Nachhaltig in die Zukunft blicken

Das Umweltcenter der Raiffeisenbank Gunskirchen informierte über nachhaltige Geldanlage, multiple Krisen und darüber, wie sich daraus Chancen ergeben können.

„Wo wir unser Geld einsetzen, bestimmt maßgeblich, wohin sich diese Welt entwickelt“, stellt Umweltlandesrat Stefan Kaineder fest und eröffnet damit das 7. Forum „Das gute Geld“ des Umweltcenters der Raiffeisenbank Gunskirchen in Zusammenarbeit mit dem Klimabündnis Oberösterreich. Umso wichtiger sei es daher, in Zeiten multipler Krisen, die zunehmend zu Verunsicherung führen, Orientierungshilfe zu leisten, ist Andreas Hohensasser, Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Gunskirchen, überzeugt. Denn „eine der größten Veränderungen der Menschheitsgeschichte“ sei bereits im Gange, ergänzt Klimabündnis Oberösterreich-Geschäftsführer Norbert Rainer: „Wir verlassen ein Jahrtausend der fossilen Verbrennung und gehen in ein neues Jahrtausend der erneuerbaren Energie mit Sonne, Wind, Wasser und Biomasse.“

Was dieser Entwicklung jedoch aktuell noch im Wege steht, sind die multiplen Krisen unserer Zeit, beginnend mit der Pandemie im Jahr 2020 über den Angriffskrieg Russlands, die darauffolgende Energiekrise bis hin zur sich aktuell noch weiter zuspitzende Klimakrise. „Diese Polykrisen haben ähnliche Ursachen und verstärken sich gegenseitig“, erklärt der ehemalige Gesundheitsminister Rudolf Anschober in seiner Keynote. 

Im Wesentlichen dafür verantwortlich sei der Umgang mit Tieren, der Natur sowie mit unseren Mitmenschen. „Wir haben ein System, das auf Ausbeutung ausgerichtet war – und zum Teil noch ist – errichtet“, führt er aus. Doch dieses System stößt nun vermehrt an seine Grenzen und betrifft dabei aber nicht die Verursacher, sondern jene, die sich aufgrund geringerer finanzieller Ressourcen nicht ausreichend schützen können. 

Unter Zeitdruck

„Wir haben eine Hierarchie der Lebewesen entwickelt, wobei der Mensch glaubt, er steht über den Dingen. In Wirklichkeit hat er aber die Natur als billigen Rohstofflieferanten missbraucht“, so Anschober weiter, blickt aber dennoch weitgehend optimistisch in die Zukunft. Denn die Ursachen sind klar und auch in der Bevölkerung findet ein vermehrtes Einsehen statt. 

Die Frage, die jedoch offen bleibt, ist: Geht sich das noch aus? „Das Zeitfenster, in dem eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle gesichert werden kann, schließt sich rapide“, heißt es im Klimabericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change). Notwendig sei nun eine Veränderung an möglichst vielen Orten zur selben Zeit, was – zumindest in Ansätzen – auch schon der Fall ist. So wird aktuell beispielsweise Paris als erste Großstadt der Welt begrünt und gekühlt. Rund 100.000 Parkplätze werden aufgelassen und mit 150.000 neu gepflanzten Bäumen ersetzt. 

„Die Klimawende ist unser Kernprojekt. Wenn wir die Klimawende schaffen, dann werden wir auch bei den anderen Krisen Verbesserungen zustande bringen“, ist Anschober überzeugt. Und dafür brauche es das klare Ziel eines grünen und klimaverträglichen Finanzsektors. Erste Schritte und Pioniere bezeichnet Anschober dabei als „extrem wichtig“, jedoch fordert er gleichzeitig eine „harte und konsequente Wende“.

In die Umwelt investieren

Im Umweltcenter der Raiffeisenbank Gunskirchen wird diese Wende bereits seit zehn Jahren gelebt. „Wir haben uns dazu entschieden, die Gestaltungsmacht von Geld sehr aktiv zu nutzen und nur noch ökologische Projekte und Unternehmen zu unterstützen, die zum Erhalt unserer Umwelt, zur Klimaneutralität und zur Reduktion von CO₂ beitragen“, führt Kristina Haselgrübler, Geschäftsleiterin der Raiffeisenbank Gunskirchen und Leiterin des Umweltcenters, aus. 

Mit 31. Dezember 2022 investierte das Umweltcenter rund 70 Mio. Euro in Ökoprojekte, mit dem größten Anteil in Photovoltaikanlagen, ökologisches Bauen und Biomasse. Bisher konnten damit umgerechnet 2.573 Österreicher CO₂-neutral gestellt werden. „Das Ziel ist es, die Bewohneranzahl von Gunskirchen – rund 6.000 Menschen – in relativ kurzer Zeit zu kompensieren“, so Haselgrübler. Im Zuge dieses Auftrages lege man zudem Wert darauf, nicht nur grüne Projekte zu unterstützen, sondern auch selbst einen Beitrag zu leisten. Und dies gelingt der Bankstelle nicht zuletzt mit ihrem eigenen Haus. „Unsere Bank produziert den meisten Strom selbst, wir haben ein E-Car-Sharing und eine begrünte Fassade, damit es im Sommer kühler ist“, so Haselgrübler. 

„Die Rolle von Geld kann man im Umbau für die große Transformation in eine dekarbonisierte Welt gar nicht übertreiben“, weiß auch Jakob Mayr, Programmmanager Sustainable Finance beim WWF. Nicht zuletzt deshalb, da nahezu alle Bereiche, die mit Geld in Verbindung stehen, in die Zukunft gerichtet sind und somit die Möglichkeit geben, diese zu gestalten. Mit Bezug auf den WWF-Finanzguide rät Mayr jedoch dazu, sich zunächst selbst zu orientieren und festzustellen, welche Aspekte sich am meisten mit den eigenen Werten überlappen. 

„Die Klimakrise bekämpfen zu wollen, kann auch individuelle Gründe haben. Man muss nicht sofort an die große Welt denken, sondern kann auch zunächst in sich gehen und schauen, was einem persönlich wichtig ist.“

AusgabeRZ46-2023

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