Sonnenstrom aus der Region

Burgenländische Energiegenossenschaften ziehen positive Bilanz: Die Mitglieder deckten im ersten Jahr bereits ein Drittel des Strombedarfs ab.

Solarpaneele auf einem Dach
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Im Juni 2022 wurden die ersten Energiegenossenschaften im Burgenland gegründet, ein halbes Jahr später wurden die ersten Strommengen gehandelt. „Das Modell der Energiegenossenschaften ist einzigartig in Österreich und ein Meilenstein für das ganze Bundesland. Damit bieten wir allen Burgenländern, unabhängig davon, ob sie Raiffeisenkunden sind oder nicht, eine einfache Möglichkeit einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten – und das zu fairen und stabilen Preisen“, betont Eva Fugger, Generaldirektor-Stellvertreterin der Raiffeisenlandesbank Burgenland. Fugger ergänzt: „Mit den Energiegenossenschaften haben wir aktiv in eine zukunftsweisende und nachhaltige regionale Infrastruktur investiert. Das bestätigen auch die aktuellen Zahlen.“ 

Im Jahr 2023 haben sich rund 2.500 Burgenländer in einer regionalen Energiegenossenschaft registriert. Privathaushalte, Gemeinden sowie Klein- und Mittelbetriebe können einer Energiegenossenschaft in ihrer Region unkompliziert beitreten – als Stromkonsument, als Stromproduzent oder beides. Mitglieder müssen ihren Energieversorger nicht wechseln, der Vertrag mit dem Energieversorger bleibt bestehen. Die Mitgliedschaft in einer Energiegenossenschaft ist eine Ergänzung zum bestehenden Energieversorger. Die meisten Mitglieder verzeichnet die Energiegenossenschaft Region Rotenturm, gefolgt von der Region Eisenstadt und der Region Frauenkirchen.

757 Mitglieder mit Photovoltaikanlagen haben die Genossenschaftsmitglieder mit Strom versorgt und insgesamt 3,3 Mio. Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt. In den Monaten Juni, Juli, August und September wurde sogar mehr Strom in den Genossenschaften erzeugt, als verbraucht wurde. Insgesamt konnten im Vorjahr 1.094.966 kWh Strom in den Genossenschaften gehandelt werden, 30 bis 40 Prozent des Strombedarfs wurde von den Mitgliedern selbst gedeckt. 

Optimierungspotenzial

Der Stromhandel in den Genossenschaften findet dann statt, wenn die Zeitpunkte der Erzeugung und des Verbrauchs zusammenfallen. Hier sieht man noch Optimierungspotenzial von Angebot und Nachfrage. So empfiehlt es sich, stromintensive Tätigkeiten wie die Nutzung von Waschmaschine, Trockner, Geschirrspüler oder auch das Laden eines Elektroautos möglichst von den frühen Morgen- oder Abendstunden in die Mittagszeit zu verlegen, wenn in der Energiegenossenschaft günstiger Strom produziert wird. 

„Wir haben uns intensiv mit der Frage beschäftigt, wie wir den Umstieg auf erneuerbare Energie im Burgenland vorantreiben und gleichzeitig einen Mehrwert für die gesamte Bevölkerung schaffen können. Die Antwort darauf war die Gründung von Energiegenossenschaften, die fast 100 Prozent des Burgenlandes abdecken. Die Stromerzeugung aus Sonnenenergie ist erst der Anfang. Da wir Energiegemeinschaften als Infrastrukturprojekte sehen, sind in einer nächsten Erweiterungsstufe Biogasanlagen und Strom-Speicheranlagen bereits in Planung“, erklärt Energieexperte Andreas Schneemann, Geschäftsführer der „Schneemann Energy Group“ in Stegersbach. Ein weiterer Vorteil des Energiegenossenschaftsmodells der Raiffeisen Nachhaltigkeitsinitiative Burgenland ist, dass sich die Mitglieder nicht um administrative Dinge wie Vertragswesen, Abrechnung und Steuern kümmern müssen. „Das übernimmt die Genossenschaft“, so Schneemann. 

Günstigere Preise 

Die Energiegenossenschaften sind nicht gewinnorientiert, sondern gemeinnützig. Die burgenländischen Raiffeisenbanken übernehmen ehrenamtlich und somit unentgeltlich die Mitgliederverwaltung der Genossenschaften, der Revisionsverband die laufende Prüfung und Kontrolle und stellt damit die Einhaltung der Gemeinnützigkeit sicher. 

Die Preise der burgenländischen Energiegenossenschaften lagen im Vorjahr deutlich unter der österreichweiten Preisentwicklung. Seit der Gründung profitieren die Mitglieder trotz Strompreisexplosion und massiven Marktschwankungen von günstigeren und stabilen Stromtarifen. Die Mitglieder einer Energiegenossenschaft zahlen keine Elektrizitätsabgabe, die Netztarife sind reduziert und der Ökostromförderbeitrag entfällt.

Kein Tarifdschungel

„Mit nachhaltigem Solarstrom aus unserer Region machen wir uns unabhängig vom internationalen Strommarkt“, nennt Eva Fugger einen der Hauptgründe für die Gründung der Energiegenossenschaften. Zusätzlich könne man allen Mitgliedern langfristige Sicherheit und Stabilität bieten und gemeinsam in unserer Region wichtige Schritte in Richtung nachhaltiger Energieerzeugung setzen. „Es war ein logischer Schritt, den Genossenschaftsgedanken, für den Raiffeisen steht, auf die Themen Energie und Nachhaltigkeit auszuweiten“, unterstreicht Eva Fugger. 

Die jüngste Energiegenossenschaft Region Stadt Güssing wurde im Jänner 2024 gegründet. Insgesamt wird das Burgenland von 19 regionalen Energiegenossenschaften flächendeckend versorgt. Für die Mitgliedschaft in der Energiegenossenschaft fällt eine einmalige Gebühr von 10 Euro an. Für Mitglieder mit Photovoltaikanlage fällt zusätzlich eine einmalige Gebühr von 100 Euro pro Zählpunkt an. Darüber hinaus gibt es keine laufenden Kosten, keine zusätzlichen Nebenkosten und „keinen Tarifdschungel“.