Ob am Black Friday, Cyber Monday oder gleich die ganze Black Week lang – von Ende November bis Anfang Dezember locken viele Händler mit Angeboten und Rabatten. Geht’s dann ums Bezahlen, zücken die Österreicher beim Onlineshopping am liebsten die Kreditkarte (70 Prozent), dicht gefolgt vom Kauf auf Rechnung (68 Prozent), wie der Shoppingindex 2024 des Handelsverbandes zeigt.
64 Prozent nutzen Gutscheinkarten, 56 Prozent das Onlinebanking und 48 Prozent bezahlen per eWallet, dazu zählen Dienste wie Paypal, Bluecode, Apple bzw. Google Pay. Im Geschäft zahlen 46 Prozent mit Bargeld, die andere Hälfte nutzt eine physische oder digitale Karte. In Zukunft soll mit dem Digitalen Euro noch eine Zahlungsmethode hinzukommen. Was die Einführung für den Handel, Finanzdienstleister und die Konsumenten bedeuten würde, diskutierte man im Rahmen des heurigen Tech Day des Handelsverbandes.
Rechtsrahmen fehlt
Der Digitale Euro soll ein digitales Bargeld sein, das im gesamten EU-Raum gesetzlich akzeptiert wird und allen Einwohnern im EU-Raum kostenlos zur Verfügung steht, erklärt Petia Niederländer, Direktorin der Hauptabteilung Zahlungsverkehr, Risikoüberwachung und Finanzbildung in der Österreichischen Nationalbank (OeNB). Größter Unterschied zu bestehenden elektronischen Zahlungsmittel ist, dass der Digitale Euro von der Europäischen Zentralbank (EZB) garantiert wäre und man somit erstmals auch digital mit öffentlichem Geld bezahlen könnte. Für Händler soll der Digitale Euro kosteneffizienter als bestehende Zahlungsmittel sein.
Die EZB ist 2023 in die Vorbereitungsphase für das Projekt gestartet. Ob der Digitale Euro auch wirklich eingeführt wird, hängt vom Rat der Europäischen Union und dem Europäischen Parlament ab. „Es gibt noch keinen Rechtsrahmen, diese Verordnung wird gerade verhandelt“, weiß Florian Pollak, Jurist im Bundesministerium für Finanzen (BMF), und betont: „Solange es diese Verordnung nicht gibt, gibt es auch keinen Digitalen Euro.“
Für Johannes Rehulka, Generalsekretär des Österreichischen Raiffeisenverbandes, fehlt es aber nicht nur am Rechtsrahmen, sondern generell an Mehrwert, der „weder für Konsumenten noch für den Rest des Marktes eindeutig erkennbar“ sei: „Zum einen können Konsumenten heute schon mit unterschiedlichen Bezahlungsmöglichkeiten reibungslos in ganz Europa bezahlen. Zum anderen wurden wesentliche Parameter noch nicht festgelegt.“ Letzteres betreffe vor allem die Finanzierung des Projektes. „Denn der Digitale Euro soll gratis für alle sein, aber die Kosten und Verpflichtungen sollen bei den Banken hängenbleiben“, befürchtet Rehulka und fordert mehr Auf- und Erklärung. Nur so könne man eine seriöse Debatte darüber führen.
Gebühren gedeckelt
Aus Sicht des Handels wäre eine kostengünstige Zahlungsmethode zu begrüßen, sagt Eva Posan, CFO bei MediaMarkt Österreich. Da man sich als Händler die Zahlungsmethoden nicht aussuchen kann, sondern hier den Wünschen und Erwartungen der Konsumenten folgen muss, ist man auch den Gebühren der Anbieter ausgeliefert. „Mit einem halben bis über einem Prozent des Umsatzes wird das ein immer größerer Faktor in unseren Ergebnissen“, hält Posan fest.
Da die Händler zur Annahme verpflichtet werden, sollen auch die Gebühren gedeckelt sein, sagt Pollak: „Ob es dann tatsächlich mehr Wettbewerb gibt und das die Gebühren der anderen in Bewegung bringt, kann man im Moment nur schwierig beantworten.“ Aber schon alleine, weil bei einer Transaktion mit dem Digitalen Euro alle Zwischenhändler ausfallen, spare man sich deren Gebühren, betont Petia Niederländer.
Endkunden abholen
Der Digitale Euro würde sicherstellen, dass alle im Euroraum einfach und sicher – auch offline – digital in Geschäften und Online-Handel bezahlen können, fasst Niederländer zusammen, die davon ausgeht, dass die Europäer ihrem Euro auch mehr vertrauen als anderen Zahlungsanbietern.
Anton von Ingelheim, Head of Sales & Partnerships DACH bei Adyen, einem Finanztechnologie-Anbieter aus Holland, hält den Digitalen Euro vor allem aus technischer Sicht für sehr spannend, gibt aber zu denken: „Payment-Lösungen müssen aus der Kundensicht gedacht werden. Wenn man den Endkunden nicht dafür abholt, wird es schwierig.“ Dazu zitiert Johannes Rehulka den US-Notenbanker Christopher Waller, der meinte: „Der Digitale Euro ist eine Lösung auf der Suche nach einem Problem.“