Übungsfirmen gehören zum Schulalltag einer Handelsakademie einfach dazu. Doch die Klasse 6BK der HAK Kirchdorf belässt es nicht bei einem fiktionalen Unternehmen – unter der Marke „HAK Kaffee“ wird eine eigene Marke gestartet. Um dieses Unterfangen in unternehmerische Bahnen zu leiten, kam es in Zusammenarbeit mit der Raiffeisenbank Region Kirchdorf zur Gründung einer Schülergenossenschaft.
HAK-Direktorin Claudia Trinko freut sich über diesen mutigen Schritt: „Die Gründung einer echten Genossenschaft liefert neue Blickwinkel für den Stoff, den die Schüler lernen. Es wird nicht nur gezeigt, wie das kaufmännische Wissen in der Praxis umsetzbar ist, sondern auch, wofür eigentlich gelernt wird.“ Den Kaffee, den die neue Schülergenossenschaft vertreibt, importieren die Schüler aus Kenia. Weiterverarbeitet wird dieser in der Rösterei „dunkelhell“ in Wels. Mit den Umsätzen wird auch ein Nachhaltigkeitsprojekt im Herkunftsland des Kaffees unterstützt.
Um das wirtschaftliche Unterfangen von Anfang an auf stabile Beine zu stellen, haben die jungen Gründer im Vorfeld ihr Geschäftsfeld analysiert. Basierend auf der Altersverteilung ihrer Heimatregion und Statistiken zum Kaffeekonsum in Österreich ergibt sich eine Zielgruppe von rund 3.000 Personen. Neben Schülern und Lehrern sollen auch schulnahe Personen wie Eltern oder Absolventen angesprochen werden. Zusätzlich ermöglicht die Kooperation mit der Raiffeisenbank Region Kirchdorf, dass der „HAK Kaffee“ bei Events der Bank angeboten wird.
„Ich wünschte, jedes Unternehmen, das zu uns kommt, hätte die Hausaufgaben so gründlich gemacht“, zeigt sich Walter Lederhilger, Genossenschaftsanwalt beim Raiffeissenverband OÖ, von der Präsentation der Schüler begeistert. „Wir werden dieses Projekt aus der Überzeugung heraus unterstützen, dass hier Grundwerte der genossenschaftlichen Wirtschaft weitergegeben werden. Was die HAK Kirchdorf heute startet, wird hoffentlich auch zukünftige Klassen begeistern.“
Den prognostizierten Umsätzen im ersten Jahr machte dann Christian Hager, Vorstandsvorsitzender der Bankstelle Kirchdorf, im besten Sinne einen Strich durch die Rechnung: Er kündigte an, den Kaffee als Weihnachtsgeschenk für die Kunden zu kaufen. Dazu gab er den Schülern einen Rat mit auf den Weg: „Gelebte Praxis ist meist ein wenig anders als die in der Schule gelernte Theorie.“
Im Beisein der Unterstützer der Schülergenossenschaft wurde anschließend deren Vorstand und Aufsichtsrat gewählt. Während Ersterer rein von Schülern besetzt ist, sind im Aufsichtsrat auch Lehrer vertreten. Die Wahl sowie die Verlautbarung der genossenschaftlichen Statuten übernahm Norman Eichinger, Verbandsdirektor beim Raiffeisenverband OÖ.