Schüler üben Genossenschaft

Am Ende des Corona-bedingten Ausnahme-Schuljahres 2020/21 ist es gelungen, die ersten beiden Schülergenossenschaften in Österreich zu gründen.

Eine Menschenkette aus Puzzleteilen als Symbolbild für Genossenschaft

Was es bisher ausschließlich in Deutschland gab, hat nun auch in Österreich seinen Anfang genommen. Schüler der Försterschule Bruck/Mur in der Steiermark und Schüler der HLBLA St. Florian in Oberösterreich haben jeweils eine simulierte, aber der Realität so echt wie möglich nachempfundene Genossenschaft gegründet, um kooperatives Wirtschaften erleben und erlernen zu können.

Diese Schülergenossenschaften – also von Schülern eigenverantwortlich geführte Schülerunternehmen in Form einer nachempfundenen Genossenschaft – gehen auf ein vom Österreichischen Raiffeisenverband (ÖRV) initiiertes Pilot-Projekt zurück, das gemeinsam mit den zuständigen Ministerien für Bildung und für Landwirtschaft sowie dem Österreichischen Genossenschaftsverband (ÖGV) und dem Wohnbauverband (GBV) entwickelt wurde. Mit an Bord sind jeweils Partnergenossenschaften aus der Region sowie der jeweilige Landesrevisionsverband für die Gründungsbegleitung und jährliche Revision der Schülergenossenschaft. 

Für die Pilotphase wurden vier Schulen in Österreich ausgewählt – neben der Försterschule Bruck/Mur und der HLBLA St. Florian sind das die Praxis-HAK in Völkermarkt und das Josephinum in Wieselburg, wo die Gründungsversammlungen jeweils im Herbst 2021 geplant sind. 

Jede Schülergenossenschaft agiert unter dem bundesweiten Dach „Genossenschaft macht Schule – Kooperativ wirtschaften lernen“. Sie wirbt klassen- und jahrgangsübergreifend um Mitglieder, entwickelt eigene Geschäftsideen, erarbeitet Satzungsbestimmungen, Organisationsstrukturen und Arbeitsabläufe, verfasst Businesspläne und wählt Vorstände und Aufsichtsräte. Und – eine weitere Besonderheit – alles nicht nur für die Theorie: Denn Schülergenossenschaften haben einen echten Geschäftsbetrieb. Die von den Jugendlichen entwickelten Projekte oder Dienstleistungen werden – natürlich in einem definierten Rahmen – schulintern und teils auch darüber hinaus vertrieben. So hat sich die erste steirische Schülergenossenschaft dem Einkauf und Vertrieb von Funktionskleidung für den Schulbetrieb verschrieben. In Oberösterreich ist man „Auf das Ei gekommen“.

Der damalige Bildungsminister Heinz Faßmann bezeichnete die Schülergenossenschaften gar die „Königsdisziplin der Schülerfirmen“. Im Interview mit der Raiffeisenzeitung erklärte er zudem, welche Rolle Schülergenossenschaften bei der Finanzbildung einnehmen können.