisher eine Fusion geplant, 2024 voraussichtlich zwei.
Den rasanten Zinsanstieg der vergangenen Monate hält der Generaldirektor zwar für nötig, doch dieser komme viel zu spät: „Die EZB hat leider fünf Jahre zu spät begonnen, die Zinsen anzuheben.“ Frühere und dafür kleinere Schritte wären sinnvoller gewesen, das hätte die aktuelle „Vollbremsung“ vermieden. Schaller rechne bis zum Sommer mit zwei weiteren Zinsanhebungen seitens der EZB um jeweils 0,25 Prozentpunkte. Trotz des kräftigen Anstiegs zeige das Kreditportfolio der RBG Steiermark eine stabile Bonitätsstruktur der Raiffeisenkunden, auch wenn im Vorjahr im Gegensatz zu 2021 Risikovorsorgen gebildet wurden.
„Die Liquiditätsausstattung könnte wieder zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor werden“, sagt der Generaldirektor. Diesen Rückschluss lasse vor allem die aktuelle Entwicklung am Finanzmarkt zu. Umso erfreulicher sei es, dass Raiffeisen Steiermark breit und sehr diversifiziert aufgestellt sei. 82 Prozent der Liquidität schöpfe die RBG Steiermark aus kleinvolumigen Einlagen, die restlichen 18 Prozent aus Eigenemissionen am Kapitalmarkt. „Durch diese Basis ist Raiffeisen bestens in der Lage, weiterhin der Blutkreislauf der heimischen Wirtschaft zu sein“, versicherte der Generaldirektor.