Viele Trends kommen und gehen. Manche Veränderungen sind allerdings anhaltend: Die Menschheit wird immer älter, die Digitalisierung schreitet voran und die Erderwärmung wird zur Herausforderung. Immer mehr Anleger setzen auf sogenannte Megatrends, welche die Menschheit noch lange intensiv beschäftigen werden. Die Raiffeisen KAG hat 2014 mit dem globalen Themenfonds „Raiffeisen-MegaTrends-ESG-Aktien“ gestartet. Günther Schmitt, Fondsmanager und Leiter Aktien entwickelte Märkte bei der Raiffeisen KAG, erklärt: „Das Grundgerüst des Fonds mit den drei Megatrends ist nun seit fast zehn Jahren gleich, aber die Subtrends haben sich im Laufe der Jahre immer wieder verändert.“
2014 hat man etwa noch mit dem Subtrend „Smartphone“ gearbeitet, heute wohl mehr Standard als Trend. „Wir hatten vor Jahren auch Künstliche Intelligenz als Subtrend, aber selbst das haben wir aufgegeben, weil wir der Meinung sind, das braucht man nicht mehr als eigenen Subtrend anzuführen, weil das ja jede Industrie zu nutzen versucht oder bereits nutzt“, so Schmitt. Durch ChatGPT sei momentan ein Riesenhype entstanden und viele Investoren glauben, das als Sonderthema halten zu müssen. „Natürlich gibt es ein paar Unternehmen, die von diesem Hype profitieren. Das sind vor allem die großen Tech-Unternehmen, aber auch Mikrochip-Produzenten wie Nvidia, die es für Supercomputer zur Herstellung von Künstlicher Intelligenz braucht“, weiß Schmitt. Bei einigen dieser Unternehmen ist der Megatrends-Fonds investiert, manche sind aus ESG-Kriterien nicht im Portfolio.
Beim technologischen Wandel setzt der Fondsmanager jedoch weiterhin auf Robotik: „Das Thema gewinnt durch den momentanen Arbeitskräftemangel zunehmend an Popularität.“ Investiert ist der Fonds hier vor allem in japanische Unternehmen. Und auch Cyber Security wird in den nächsten Jahren noch wichtiger, weil die Attacken durch Künstliche Intelligenz massiv ansteigen werden, erwartet Schmitt.
Keinen Hypes folgen
Megatrends haben einen langen Zeithorizont, aber einige Errungenschaften können die Fortschritte und Lösungen beschleunigen. „Als Fondsmanager ist es trotzdem besser, nicht zu schnell zu reagieren, sondern Ruhe zu bewahren. Oft entsteht ein Hype, der sich auch wieder legen wird“, so Schmitt und denkt dabei etwa auch an Unternehmen, die den Corona-Impfstoff entwickelt haben.
Bei Themen, die en vogue sind, ist es naturgemäß schwierig, unterbewertete Aktien herauszufiltern. „Das Jahr 2022 hat allerdings dafür gesorgt, dass die meisten Tech-Bewertungen wieder auf einem vernünftigen Niveau sind“, analysiert Schmitt. Trotzdem ist es nach wie vor der teuerste der drei Megatrends. Günstigere Bewertungen sind bei Pharmaunternehmen zu finden, die in den Trend demografischer Wandel hineinspielen. Aktuell ist hier die Spritze zum Abnehmen ein großes Thema.
Nachhaltige Gewinner
Auch die Energietransformation bleibt ein wichtiges Thema. „Wer auf diesem Gebiet die Gewinner sind, ist trotzdem noch nicht fix“, betont Schmitt. In den vergangenen zwei Jahren habe man gesehen, dass sich Windkraft-Unternehmen bei der Errichtung sehr schwer tun, durch stockende Genehmigungen und höhere Rohstoffpreise. Solaraktien haben im Vorjahr gut performt, erleben aber heuer aufgrund von neuen Regularien einen Einbruch. Wasserstoff habe es überhaupt schwer, seitdem die Zinsen angestiegen sind. „In Hochzinslandschaften haben Firmen, die noch keine Gewinne machen, Riesenprobleme – weil sie sich teurer refinanzieren müssen und die Anleger immer weniger bereit sind, für die Gewinne in der Zukunft zu zahlen.“
Momentan sei man in einer „Neustartphase“, wo die Bewertungen wieder relativ attraktiv seien. Wenn man nicht von einer Rezession ausgeht, dann sei man jetzt in einer Bodenbildungsphase und der nächste Aufschwung beginnt langsam.
Der Megatrends-Fonds ist mit einem Volumen von 20 Mio. Euro gestartet und nun auf über 600 Mio. Euro gewachsen. Da Megatrends jeden Menschen beschäftigen und für jeden verständlich oder anschaulich zu erklären sind, sei das Fondskonzept eine gute Grundlage für jedes Beratungsgespräch.