Der Traum vom Einfamilienhaus

Wie die Traumimmobilie der Österreicher aussieht und wie sich dieser Wohntraum verändert hat, zeigt die „Traumhaus-Studie“ von Raiffeisen Immobilien.

Die Wohnsituation der Österreicher hat sich seit der letzten repräsentativen Erhebung 2018 nicht wirklich verändert. Nach wie vor lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Wohnungen: davon 31 Prozent zur Miete, 12 Prozent in einer Eigentumswohnung, weitere 12 Prozent in einer Genossenschaftswohnung und 5 Prozent in Gemeindewohnungen. 31 Prozent nennen ein Einfamilienhaus ihr Eigen, die restlichen 9 Prozent wohnen in einem Reihenhaus, einer Doppelhaushälfte oder in einem Mehrfamilienhaus. 

Dass die Mehrheit aber nicht unbedingt für immer in einer Wohnung bleiben möchte, zeigen die Erhebungen zur Traumimmobilie der Österreicher: Unangefochten an der Spitze steht das Einfamilienhaus im Grünen mit 100 bis 150 m2 Wohnfläche, zwei Schlafzimmern, ein bis zwei Bädern, eigenem Garten und einem Arbeitszimmer.

34 Prozent sehen sich „Im Einfamilienhaus in einem kleinen Ort am Land“ (2018: 31 Prozent). Das Einfamilienhaus in Alleinstellung im Grünen – also ohne Nachbarn – war 2018 nur für 21 Prozent der Wohntraum schlechthin – mittlerweile ist dieser Wert signifikant auf 33 Prozent angewachsen. Man sieht, ländliche Lage bzw. Alleinlage führt mit deutlichem Abstand vor dem Einfamilienhaus am Stadtrand (23 Prozent). Auf Platz vier landet die Neubau-Eigentumswohnung, gleich auf mit dem Einfamilienhaus im städtischen Speckgürtel (jeweils 19 Prozent). Von einer Mietwohnung bzw. einem gemieteten Haus (11 Prozent) sowie einer Eigentumswohnung im Altbau (8 Prozent) träumen nur wenige. Ganz am Ende der Liste findet sich die Genossenschaftswohnung mit 7 Prozent. 

Wirtschaftliches Planen

Im Vergleich zur Vorgänger-Erhebung aus 2018 begnügt man sich allerdings mit etwas weniger Wohnfläche: Der Anteil jener, deren Wohntraum auf bis zu 100 m2 Fläche Platz findet, ist von 26 Prozent auf 32 Prozent gestiegen. 37 Prozent wünschen sich bis zu 150 m2, das sind 3 Prozent weniger als 2018. Unverändert hat die Traumimmobilie zwei bis drei Schlafzimmer. 46 Prozent der Befragten begnügen sich mit einem Bad, etwas mehr (49 Prozent nach 45 Prozent) träumen von zwei Bädern. „Die Tendenz geht wieder hin zum wirtschaftlichen Planen“, weiß Peter Weinberger, Geschäftsführer Raiffeisen Immobilien NÖ, Wien & Burgenland und Sprecher Raiffeisen Immobilien Österreich, und betont: „Etwas reduzieren tut uns allen gut, man muss nicht alles haben und nicht gleich.“

Weiters zeigt sich, dass jene, die sich ein Einfamilienhaus wünschen, auch kompromissbereiter sind, wenn es um Reihenhäuser oder Doppelhäuser geht, sagt Peter Mayr, Geschäftsführer Raiffeisen Immobilien Salzburg und Sprecher Raiffeisen Immobilien Österreich, und überspitzt: „Wichtig ist es, keine Wohnung zu haben, sondern Alleineigentum.“ 

Wunsch nach Rückzug

Geht es um die Ausstattungsmerkmale der Traumimmobilie, haben im Vergleich zu 2018 vor allem Keller und Dachböden an Attraktivität verloren. Für den Rückgang beim Keller sind laut Peter Weinberger vor allem die deutlich gestiegenen Baukosten verantwortlich. 

Mit 74 Prozent steht der eigene Garten ganz oben auf der Wunschliste. Gefolgt von Terrasse (66 Prozent), Keller (nur mehr 56 Prozent nach 73 Prozent) sowie Balkon/Loggia (48 Prozent). Der 2024 erstmals abgefragte Pool bzw. Schwimmteich landete mit 45 Prozent auf Anhieb auf Platz fünf, vor dem Dachboden (28 Prozent nach 41 Prozent in 2018). 

Zwei Drittel der Österreicher (66 Prozent) wünschen sich zudem ein eigenes Arbeitszimmer oder Büro. Dieser Wert ist gegenüber einer ähnlichen Umfrage aus 2008 um 14 Prozentpunkte gestiegen – eine Folge der Erfahrungen aus der Pandemie und des damit einhergehenden Trends zum Homeoffice, sind Mayr und Weinberger überzeugt. 

Auf Platz zwei der Zusatzräume findet sich der Garderobenraum mit 63 Prozent Zustimmung, von dem vor allem Frauen (68 Prozent) träumen. Männer hingegen wünschen sich häufiger ein eigenes Zimmer ganz für sich alleine (50 Prozent vs. 43 Prozent der Frauen), ein Heimkino (23 Prozent vs. 12 Prozent der Frauen) oder einen Weinkeller (18 Prozent vs. 9 Prozent).

Günstigere Gebrauchte

„In den Umfrageergebnissen ist ein deutlicher Wunsch nach Rückzug und Leben im Grünen zu erkennen, der einerseits wohl den multiplen Krisen der letzten Jahre geschuldet ist. Andererseits spiegelt sich hier auch die leichtere Finanzierbarkeit von Häusern in ländlichen Lagen wider. Man nimmt weitere Wege in Kauf, um günstiger zu wohnen“, so Weinberger.

Kauft man eine gebrauchte Immobilie, wäre es für Umwelt und Budget am schonendsten. „Dafür muss keine zusätzliche Fläche versiegelt werden, es werden weniger Baustoffe verbraucht und man kann das Objekt im Einklang mit den eigenen finanziellen Mitteln schrittweise an die persönlichen Bedürfnisse anpassen. Und last but not least sind gebrauchte Immobilien auch wieder leistbarer geworden“, empfiehlt Weinberger. „Denn anders als im Neubau-Sektor, wo die Preise aufgrund hoher Baukosten und rückläufiger Bautätigkeit nach wie vor steigen, hat sich der Markt für Gebraucht-Immobilien rascher an die neuen Gegebenheiten angepasst. Gebrauchte Immobilien sind daher derzeit wieder günstiger zu haben.“

Bessere Voraussetzungen schaffen

„Die Studie zeigt – ebenso wie andere Umfragen – ganz klar, dass Eigentum bei der Bevölkerung deutlich beliebter ist als Miete. Der Staat tut daher gut daran, den Weg zum eigenen Heim zu erleichtern und den Anteil von Wohneigentum in Österreich insgesamt zu erhöhen“, appelliert Mayr. Zinsgünstige Wohnbaudarlehen, wie sie das Baukonjunktur-Paket der Bundesregierung vorsieht, könnten Haushalten helfen, ihre monatlichen Belastungen zu verringern und so den Erwerb von Wohneigentum zu erleichtern. „Jetzt geht es darum, dass die Bundesländer rasch die Voraussetzungen für diese Darlehen schaffen, damit vor allem junge Menschen das Zeitfenster für die Schaffung von Eigentum bestmöglich nutzen können“, meint Mayr.

Große Kritik gibt es nach wie vor an der KIM-Verordnung: Für viele platzt der Traum vom Eigenheim an der 40-Prozent-Grenze, die die Kreditrate gemessen am verfügbaren Nettohaushaltseinkommen nicht übersteigen darf. „Es ist traurig, dass wir dadurch weniger Eigentum schaffen können, weil Eigentum auch Altersvorsorge ist “, bekräftigt Weinberger.

AusgabeRZ34-2024

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